Wilhelm Eugen Liesegang : aus seinem Familien- und Wappenbuch des Hasli

Ein Mann sein Buch und die Heraldik

Ein Mann sein Buch und die Heraldik

Über Eugen Liesegang habe ich bereits einen Beitrag verfasst. Sein Leben aber war so facettenreich, seine Interessen so vielschichtig, dass heute nun ein zweiter Teil folgt. Für mich ein Highlight für die Forschung zu meiner Liesegang Familie.

Mein Dank gilt zunächst der großartigen Maturaarbeit von Annina Fuchs aus Brienz1, der BBO Kulturstiftung die das Buch 2016 herausgegeben hat, dem Museum der Landschaft Hasli2 die den Nachlass von Eugen Liesegang hütet und Frau Banholzer aus Meiringen, der ich es zu verdanken habe, dieses einmalige Werk in Händen zu halten. Mit dieser Arbeit bringt Frau Fuchs allen die Heraldik ein Stück näher.

Wappenzeichnung Eugen Liesegang 1 scaled
Nach einem Original im Besitz von Oscar Neiger, gezeichnet von Eugen Liesegang3

Das Buch und sein Autor

Im Jahre 1911 begann Liesegang sein persönliches, dokumentarisches Buch über das Haslital zu gestalten. Er trug das Material während seiner 12-jährigen Zeit als „Spittler“ zusammen.4

Die Untersuchung der verschiedenen Wappen im 100 Jahre alten Familien- und Wappenbuch des Hasli, welches von Wilhelm Eugen Liesegang gestaltet wurde. Auch das Verzeichnis der Familiennamen wurde von E.L. erstellt und akribisch niedergeschrieben.

Wappenbild 1 Wappenbild 2 Wappenbild 3

Es enthält die Namen aller Familien, die damals im Haslital weilten, oder deren Wohnsitz sich dort befand. Es fällt auf, dass diese Liste überdurchschnittlich viele Namen enthält, welche nicht zu den echten Hasli-Geschlechtern zählen. So zum Beispiel Familien aus dem Wallis, oder Amtsleute, Statthalter und Zollbeamte (von der Berner Regierung gesandt) auch von Diplomaten, denn das Haslital war zu dieser Zeit eine Handelsdrehscheibe zwischen Nord und Süd.

Hasli Familien Hintergrund von Eugen Liesegang
Beispielseite aus dem Original Wappenbuch5

Mit dabei auch Geschlechter aus Deutschland, die für die Verhüttung von Eisenerz6 benötigt wurden. Das schriftliche Material befindet sich im FWH7

Kassenbuch Eugen Liesegang
Seite eines alten Kassenbuches5

Zur Zeit Liesegangs hatte Papier noch einen anderen Stellenwert – es war wertvoller. Jeder kleine Rest wurde verwendet. Zur Gestaltung seines Buches brauchte Liesegang sehr viel Papier. Wahrscheinlich hatte er gerade nichts anderes zur Hand und begann deshalb ein Kassenbuch in sein Familien-und Wappenbuch umzuwandeln, davon hatte er genug. Er sammelte Zeitungsartikel, Fotos, Zeichnungen, Siegel mit heraldischem Ursprung und Wappen, mit denen er sein Buch schmückte.

Die Wappen hatte er meist aus Dokumenten ausgeschnitten, aber auch aus Büchern selbst abgezeichnet (das zeigt wieder seine vielseitige Begabung) Im Buch sind Vollwappen, Wappenschilde, farbige, SW Wappen oder Siegel mit heraldischem Ursprung enthalten.8

Ein kleiner Rückblick auf das Leben von Eugen Liesegang-Perrot

Gleich zu Anfang dieses Jahrhunderts trat auf der Grimsel ein bedeutsames Ereignis ein: Im Jahre 1902 ging die gesamte Grimsel und Handeggbesitzung, bisher Eigentum der Landschaft Oberhasli, durch Kauf vom 22. April um die Summe von 205,000 Franken in den Besitz von Eugen Liesegang-Perrot über. Mit diesem Akte wurde das letzte gemeinschaftliche Landschaftsvermögen liquidiert.9

«Ein Gebiet grösser als die Kantone Zug oder Baselstadt, ein kleines Fürstentum, das an Eigenart wohl von keinem andern in der
Welt übertroffen wird», so schrieb die damalige Presse, habe sich Herr Liesegang durch diesen Kauf erworben. Noch im gleichen Jahr ging der Besitzer daran, am Grimselhospiz die durch den starken Verkehr hervorgerufenen Umbauten und Neubauten vorzunehmen. Nachdem solche durchgeführt worden waren, konnte sich das Grimselhospiz mit jedem andern größeren Gasthaus der Gegenwart messen. Eine bequeme steinerne Treppe, die schon in früherer Zeit vorhanden war, führt von außen an der Westseite zum ersten Stockwerk hinauf, wo sich zur Rechten ein geräumiger, doppelteiliger Speisesaal befindet, während nach links ein langer Korridor zur Küche und zu verschiedenen Schlafzimmern führt. Solche finden sich zu je 2 Betten in größerer Anzahl in den oberen Stockwerken; die Gesamtzahl der Fremdenbetten wurde auf 60 gebracht. An der Westseite des Hospizes, neben der Treppe, wurde eine breite Terrasse angebaut, wo sich bei günstiger Witterung die Gäste mit Vorliebe aufhalten, um eine Erfrischung zu genießen. Zur Grimselbesitzung gehörte ein Sömmerungsgebiet für 65 Kühe und 800 Schafe. Im Jahr 1903 baute Liesegang das Haus an der Handegg, das bei Anlass des Straßenbaues erstellt worden war, zu einem modernen Hotelgebäude um.10

31.08.1930 der Stausee fuellt sich
31.08.1930 der Stausee füllt sich5

Seit dem Jahre 1909 haben sich die rechtlichen Verhältnisse auf der Grimsel geändert : in diesem Jahre ging die ganze Grimselbesitzung samt der Handegg durch Kauf um den Preis von 565,000 Franken in das Eigentum der Gesellschaft der
Bernischen Kraftwerke über zwecks Bau eines Stausees im Aarboden. 1928 versinkt das alte Grimselhospiz im Grimselsee.11

 

Eugen Liesegang wird 1947 zum Ehrenbürger ernannt

Wilhelm Eugen Liesegang wurde 1947 zum Ehrenbürger ernannt. Sein Beitrag zur Kultur des Oberhaslis und Meiringens galt als maßgeblich. Er initiierte die Schaffung des Haslimuseums und ermöglichte archäologische Ausgrabungen bei der reformierten Kirche Meiringen.

  1. Ein Mann sein Buch und die Heraldik, Maturaarbeit von Annina Fuch aus Brienz, erschienen 2016 []
  2. https://www.haslimuseum.ch/ []
  3. Seite 46 []
  4. Seite 6 []
  5. https://www.jungfrauzeitung.ch/artikel/169636/ [] [] []
  6. Seit dem 15. Jahrhundert waren ob Meiringen Eisenerzvorkommen ausgebeutet und im Tal verhüttet worden. Das Geschäft, zeitweise durch Staatsbeamte, dann wieder durch Pächter betrieben der Pachtzins musste in Form von Kanonenkugeln entrichtet werden-, brachte aber immer nur Verluste, sodass die Anlagen zu Beginn des 19. Jahrhunderts endgültig geschlossen wurden []
  7. Seite 63 []
  8. Seite 8 []
  9. Oberhasle Kaufvertrag Die Landschaft Oberhasli verkauft an Wilhelm Eugen Liesegang-Perrot, in Meiringen, für Fr. 205’000.– die „Grimselbesitzung“ (Grimselhospiz, Sennerei, mehrere Wirtschaftsgebäude, Alp und Waldungen), die „Handeggbesitzung“ (Gasthofgebäude, mehrere weitere Bauten und die Alp, Signatur: Oberhasle 22.04.1902
    https://www.query.sta.be.ch/detail.aspx?ID=56910 []
  10. https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=pio-001:1924:45::30 Seite 65 []
  11. https://www.e-periodica.ch/cntmng?pid=pio-001:1924:45::30 Seite 67 []