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Die niederrheinische Heimat im Bilde
Helmuth Liesegang wurde in Duisburg, wo sein Vater Gymnasialoberlehrer war im Jahre 1858 geboren. Er kam schon in früher Jugend nach Kleve, dem romantischen Bergstädtchen mit der alten Burg des Schwanenritters, wo noch einmal die ganze Poesie der Rheinsagen zu vollstem Akkord zusammenklingen.
Schon als Schüler des dortigen Gymnasiums zog er das Herumstreifen in freier Natur dem Unterricht in der Schule vor und schon zu jener Zeit fehlte dabei der Zeichenstift bei seinen Exkursionen niemals.
Es stellte sich bald heraus, dass er ein großes Talent zum malen hatte. Das bestätigte sich, als er das Klever Gymnasium mit der Düsseldorfer Kunstakademie tauschte. Es zeigte sich, dass der eifrige Schüler mit der Natur des Niederrheins verwachsen war, sie war ihm Heimat geworden.
Bildquelle:
Porträtiert von seinem Freund Max Stern, abgedruckt im Verbandsblatt der Familie Liesegang, mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers der Halbmonatsschrift „Der Niederrhein“ Heft 9 aus dem Jahre 1913
Er hatte das große Glück auf der Akademie in Eugen Dücker den besten Lehrer zu finden, der des Schülers Begabung richtig einschätzte und zu leiten verstand. Nach diesen Lehrjahren sah sich Liesegang zur weiteren Vertiefung seiner künstlerischen Begabung in der Welt draußen reichlich um. So ging er nach Paris und studierte die modernen Franzosen, besonders die Schule von Fontainebleau ließ er auf sich wirken. Auch in Belgien und Holland fand er reichlich Anregung, aber er betrachtete sie nur als die Wege zur Beseitigung seiner reisenden Selbständigkeit. In Katwijk begegneter er Max Liebermann und zu seinen Freunden zählte unter anderem Olof Jernberg. Nach arbeitsreichen Wanderjahren kehrte ein fertiger Meister in die heimat zurück, das zeigte sich in einer recht großen Anzahl von Schöpfungen aus seiner Hand, zum überwiegenden Teil in der näheren Umgebung geschaffen. Gleichzeitig zeigte sich in ihnen die Eigenschaft eines harmonichen Kunstwerkes in glücklichster Verbindung, das Zusammenspiel von naturfrohem Realist und echtem Poeten. Luft und Licht in einheitlicher Stimmung, unermüdliche Frische und gereifte Eigenart, das sagten seine Bilder aus.
Als Helmuth Liesegang am 18. Juli 1918 seinen 60. Geburtstag beging, wurde dies in zahlreichen deutschen Zeitungen und Zeitschriften durch Wort und Bild gewürdigt.
So schließt ein Aufsatz von G. Howe in Reclams Universum mit den Worten:
„Helmuth Liesegang steht heute mit seinen sechzig Jahren auf der Höhe seines Schaffens. Dabei hat er sich nie als Fertiger gefühlt und seine Entwicklung für abgeschlossen gehalten, um sich des bequemen Erfolges zu erfreuen. Gerade in den letzten Jahren seiner Tätigkeit ist er immer lebhafter im Vortrag, immer heller, kühner in seiner Farbengebung geworden. Sein Streben nach ausgesprochener Bildwirkung hat zugenommen. An die Stelle einer tonigen Verschmelzung der Gegensätze lässt er eine unbefangene Beobachtung der Helligkeitswerte und der Farbennuancen treten, auf der sich der höchste malerische Stil aufbauen kann. Schon längst zieren Hauptwerke von ihm zahlreiche öffentliche und private Galerien. Die kommenden Jahre werden sicher noch manchen wertvollen Beitrag zur Vervollständigung des Gesamtbildes seiner Kunst liefern.“
Helmut Liesegang war in dem Zeitalter verwurzelt, in dem die Düsseldorfer Kunst unter den großen Realisten, wie den Brüdern Achenbach, Eduard von Gebhardt und Peter Janssen einen bedeutenden Aufschwung erlebte. Er war es, der die niederrheinische Landschaft in seiner Schönheit erschloss. Seine Gemälde gehören noch heute zu den begehrtesten in unserem Lande. Auf den großen internationalen Ausstellungen wurde der Künstler mit Medaillen ausgezeichnet, unter anderem verlieh man ihm 1943 die Goethe-Medaille, 1944 erhielt Liesegang den Cornelius-Preis, die Preußische Goldene Staatsmedaille, die Österreichische Staatsmedaille, 1900 ein Ehrendiplom in Paris, sowie weitere Auszeichnungen in London und Chicago.
Liesegang war Mitglied des Künstlervereins Malkasten von 1888-1945 und Mitglied des Deutschen Künstlerbundes, sowie des Vereins Düsseldorfer Künstler. In seiner Selbstdarstellung in den Blättern des Kunstvereins für die Rheinlande und Westfalen steht geschrieben: „Als eine Hauptaufgabe meines Schaffens habe ich stets versucht meine niederrheinische Heimat im Bilde wiederzugeben“. Während des Krieges mußte er Düsseldorf verlassen wegen der Bombardierungen. Er fand in Leipzig Aufnahme und verstarb dort im Alter von 87 Jahren. Zuvor war er mit dem Professorentitel ausgezeichnet worden.
Die Familie Helmuth Liesegang:
Helmuth Liesegang (+31.7.1945) war der Sohn des Dr. phil. Gehheimer Regierungsrat Helmuth Karl Albert Liesegang (29.10.1827) und dessen Gattin Agnes Jüngel (28.12.1836) Helmuth hatte noch weitere 6 Geschwister, unter anderem den bekannten Professor für Geschichte und Direktor der Landesbibliothek Wiesbaden, Erich Liesegang. (Die ganze Familiengeschichte findet ihr in meiner Datenbank)
Der Vater wurde als Sohn des Superintendenten Wilhelm Liesegang in Perleberg geboren. Seine höhere Schulbildung erhielt er auf dem Joachimstalschen Gymnasium in Berlin und studierte in Berlin hauptsächlich klassische Philologie und Geschichte. Nach dem er im März 1851 die Staatsprüfung bestanden hatte, legte er sein Probejahr an obigem Gymnasium ab und erhielt Ostern 1852 in Wesel seine erste Anstellung im Schulamt. Von Ostern 1854 bis zum Herbst 1856 war er als Oberlehrer in Bielefeld und danach 12 Jahre in Duisburg tätig. Im Herbst 1868 erhielt er seine Ernennung zum Kgl. Gymnasialdirektor und hat als solcher über 28 Jahre das Gymnasium in Kleve geleitet. Zu seinem 80. Geburtstag wurde verlieh man ihm den Rang des Geheimen Regierungsrats. Am 29. Oktober 1912 feierte der Geheime Regierungsrat im Kreise seiner Familie seinen 85. Geburtstag
Vom Sohn Dr. med. Helmuth Gustav Albert, Arzt in Düsseldorf (26.3.1895) ist Folgendes überliefert: „Er galt nach einer Notiz des Künstlervereins „Malkasten“ dem auch sein Vater angehörte, als sehr hilfsbereit und hat viele Künstler, vor allem ältere, stets kostenlos behandelt. Um so mehr war man überall empört und entrüstet bei der Einsegnung im Krematorium, daß ein junger eifernder Geistlicher (ein Hilfsprediger) der bei späterer Pfarrerwahl an der Johanneskirche nicht zum Pfarrer gewählt wurde, dem Toten die Mitgliedschaft zum Malkasten zum Vorwurf machte. Vermutlich war diesem bekannt, daß dem Künstlerverein auch Juden angehörten, so wie der berühmte Maler Max Stern, der ebenfalls zur direkten Linie Liesegang zählt“.
Zu den Werken Liesegangs zählen:
„Am frühen Morgen“
„Netzflicker am Niederrhein“
„Altes Städtchen“
„Frühling am Niederrhein“
„Niederrheinisches Altwasser“
„Herbstlaub“
„Letzte Sonne“
„Winterabend“ (im Museum Elberfeld)
„Niederrheinisches Gehöft“
„Winter in Holland“
„Landweg nach dem Regen“
„Brügge im Schnee“
„Vor der Kirche“
„Haarlem“
„Kirchplatz in Kleve“
„Schäfer mit Herde“
„Dorfszene in Holland“
„Aalfischer in Holland“
„Flußlandshaft in Holland“
Literatur zu Helmut Liesegang:
Halbmonatsschrift „Der Niederrhein“ Heft 9, 1913
Westermanns Monatshefte“ Januar 1915 und August 1915
NDB Bd. 14, S. 537 Familienartikel.
Verbandsblatt der Familie Liesegang Nr. 3 August 1913, Nr. 4 November 1913, Nr. 5 Februar 1914, Nr. 9 Mai 1915
Literatur: Thieme Becker, Band XXIII (Leitensdorfer-Mander) Seite 212
Zur Geschichte der Düsseldorfer Kunst insbesondere im XIX. Jahrhundert von Friedrich Schaarschmidt, im Verlag des Kunstvereins für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf 1902, Seite 244, 251
Beispiele aus der Jenaer Zeitung
Im Thüringer Ausstellungsverein… Nr. 279, November, Jahrgang 227, Jenaische Zeitung
Kunstausstellung Nr. 289 Dezember, Jahrgang 227, Jenaische Zeitung
Neu ausgestellt im Thüringer…Nr. 37, Februar, Jahrgang 228, Jenaische Zeitung
Neu ausgestellt im Thüringer…Nr. 144, Juni, Jahrgang 229, Jenaische Zeitung
Ausstellung des Kunstverein…Nr. 150, Juni, Jahrgang 229, Jenaische Zeitung