Oberforstmeister und Jägermeister Zanthier in Sophienhof und Ilsenburg

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Zanthier Linde in Sophienhof

Wer heute zum Sophienhof kommt, ahnt sicher nichts von der einstigen Abgeschiedenheit und den Schwierigkeiten der Bewohner: Einsamkeit, weite Wege zum nächsten Ort, schwierige Wegverhältnisse und fehlende Transport-mittel. Dieser kleine Ort, unweit der Eisfelder Talmühle ist eine Gründung am sogenannten Schmerplatz. Anno 1661 soll dort ein großer Viehhof für Kühe und Rinder gebaut worden sein, dessen Stallgebäude 1963 wegen Baufälligkeit abgerissen wurde. Im 19. Jahrhundert wird ein kleines Jagschloß der Wernigeröder Grafen und ein Gestüt erwähnt.

Doch bereits früher waren dort oben bekannte Forstmeister tätig. 1745 hatte der Forstmeister von Langen die Forsteinrichtung bewirkt, nach deren Richtlinien sich später zunächst auch der in den Jahren 1747 und 1748 dort oben tätige Forstmeister Hans Dietrich von Zanthier richten mußte, bevor er dann neue forstwirtschaftliche Erkenntnisse einsetzte, oder durchsetzte. Seine Leistungen auf dem Gebiet der wirtschaftlichen Forstnutzung fanden Anerkennung und beriefen ihn zu großen Aufgaben. Von Sophienhof aus hatte Zanthier auch die Rothesütte und Huftal einschließlich Wildbahnen und Fischteiche zu betreuen.

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Bildrechte: Hejkal

Zanthier wurde am 14.9.1717 in Salzfurth als Sohn des aus Elbing in Ostpreußen stammenden Landes- und Kreissteuereinnehmers Heinrich Dietrich von Zanthier (1676-1729) und dessen 1. Ehefrau Christine Anna Eleonore von Bodenhausen (1683-1718) geboren. Sein Vater war Gutsherr auf Salzfurth, Capella, Anhalt und Thalheim in Sachsen. Mit 15 Jahren wurde Zanthier Leibpage beim Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel, erst 17-jährig wurde er Jagdpage im Fürstentum Blankenburg und lernte beim Vater der regelmäßigen Forstwirtschaft Johann Georg von Langen.

Zanthier schreibt hierüber: „Als ich das Glück hatte, bei einem großen würdigen Forstmann zu lernen, so hielt ich es in der Zeit für Strenge, wenn man mich von dem Jagen, wozu ich mehr Begierde und Lust hatte, abhalten zu wollen. Ich konnte kaum glauben, dass es nötig sei, das beschwerliche Forstwesen der lustigen Jagd vorzuziehen“.

1737 begleitete von Langen als Zögling für neun Jahre nach Norwegen, lernte Vermessung, Kartierung, Einteilung, Abschätzung von Wäldern und ihre planmäßige Nutzung. Zanthier wurde 1740 Holzförster und königlich dänischer Jagdjunker.

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Die Hohensteiner Reviere 1745

Graf Christian Ernst zu Stolberg-Wernigerode verpflichtete Zanthier 1747 als Forst- und Jagdmeister seiner Grafschaft, zunächst mit Dienstsitz in Sophienhof zur Bewirtschaftung der Reviere Rothesütte, Schmerplätzer und Hufthäler aus der ehemaligen Grafschaft Hohnstein und des Reviers Schierke einschließlich des Kohl- und Torfwesens.

1748 wurde Zanthier zum Oberforst- und Jägermeister ernannt und mit der Oberaufsicht über sämtliche Wernigeröder und Hohnsteinischen Forsten (insgesamt 16000 ha) betraut, sein Dienstsitz war fortan der Waldhof in Ilsenburg. 30 Jahre wirkte er in Ilsenburg und erwarb sich einen hervorragenden Ruf als Praktiker, Schriftsteller und Lehrer.

Zanthiers fachlicher Ruf und sein menschenfreundlicher Charakter führten ihm viele Schüler zu, schließlich führte er sein Haus als Forstlehranstalt, Meisterschule und Forstakademie, die erste in Deutschland, wahrscheinlich weltweit.

Am 22.2.1751 heiratete er in Ilsenburg Luise von Schierstedt *3.3.1720 auf Gut Benzingerode +1.7.1789 in Ilsenburg. Luise war die Tochter des Gutsbesitzers auf Benzingerode Jost Friedrich von Schierstedt und der Sophie Auguste von Krosigk. Er starb in Wernigerode am 30.11.1778

Mit dem Namen Zanthier wird später nach ihm ein direkter Nachkomme genannt, es war der preußische Landrat und Politiker Hans Dietrich von Zanthier (1856-1925) Mitglied des preußischen Herrenhauses.

Sophienhof ist heute ein überaus beliebtes Wanderziel und gernbesuchter Ferienort, sie lassen die einstige Abgeschiedenheit kaum noch vermuten.

Quellennachweis:

Genealogisches Handbuch des Adels, Adelige Häuser A Band V, Seite 526, Band 29 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1962
Ludwig Lüder, Ilfeld, ein Blick die die Geschichte des Fleckens, Verlag Neukirchner Nordhausen 2002
Hans Dietrich von Zanthier in: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 44, Duncker & Humblot, Leipzig 1898, S. 690.
Gedenktafel in Sophienhof mit Lebensbeschreibung und Werdegang
Lebensbilder hervorragender Forstmänner und um das Forstwesen verdienter Mathematiker, Naturforscher und Nationalökonomen, von Dr. Richard Heß, Berlin 1885