Immanuel Helmuth Friedrich (Fritz) Liesegang wurde als Sohn der Pfarrersleute Hermann Liesegang und Elisabeth Abt am 4.5.1871 in Techow geboren. Aus wirtschaftlichen Gründen war es ihm nicht möglich Medizin zu studieren und so entschloss er sich dazu, die militärische Laufbahn einzuschlagen. Seine Ausbildung beschloss er an der Kaiser Wilhelm Akademie (der Pépinére, eine Hochschule für die Ausbildung von Militärärzten in Berlin) mit der Promotion zum Dr. med. Zunächst wurde er Assistenzarzt bei einem Dragoner Regiment in Colmar, anschließend wurde er als Oberarzt zum Kadetten-Corps nach Naumburg an der Saale beordert, danach als Stabsarzt zu den Pionieren nach Straßburg im Elsass.
Im März 1908 wurde Fritz Liesegang als Regierungsarzt vom Kolonialamt in Berlin mit dem Aufbau und der Leitung einer Sanitätsstation in Mikronesien (Welt der kleinen Inseln) beauftragt. Sitz der Station war „Jaluit“ ein Korallen-Atoll der südlichsten Inselgruppe von der Ralik-Kette im Bereich der Marshall-Inseln.
Die Arbeit des Regierungs-Personals und des Arztes wurde damals durch die weite Entfernung zum Festland (Australien) und zu den Hauptverwaltungsstellen auf der Insel Neu-Guinea schwer belastet. Der einzige kleine Regierungsdampfer lief Jaluit in Abständen von 2-3 Monaten an, um Nachrichten und Versorgungsgüter sowie Medikamente heranzuschaffen. Fritz Liesegang war hier Geburtshelfer, Internist, Chirurg und Zahnarzt in einer Person, je nach Bedarf.
Im Jahre 1910 wurde Fritz Liesegang nach Neu-Guinea versetzt. Die ehemalige Deutsche Kolonie auf dieser zweitgrößten Insel der Welt nach Grönland hieß „Kaiser-Wilhelm-Land“. Der Hauptverwaltungssitz war die Hafenstadt Friedrich-Wilhelmshafen (heute Madang) Der Hafen lag in einer Meeresbucht an der Nord-Ost-Küste von Neu-Guinea. Das Domizil der Liesegangs war auf der kleinen Insel Beliao.
Schon vor der Jahrhundertwende stellte sich heraus, dass der Gesundheitszustand der Europäer ebenso wie der einheimischen Bevölkerung durch Klima und Malaria Erkrankungen stark gefährdet war. Eine Besserung ergab sich erst, als um 1900 der spätere Nobelpreisträger Dr. Robert Koch nach Neu-Guinea kam, um sich vor Ort über den Gesundheitszustand in der Kolonie zu informieren. Dr. Robert Koch setzte durch, dass es zur Pflicht gemacht wurde, regelmäßig Chinin einzunehmen und diese neue Verordnung besserte die missliche Lage wesentlich. Sie verhinderte eine befürchtete epidemische Ausbreitung der Erkrankung.
Im Jahre 1912 trat Fritz Liesegang seinen fälligen Europa-Urlaub an und in diese Zeit Zeit fiel auch die Verlobung und Hochzeit mit Elisabeth Berta Therese Walther aus Magdeburg. Elisabeth war die Tochter des Kaufmanns Max Walther und der Margarethe Greiner. Im Juni 1913 kehrte Liesegang mit seiner jungen Frau nach Neu-Guinea zurück um seine Tätigkeit als Regierungsarzt wieder aufzunehmen. Bei Ausbruch des Krieges wurde die deutsche Kolonie von Australiern besetzt. Damals lebten hier 1005 Deutsche, 112 Briten, 131 Japaner und 368 Chinesen. Gefallen sind: 1 deutscher Offizier und 30 Eingeborene (Pilizei-Soldaten) sowie 2 Offiziere und 4 Mann des australischen Expeditions-Corps.
Fritz Liesegang schilderte diese Zeite mit folgenden Worten: „250 sogenannte Soldaten wurden angeschifft und begannen ihr Besetzungswerk mit den üblichen Plünderungen, denen später viele Einbrüche folgten. Mir persönlich ist es während des Aufenthaltes unter den Australiern gut gegangen, ich wurde mit meinem Hause völlig verschont, so dass ich bis 1916 meinem Beruf nachgehen und meine Familie ungestört leben konnte“.
Im Februar 1916 wurde es Liesegang gestattet auf eigene Kosten und Verantwortung nach Sydney zu fahren und nach harten Kämpfen des Generalkonsuls mit den australischen Behörden durfte die Familie am 19. April nach Amerika abfahren. Am 9. Mai 1916 trafen sie in San Franzisco ein und am 3. August 1916 reiste Liesegang auf dem dänischen Schiff „United States“ Richtung Kopenhagen weiter um von dort endlich wieder in der Heimat zu landen.
Fritz Liesegang war anschließend als Generaloberarzt im Felde und danach als Oberregierungsmedizinalrat (leitender Arzt) des Hauptversorgungsamtes in Magdeburg. Hier verstarb Fritz Liesegang am 1.8.1945. Die komplette Ahnenreihe der Familie kann in der Datenbank nachgelesen werden.
Quelle: Verbandsblatt der Familie Liesegang, zusammengestellt von Wilhelm Liesegang.