Geschichte des schlesischen uradligen Geschlechtes der Grafen Posadowsky-Wehner

Das Geschlecht Posadowsky gehört zum schlesischen Uradel und hat seine Heimat auf dem rechten Oberufer zwischen Oels, Bernstadt und Brieg. Es stammt ab von dem uralten Geschlecht der Habdancks, dessen Wappen sie auch führen – ein zuverlässiges Merkmal gemeinschaftlicher Abstammung. Es weicht beispielsweise in den Farben ab.

Das Wappen der Grafen Posadowsky-Wehner, Freiherrn von Postelwitz, welches aus der Vereinigung der Wappen der Grafen Posadowsky und derer von Wehner im Jahre 1784 entstanden ist, wurde im Jahre 1888 vom königlich Pr. Heroldsamt heraldisch richtig geteilt, so wie es im Wappenalbum der Gräflichen Familien abgebildet ist; die Pfeile sind golden, Herzschild und Helm I, II. und IV entstammt dem Gräflich Posadowskyschen, Hauptschild und Helm III dem von Wehner Wappen.

Die Habdancks waren bereits im XIII. Jahrhundert ein mächtiges und angesehenes Geschlecht Schlesiens. 1319 wird der Breslauer Kanonikus Vitus Habdanck als erster deutscher Bischof des Bistums Breslau gewählt; er stirbt 1326, acht Tage nach seiner durch den Papst erfolgten Bestätigung. 1368 verkauften Johann Habdanck und Nicolaus sein Sohn, die Schloß- oder Herrenmühle zu Prausnitz an den Herzog Conrad I.

Aus dem Geschlecht der Habdanck (slawisch Abdanck) aus dem viele Familien ihren Ursprung ableiten, stammt auch das Geschlecht der Jenkwitz (Jankwitz) ab. Von der Mitte des XIV. Jahrhunderts an finden wir die Jenkwitz in Brieg und Breslau in Stellungen als Ratsherren und Canonici; zu besonderem Ansehen gelangte der Breslauer Zweig in der Zeit von 1350 bis 1696, darunter Stadthauptmann Nicolaus von Jenkwitz, der 1530 Abgeordneter der Stadt Breslau war.

Schon 1523 hatten die Breslauer Ratsherren Ambrosius und Nicolaus von Jenkwitz, in Gemeinschaft mit anderen den Reformator Johann Heß als Prediger an die Maria-Magdalenen Kirche berufen. Im gleichen Jahr trat Friedrich II., Herzog von Liegnitz und Brieg, für seine Person ebenfalls der neuen Lehre bei, auch im benachbarten Fürstentum Oels schritt die Reformation voran. Namentlich waren es der Adel und die Städte, die sich zu Luther bekannten. In Postelwitz dem Stammsitz, war die Pfarrkirche um 1538, in Constadt sogar schon um 1530 evangelisch geworden.

Nicolaus von Posadowsky d. Ältere, nachheriger Rat und Besitzer von Schönfeld, studierte 1588 an der Universität Wittenberg. Hans Adam von Posadowsky, Freiherr von Postelwitz, der letzte protestantische Landeshauptmann des Fürstentums Brieg, vertrat nach dem Tode des letzten Piasten Georg Wilhelm, beim Kaiser in Wien als Abgesandter die Rechte der ev. Fürsten, Städte und Stände. 1597 wird Nicolaus Posadowsky bereits als fürstlich Münsterbergerscher Kammerjunker auf und zu Postelwitz genannt. 1603 wird er als des Herzogs Caroli II. zu Monsterberg und Oels Rat bezeichnet. Zu der Zeit vermählte er sich mit Margarethe von Gregersdorff, deren Mutter eine Pogrell war. 1604 erscheint er als Besitzer von Eisenberg. Hier hat er bis 1619 seinen Wohnsitz. Am 24. Juni 1622 vermählte er sich in zweiter Ehe mit Anna Maria von Gfug (*24.6.1607) einer Tochter von David von Gfug und Fellendorff und der Eva von Stosch und Siegrodt. 1638 wird Nicolaus von seinem Bediensteten Hans Körber auf freier Straße gefährlich verwundet, er starb am 1. Januar 1640. Aus beiden Ehen stammten insgesamt 10 Kinder. Stammherr der Linie Posadowsky-Wehner war Graf Carl Friedrich Emil (1761-1840)

HabdanckBekannt wurde aus dieser Linie Dr. jur. Arthur Adolf Graf von Posadowsky-Wehner, Freiherr von Postelwitz (*3.6.1845 +23.10.1932) Jüngster Sohn  des Oberlandesgerichtsrats Adolf Eduard (1799-1848) und der Amalie Juliane Adolphine Wilhelmine von Plötz (1811-1880) Siehe Stammtafel XIV. Er besuchte zuerst die Vorbereitungsschule in Liegnitz und wurde dann im benachbarten Panthenau im Hause des evangelischen Predigers für das Gymnasium vorgebildet. Ab Ostern 1858 besuchte erdas Gymnasium zu Groß-Glogau, wo er 1864 das Abitur ablegte.  Graf Arthur wandte sich danach dem Studium der Rechts- und Verwaltungswissenschaften zu; im Sommer 1864 studierte er in Berlin, von Michaelis 1864- Ostern 1866 in Heidelberg, von Ostern 1866 bis Sommer 1867 in Breslau, wo er am 3. Juli des genannten Jahres das Examen als „doctor utriusque juris“ ablegte. Am 24. September 1867 wurde er als Appellations-Gerichts-Auscultator in Breslau verpflichtet. Am 3. Januar 1871 vermählte er sich in Breslau mit der in Berlin geborenen Elise Emma Adolfine von Möller, der zweiten Tochter des zu Breslau verstorbenen Dr. Gustav von Möller.

Beruflich führte ihn die Karriereleiter schließlich nach Berlin, denn Kaiser Wilhelm II. berief ihn am 1.9.1893 zum Staatssekretär des Reichsschatzamtes und stieg am 1.7.1897 zum Vizekanzler und zum preußischen Staatsminister ohne Geschäftsbereich auf. Während seiner Amtslaufbahn wurde das Gesetz zur Gewerbeordnung vom 1. Juni 1901 erlassen und er führte die Sonn- und Feiertagsruhe ein, verbot Kinderarbeit unter 13 Jahren und er verbesserte die Arbeiter- und Invalidenversicherung. Posadowsky-Wehner entwickelte diesen Sozialstaat stetig weiter, unterstützt durch die SPD. Bei der Wahl zum Reichspräsidenten am 11.2.1919 unterlag er jedoch als Kandidat. Zahlreiche Ehrungen wurden ihm zuteil: „Ehrendoktor der Medizin, Ehrendoktor der Theologie, Ritter des Schwarzen-Adler-Ordens, Ehrenvorsitz beim Samariterbund und im Verwaltungsrat des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg“.

Aus seiner Ehe mit Elise von Möller stammen folgende Kinder:

  1. Hans Adam Nicolaus (IX) *9.5.1872 in Welna
  2. Helene Elisabeth (Liska) *9.5.1872 in Welna
  3. Gustav Adolph *23.2.1874 in Wongrowitz * ebd. 13.3.1874
  4. Martha Helene (Litta) *16.9.1875 in Wongrowitz

Nachrichten über das Breslauer Patrizier-Geschlecht von Wehner

Die Familie stammte aus Sachsen, nach Sinapius aus der Meißner Gegend und so ist es auch im Adelsdiplom (23.9.1706) von Andreas Wehner (*21.1.1663) angegeben. Jener Andreas erwarb am 12.4.1706 die Rittersitze Centawa-Blottnitz (Błotnica Strzelecka) Groß-Pluschnitz (Płużnica Wielka) von Franz Wilhelm von Larisch für 36.000 Gulden. 1720 bis 1739 war Andreas Schöffe der Stadt Breslau. Bald war Andreas von Wehner im Besitz all jener Güter, die später unter seinem Besitznachfolger zu einem Fideikommiss vereinigt wurden. 1740 war er Ratsherr in Breslau, starb aber bald darauf am 25.6.1741.

Carl Andreas von Wehner hinterließ sechs Kinder:

  1. Carl Friedrich, geboren im Dezember 1706 (Stifter des Majorates Centawa-Blottnitz)
  2. Louisa Charlotte *2.9.1708 +Oktober 1762 in Breslau
  3. Carl Moritz *1712, Besitzer von Sponsberg + 7.11.1748
  4. Carl Magnus *1716 (wegen Gemütskrankheit am 15.2.1750 unter Kuratel gestellt) gestorben am 7.6.1768
  5. Eleonora Christiana, vermählt 1735 mit dem Ratsherrn Johann Gottlieb von Bressler *6.1.1705
  6. Johanna Friederike, über deren Lebensweg ist nichts bekannt

Durch Enkelin Amalie von Wehner, geboren im Oktober 1741 fanden die Familien Wehner und Posadowsky zusammen. Amalie ehelichte am 2. 2. 1761 den Preuß. Hofmarschall Graf Friedrich Wilhelm von Posadowsky, Freiherrn von Postelwitz auf Tost. Sie verstarb im September 1776

Quelle:

Arthur von Posadowsky-Wehner: Geschichte des schlesischen uradligen Geschlechtes der Grafen Posadowsky-Wehner Freiherrn von Postelwitz : nebst einem Anhang enthaltend Nachrichten über das Breslauer Patrizier-Geschlecht von Wehner, Breslau: Nischkowsy, 1891 (mit vielen Stammtafeln)

Weitere Literatur:

Christian Wilhelm Sigismund von Posadowski, Freiherr von Postelwitz, In: Soldatisches Führertum Bd 2, S. 119
Karl Friedrich Graf von Posadowsky Freiherr von Postelwitz, In: Soldatisches Führertum Bd 1, S. 234-235
Jenkwitz I und II, In: Pusch, Oskar: Die Breslauer Rats- und Stadtgeschlechter, Bd 2, S. 304-324