Der Vater des Philosophen Hans Leisegang war ungefähr ab 1886 Pfarrer in Blankenburg..
im Einzugsgebiet der Unstrut, zwischen Mühlhausen und Tennstedt. Um den drückenden Verhältnissen dort zu entgehen, bewirbt sich Otto Leisegang um andere Pfarrstellen, erhält auf 25 Bewerbungen nur einmal eine Aufforderung zur Gastpredigt, die aber wieder zurückgenommen wird als man merkt, dass er Pfarrer in dem kleinen Blankenburg ist und nicht im größeren Saalfeld.
So bleibt ihm nur ein Ausweg: der Militärdienst. Seine Bewerbung beim preußischen Feldprobst hat Erfolg, er wird Pfarrer und Religionslehrer am Königlichen Militärwaisenhaus auf Schloß Pretzsch, oberhalb Wittenbergs. Hier lebt die Familie von 1890-1896.
Im Oktober 1896 ernennt ihn der Feldprobst zum Divisionspfarrer in Colmar im Elsass, welches nach 1871 zum Deutschen Reich gehörte. Am 1.6.1899 wird Otto Leisegang zum Kadettenhauspfarrer ernannt. Die Familie muss umziehen nach Diez an der Lahn. Schon im Oktober 1902 ernennt man ihn zum Divisionspfarrer der Garnison in Neiße (Schlesien) und im Juni 1906 zieht die Familie nach Straßburg.
Vater Otto Liesegang will zurück in den Zivildienst und bewirbt sich um eine Superintendentenstelle, die er schließlich in Prettin a.d. Elbe als Mittvierziger erhält. Die Hoffnung, dass es hier seiner Frau besser gehe, weil es auch ihre Heimat ist, erfüllt sich leider nicht – sie stirbt am 31.8.1909 in Straßburg. Sie hatte jahrelang an Multipler Sklerose gelitten. Die Familie muss nun alleine nach Prettin umsiedeln.
Otto Leisegang, nun Superintendent im Ruhestand stirbt Anfang 1945 bei einem Bombenangriff in Wiesbaden. Bekannt sind 4 Kinder die Otto Liesegang hinterlässt, darunter der berühmte Philosoph Hans Leisegang, Begründer der Philosophie an der FU Berlin. Genealogie:
Hans Leisegang, 1890 in Blankenburg geboren, war Schüler von Dilthey und Husserl.
Zunächst mit religions-philosophischen Arbeiten und Studien zum hellenistischen Denken hervorgetreten – sein Buch über die Gnosis gilt noch heute als ein Standardwerk, wandte er sich in den 20er Jahren der Analyse von Denkformen zu, auf deren Grundlage er Bücher über Luther, Goethe, Lessing, Dante u. a. vorlegte. 1930 wurde er Nachfolger von Max Wundt in Jena.
1914 heiratete Hans Leisegang die Pfarrerstochter Erna Mehlhose und 1916 wird Sohn Siegfried geboren, es folgt 1922 Tochter Getrud (genannt Trudel)
Eine abfällige Bemerkung über Hitler bei der Übertragung der Trauerfeierlichkeiten für Hindenburg auf dem Jenaer Marktplatz führte 1934 zu einer Verurteilung zu sechs Monaten Gefängnis. Seines Amtes enthoben, studierte er Physik und war anschließend in der Industrie tätig. Erst am 1.12.1945 wurde er wieder in sein Professorensamt eingesetzt.
Volle Hörsäle zeugten zwar von Klasse, doch sein Bekenntnis: „Die Universität darf unter keinen Umständen ein Priesterseminar oder eine Funktionärsschule werden“, legte fehlendes Klassenbewusstsein an den Tag: Im Oktober 1948 wurde er gegen den Widerstand von Kollegen und Studenten von der Universität entfernt.
Bis zu seinem Tode im Jahr 1951 lehrte Leisegang an der FU Berlin. An dieser Stelle muss ich auf das Werk von Eckhardt Mesch hinweisen, der als ehemaliger Student von Hans Leisegang und nun als Biograph das Leben seines Professors feinfühlig und intensiv nachgezeichnet hat. Hans Leisegang gehört für immer zu den ganz großen Philosophen dieser Welt.
Publikationen von und über Hans Leisegang PDF
1.Die Gnosis, Leisegang, Hans. – Stuttgart : Kröner, 1985, 5. Aufl.
2.Einführung in die Philosophie, Leisegang, Hans. – Berlin, New York : de Gruyter, 1973
3.La Gnose, Leisegang, Hans. – Paris : Payot, 1971
4.Pneuma hagion, Leisegang, Hans. – Hildesheim : G. Olms, 1970, Reprograf. Nachdr. d. Ausg. Leipzig, Hinrichs, 1922
5.Einführung in die Philosophie, Leisegang, Hans. – Berlin : de Gruyter, 1969, 7. Aufl.
6.Philosophie eines Unangepaßten: Hans Leisegang, Würzburg : Königshausen und Neumann, 2003
7.Hans Leisegang, Mesch, Eckardt. – Erlangen : Palm und Enke, 1999
8.Rationalitätstypen Freiburg (Breisgau) : Alber, 1999
9.Ende der Universalgeschichte? Marquard, Odo. – Jena : Univ.-Verl., 1992