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Interessant dürfte es für den Forscher sein zu verfolgen, welche Begräbnisse in den Kirchen des Flecken Ilfelds und des Klosters stattgefunden haben. Spärliche Angaben hierzu gibt es im ältesten Kirchenbuch Ilfelds und so möchte ich erinnern und gleichzeitig mit kleinen Momentaufnahmen festhalten was uns mit Ilfeld für immer verbinden wird – es sind die Lieben die bereits von uns gegangen sind.
In der geschützten Lage des Klosters errichteten die Mönche im Jahre 1223 die Klosterkirche St. Maria für die „Beisassen“ des Klosters. Außerhalb der Mauern ließ Abt Frommhold (Vromoldus) die dem Heiligen St. Georg geweihte Fleckenskirche erbauen. Sie soll am St. Georgstage 1257 eingeweiht worden sein. (Quelle: Manfred Bornemann in Ilfeld 1940-1950, Hamburg 1984)
In der Fleckenkirche:
22.1.1699 ist des Pastors Georg Basilius Brinkmanns Eheliebste neben dem Altar beerdigt worden.
1738 Prorektor Johann Martin Riedel
1739 Sophia Friederica Schmidt, geb. Lodemann
1743 das 1 Monat alte Söhnchen des Amtmann Graushaar
1744 noch ein Sohn des vorigen Amtmanns
1750 Detlev Ernst Lodemann, 1 Jahr alt und an Blattern gestorben
1751 Die Ehefrau des Pastors Lodenmann, hinter dem Altar, 5/4 Jahr später die 2. Frau
Klosterkirche:
1745 Maria Christiana Kranewitter, Ehefrau des Rektors im hiesigen Pädagogium im 45. Jahr
1747 Friedrich Christian von Reiche, Regierungs-Sekretär in Stade, Bruder des Administrators im Stift Ilfeld1748 Rektor Kranewitter im Gewölbe unter der Orgel
1753 Frau Stuss, geb. Jacobs, des Prorektors Ehegattin, 23 Jahre alt Tochter des Hofmedicus und Bürgermeisters in Gotha
1757 August Friedrich Wilhelm Duve, Alumnus auf dem hiesigen Pädagogium, des Geheimen Kanzlei-Sekretarii in Hannover Sohn, starb am 22.2.1757, 18 Jahre alt
1763 Herrn Johann Joachim Schmid, Rektor des hiesigen Pädagogiums, starb am 8.4.1763, 61 1/2 Jahre alt
Im Kirchenbuch folgt dann die Anmerkung des Superintendenten Roitzsch: „Seit meinem Hiersein, also seit 1764 ist außer Herrn von Reiche (1770) niemand mehr in dieser Kirche begraben worden.
Von 1764 an haben alle Beerdigungen auf dem „alten Kirchhof“ bei der alten Kirche stattgefunden und haben denselben so gefüllt, dass von 1778 ab der „neue Kirchhof“ (der jetzige vor dem Obertor) in Gebrauch genommen wurde auf dem 4 Begräbnisse schon zuvor stattgefunden hatten, darunter das des Superintendenten Nahmacher 1768″.
1791 wird eine Erweiterung des „neuen Kirchhofs“ erwähnt, wonach er zu Beerdigungen auf 30 jahre eingerichtet war. Der Anfang wurde im südwestlichen Winkel gemacht. Wenn wir nun Gräber suchen wollen, wo die Toten so sicher zu ruhen scheinen – in den beiden Kirchen, sie sind samt den Kirchen selbst spurlos verschwunden!
Welch ergreifende Erinnerung ist dies nun, wenn wir über die Plätze wandeln, wo einst die Vorfahren begraben wurden und wir gedenken: „Niemand ist der Herr seines Weges, und kein Mensch hat die Macht den Gang seiner Schritte zu bestimmen“ (Jeremia 10,23)
Aussergewöhnliche Todesumstände
Am 18. April 1644 ist Michael von Salza von den Kaiserlichen angeschossen worden und erlag an dieser Schussverletzung.
Am 14.7.1664 ist Barthold Rabe, gewesener Förster des hiesigen Klosters von etlichen Personen, die auf ihm am Abend um 21:00 Uhr nicht weit vom Untertor auflauerten, meuchlerisch erschlagen worden.
Besondere Berühmtheit hat folgender Fall gewonnen. Anno 1771 Joseph Kolniker ein fremder Mann aus Passau, römisch-katholischer Religion war ein ungeheurer Vielfresser, der seinen Magen durch einen ordentlichen Verdienst nicht sättigen konnte und daher in Deutschland herum zog und überall seine Fresskunst für Geld zeigte. Er hatte diese ungeheure Gefräßigkeit von seinen Eltern geerbt und mit seinen anderen Geschwistern gemein, wie denn seine Mutter ihr eigenes Kind im Heißhunger aufgefressen haben soll. Er hatte von Jugend an seinen Magen daran gewöhnt mit Steinen außer den ordentlichen Speisen zu beköstigen. Er war im Stande einige und 20 bis 30 Pfund Fleisch und Brot in wenigen Stunden zu verzehren und daneben noch eine Schüssel voll kleiner Steine in der Größe eines Vogels- oder Taubeneis zu verschlucken.
Als kaiserlicher Soldat hatte man ihn verabschieden müssen und anschließend war er eine geraume Zeit in Dresden untergekommen bei dem Minister Graf von Brühl, der seine Fresskunst sehr unterhaltsam fand – bevor er mit seinem Weibe nach Ilfeld kam. Er starb unbemerkt im Gasthof am 28.4.1771 an einem Schlagfluss. Auf Befehl des Amtmanns wurde die Leiche am 30.4. in der Scheune „seciert“ und abends in der Stille in einem bloßen Sarg ohne Leichentuch von 6 Tagelöhnern begraben und zwar in dem Winkel, wo die Kirche mit der Scheune zusammen kommt auf eben dem Platz, wo das Stift vormals einen Stall hatte und wo sonst niemand begraben war. Bei seinem Tode zählte er gerade mal 36 Jahre.
Magister Daniel Erdmann Meisler „Lecotor linguae galicae“ auf dem hiesigen Pädagogium, Sohn des Georg Meisler, Kaufmann, Stadtrichter und chursächs. Zoll- und Biersteuer-Einnehmer zu Christianenstadt in der Lausitz, studierte zu Wittenberg und lehrte dann dort als Magister, musste aber wegen einer angeblichen Giftmischerei (wogegen er eine Apologie, die man nach seinem Tode unter seinen Sachen fand) nach Livland fliehen. Von dort kam er im April 1778 nach Ilfeld. Er wurde am 25. Juni 1784 in einem Gang neben seiner Schlafkammer tot aufgefunden, nachdem er ein paar Tage vorher „Manna-Tränkchen“ gebraucht und viel Milch getrunken hatte. Bei der vorgenommenen Sektion fand man seinen Magen schwarz. Wahrscheinlich hatte er seinen Tod von giftigen Schwämmen, die er aus Irrtum für gute Pilze gehalten hatte. Meisler war 59 Jahre und 11 Monate als er starb.
Als am 4. Oktober 1795 ein Transport teils kranker, teils genesener Preussischer Soldaten aus dem Feld-Lazarett zu Fulda hier und in der Nachbarschaft einquartiert wurden um von hier aus über den Harz nach Magdeburg weiter zu gehen, starben in der Nacht vom 5. auf den 6. Oktober zwei dazugehörige Personen, von welchen bei der Unruhe des Abmarsches keine weitere Nachricht zu erlangen war, als dass der eine ein Ascherslebischer Reuter sei und der andere aus einem etwa 20 Kilometer hinter Magdeburg gelegenen Ort stammte mit dem Namen Schirrmeister, der Frau und Kinder hatte. Der den Transport kommandierende Offizier wollte dass die Leichen ohne „weitere Umstände“ in die Erde geworfen würden und gab unwillig am Ende 3 rc für ein paar schlechte Särge dazu und eine Kleinigkeit für die Leichenfrau. Diese Beerdigung geschah am 7. Oktober 1795 in aller Stille.
Beispiele Auswärtiger die in Ilfeld begraben wurden
Johann Andreas Fatschild aus Weimar, Sohn des Speisemeisters im Kloster mit unordentlichem Wandel, denn er trank viel und spielte. Er starb plötzlich am 1. Juni 1776 morgen früh um 4:00 Uhr, gerade 29 Jahre alt. Die Beerdigung geschah in aller Stille mit warnender Abkündigung.
Clausius Gardien geboren 1725 in Lunéville in Lothringen hatte in Wien und Regensburg in Sekretärsdiensten gestanden und war seit 2 Jahren hier als „Lector linguae galicae“ Er wurde im Oktober 1776 in Ilfeld begraben.
Wilhelm Christian Ernst von Wüllen *24.8.1716 Amtmann hierselbst, Hoheits-Kommissarius und erster Beamte der königlichen Kanzlei und des Konsistoriums der Grafschaft Hohnstein wurde am 15.3.1789 zu Grabe getragen. Seine Vita und die Genealogie siehe Datenbank.
Die Familiennamen die noch jetzt in der Gemeinde vertreten sind und sich am weitesten zurückverfolgen lassen sind folgende: von 1650 an: Echtermeyer, von 1651 an: Gerlach, Zellmann, Schröter, seit 1652: Ohnsorg, Liesegang,
Kulb, ab 1654: Reinhard(t), 1655: Köhler und Blessmann, ab 1657: Weidemann, seit 1660: Kulb, dann ab 1662: Hiller, ab 1654: Pfand, seit 1665: Wille, Fischer und seit 1672: Bornemann, Hoppe, Kaiser, Otto, Drechsler, Walter, Koche, Wege, Schinke, Keil, Linde, Schmidt.
Nach 1700: kommen Bischoff, Grosse, Ebeling, Dannenberg, Degenhardt, Herbst, John, Jatho, Keferstein (1780) Lüder, Liebau, Nebelung, Rabach, Rohmeyer, Schemm, Sperber, Kersting, Klapprodt, Stadelmann, Stiez und Varges.
Es ist wünschenswert, dass dieser alte geschichtsträchtige Friedhof hoffentlich noch lange so erhalten bleibt.
Quelle: Unveröffentlichtes Manuskript anläßlich eines Vortrags im Saal des Hotels zur Tanne in Ilfeld am 14.2.1896 von Pfarrer W. Zwick