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Aktuell passend zur allgemeinen politischen und wirtschaftlichen Unzufriedenheit in Deutschland, ja ganz Europa finde ich heute zufällig dieses Buch als digitale Ausgabe aus dem Jahre 1918, in dem sich der Autor Houston Stewart Chamberlain grundsätzlich mit der Frage was ist Demokratie und Freiheit beschäftigt…
Der Ausdruck „politische Freiheit“ gibt leicht zu Missverständnissen Anlass; denn das Wesen des Staates besteht in der Beschränkung der Willkür des Einzelnen. Insofern widersprechen sich die zwei Wörter „politisch“ und „Freiheit“. Reine Freiheit liegt ausserhalb des Gebietes der Politik und bildet in einem gewissen Sinne einen Gegensatz zu ihr. Von der Politik eines Staates Freiheit fordern, heißt infolgedessen weder mehr noch weniger als „Unsinniges“ reden.
Das wahre Problem hat unter anderem Wilhelm von Humboldt richtig erkannt: Freiheit und Staat stehen einander gegenüber und nur unter der Bedingung, dass er Grenzen zieht, vermag der Staat die Freiheit zu schützen. Wünschenswert ist also, dass der Staat keine überflüssigen Beschränkungen einführt. Je unfreier sich die Bürger fühlen und laut ihre Freiheitsrechte fordern, um so tyrannischer werden sie regiert, weil sonst der Staat auseinander bricht. Beherrscht sie nicht der eine Tyrann, tut es der nächte.
„Freiheit ist die leise Parole heimlich Verschworener, das laute Feldgeschrei der öffentlich Umwälzenden, ja das Losungswort der Despotie selbst“ (Goethe)
Wer von Freiheit des Menschenwillen spricht, regt eine philosophische, wer von politischer Freiheit spricht, regt eine praktische Frage an, doch beide Fragen stehen in enger Wechselwirkung….
„Die schönsten Reden und gut oder schlecht gemachten Gesetze nützen nichts: Nur Menschen die zu Persönlichkeiten gereift sind können frei sein; die anderen geraten durch politischen Wechsel aus einer Abhängigkeit in die nächste. Und die Politiker sind betrebt den Bürgern die Persönlichkeit zu nehmen. Wie reif sind wir im Bürgerkollektiv?“
Das Buch schließt mit den Worten:
„Auf der einen Seite winkt eine stolze, würdige und erhabene Zukunft; auf der anderen Seite droht ein Ende mit Schande“.
Über Houston Stewart Chamberlain
Geboren am 9. September 1855 in Portsmouth, England; gestorben 9. Januar 1927 in Bayreuth, war Schriftsteller und Verfasser zahlreicher populärwissenschaftlicher Werke, unter anderem zu Richard Wagner, Immanuel Kant und Johann Wolfgang von Goethe mit pangermanischen und antisemitischen Einstellungen. Sein bekanntestes Werk sind die Grundlagen des neunzehnten Jahrhunderts (1899), das zu einem Standardwerk des rassischen und ideologischen Antisemitismus in Deutschland avancierte.
Zitat von Chamberlain:
„Eine schlimmere Rotte gewohnheitsmäßiger Verbrecher als unsere Fürsten (abgewandelt unsere Obrigkeiten) kennt die Geschichte nicht. Juristisch betrachtet, gehören sie fast alle ins Zuchthaus.“
Quelle:
Chamberlain, Houston Stewart: Demokratie und Freiheit, München: Hugo Bruckmann 1918 (Download)