Der Herrenstand im Mittelalter

HerrenstandIn der vorliegenden Arbeit beschäftigt sich der Autor mit der Frage durch welche Persönlichkeiten und durch welche Volkskreise Regierungsentschlüsse zu den verschiedenen Zeiten beeinflusst worden sind. Heraus kommt ein umfangreiches Bild der ständischen Gliederung unseres Volkes seit dem Mittelalter.

Der 1875 geborene Rechtshistoriker, Jurist und Autor Otto von Dungern befasste ich hauptsächlich mit Fragen zu Genealogie und Adel in der Rechts- und Verfassungsgeschichte.

Der Herrenstand des ausgehenden Mittelalters fällt zusammen mit dem Ritterstand, wenn man nicht nur an die einzelnen Herren denkt, die den Ritterschlag bekommen hatten, sondern an die Familien, denen diese Ritter entsprossen waren. Zum Rittertum berufen waren nach allgemeiner Anschauung alle Fürstensöhne. Die Ritterwürde des Fürstensohnes erscheint wie eine Art Orden. Dass er durch seine Geburt für den Ritterschlag qualifiziert ist, unterliegt keinem Zweifel.

Den Familien mit Fürstenrang, deren Zahl seit der Reform des Reichsfürstenstandes Ende des 12. Jahrhunderts klein war, stehen gleich die alten Fürstengenossen. Die meist gräflichen Familien, die vor jener Reform zum ehemals weiteren Kreise der Reichsfürsten gehört hatten; die auch weiterhin zum Verwandtschaftskreis der neuen Fürstengeschlechter gehörten. Dass diese Zusammengehörigkeit nicht nur im Konnubium (Heirat) aufrecht erhalten wurde, beweisen die Wahlen von Königen aus nichtfürstlichen Geschlechtern:

„Wilhelm von Holland, Rudolf von Habsburg, Adolf von Nassau, Heinrich von Luxemburg“ waren Grafen aus uraltem Stamm und mit vornehmster Verwandtschaft, aber eben keine Reichsfürsten. Sie alle hatten durch verschiedene Ahnen weiblicherseits kaiserliches Blut in ihren Adern. Dem Kreis dieser Fürstengenossen reiht sich die viel größere Gruppe des „niederen Adels“ an. Dieser niedere Adel bildete das eigentliche Rittertum, nicht nur weil er die große Masse der Ritter stellte, sondern auch für ihn Ritterwürde und Ritterstand das Merkmal des Adels, der besonderen Würde bedeutete. Die Klasse dieser ritterlichen Guts- und Burgherrn bildete schon Ende des 13. Jahrhunderts einen über ganz Deutschland verbreiteten Geburtsstand.

Deshalb wird auch mitunter verschwiegen, dass der Ritterstand noch eine andere Gruppe von Herren umfasste: Bürger, Städtische Herren, Patrizier, die sich besonders stattliche Reichtümer erworben hatten und dadurch zu herrenmäßigem Leben imstande waren, wie die kleinen Landedelleute. Eine weite Kluft trennt innerhalb der großen Gesamtklasse aller ritterlichen Herren den Fürstengenossen vom niederadeligen und bürgerlichen Ritter.

Seit Ende des 11. Jahrhunderts finden wir in den Zeugenreihen unter Urkunden zwei Klassen von Zeugen in der Regel sehr deutlich gesondert. Die erste Klasse umfasst Edelherren, freie Herren, Dynasten mit und ohne gräflichen, herzoglichen oder sonstigen Titel. Die andere Klasse ist die der Ministerialen; der unfreien Leute. Die Trennung ist in den Urkunden bis etwa 1150 fast überall genau so durchgeführt worden. Die genealogische Methode zur Feststellung der Grenze zwischen hohem und niederem Adel erscheint dabei höchst bedenklich. Deshalb wurde sie ergänzt durch die Methode auch nach Titeln zu fragen.

Der alte Herrentitel „Dominus“ wird schon für das ganze 12. Jahrhundert von der Rechtsgeschichte nicht mehr als ausschließendes Standesmerkmal des dynastischen Adels der alten Fürsten anerkannt. Die Titel „Herr, Freier, Edeler, Edler“ vor allem das Prädikat „nobilis“ galten bis in das 13. Jahrhundert hinein als unterscheidend. (Ficker und Schulte beziffern die Zeitspanne bis 1250) Klarheit über die Zusammensetzung und die Art der ständischen Geschlossenheit kann aber doch gewonnen werden…

Das nächste Kapitel befasst sich mit den Verschwägerungen dynasitscher Familien in der Zeit von 1150 bis 1450 zwischen den regierenden Familien der Häuser: „Zollern, Wittelsbach, Württemberg, Zähringen, Habsburg, Hessen, Nassau und Lippe“ mit den standesherrlichen Familien: „Fürstenberg, Isenburg, Leiningen, Ortenburg, Öttingen, Sayn, Solms, Stolberg, Castell, Hohenlohe, Leinigen-Westerburg, Wied, Bentheim und Arenberg„.

Beleuchtet wird die Stellung der einzelnen verschwägerten Familien unfreien Standes. Zu ihnen gehörten die Häuser: „Bolanden, Falkenstein, Hohenfels, Urslingen, Rappoltstein, Weinsberg, Rechberg, Waldburg, Limpurg, Nordenberg, Schönberg, Hammerstein, Erbach, Kronberg, Kolditz, Blumeneck, Landenberg, Waldeck, Palant, Stommel, etc„…

Wir erfahren Einzelheiten vom dienstmännischen Adel in hochadeligen Stiften und Klöstern, über die angeblich zum Aufsteigen in den hohen Adel prädestinierten Reichshofbeamten und Reichsministerialengeschlechter „Pappenheim, Hagenau, Meißen, Dohna, Kolditz, Reuß etc„…

Weiterhin lesen wir was es mit den Truchsessen, Schenken, Kämmerern und anderen Reichsministerialen auf sich hat wie beispielsweise die „Stecke, Bodmann oder Dortmund“ erfahren alles über Standesminderung, oder über vornehme Heiraten als Begleiterscheinung bei finanziellem Auf- und Niedergang eines Dynastenstammes, über angebliche Standeserhebungen in den hohen Adel, erdichtete Freiungen (sehr häufig vorgekommen) und schlussendlich eine Interpretation der Rangfolgen mit den Unterscheidungen nach Siegeln und Titeln. Die einzelnen Titel und Prädikate werden sehr ausführlich und gut verständlich erklärt… Familiengeschichten und Genealogien einzelner in diesem Beitrag genannter Geschlechter sind hier nachzulesen.

Quelle:

Otto Freiherr von Dungern: Der Herrenstand im Mittelalter, Papiermühle S. A.: Verlag Gebrüder Vogt, 1908

Weitere Literatur:

Das Problem der Ebenbürtigkeit, München & Leipzig 1905
Thronfolgerecht und Blutsverwandtschaft der deutschen Kaiser seit Karl dem Großen, Papiermühle 1910
Die Entstehung der Landeshoheit in Österreich, Wien 1910
Adelsherrschaft im Mittelalter, München 1927
Wie Baiern das Österreich verlor: Geschichte einer staatsrechtlichen Fälschung, Graz 1930

Download-Hinweis:

Das Firefox-Addon http://www.googlesharing.net laden. Das eingeschaltete Browsen simuliert nun die Suche als US-Bürger und ermöglicht im Gesamtergebnis zuverlässig einige Downloads mehr, wenn man darauf achtet die Domain mit http://books.google.com/ aufzurufen. Diese Lösung bevorzuge ich persönlich, weil die immer wieder neue Suche nach funktionierenden Proxys mehr als nervt.