Lebensgeschichte von Malte zu Putbus

Seit dem 13. Jahrhundert bestanden verwandtschaftliche Beziehung zwischen den von Putbus und dem dänischen Adel. Mitglieder der Familie standen in dänischen Diensten und bekleideten hohe Ämter. Dazu gehörten Henning II. von Putbus, der nach dem Tod Waldemars IV. zeitweise die Staatsgeschäfte in Dänemark führte, und der Bischof von Odense, Waldemar I.

 

Wappen Putbus

 

Das Geschlecht der Herren von Putbus, dem der Fürst entstammte, hat im Laufe der Jahrhunderte eine ganze Reihe bedeutender Männer hervorgebracht.

Als die rügensche Linie der Herren zu Putbus im Jahre 1702 mit dem kinderlos verstorbenen Oberst Ernst Ludwig von Putbus erlosch, folgte im Besitz der Herrschaft Putbus die seit 1483 abgezweigte dänische Linie des Geschlechts, zunächst Malte Herr zu Putbus, dann sein Sohn Graf Moritz Ulrich und darauf dessen Sohn Graf Malte Friedrich (1725-1787) Der letztere, der die Grafschaft im Jahre 1751 noch zu Lebzeiten seines Vaters übernahm, war der Vater des Fürsten Malte.

Er vermählte sich als 56-jähriger im Jahre 1782 mit der erst 21 Jahre alten Gräfin Sophie Wilhelmine von der Schulenburg und den beiden wurden zwei Söhne geboren, Graf Wilhelm Malte, geboren am 1. August 1783 zu Putbus (der spätere Fürst Malte) und Graf Moritz Karl, geboren am 21. August 1785. Graf Wilhelm Malte war erst 3 1/2 Jahre, als der Vater starb. Sophie Wilhelmine 1788 mit den beiden Söhnen nach der Insel Vilm über um dort die Sommermonate zu verbringen. Im Winter weilte sie in Stralsund, wo sie das Haus in der Heilgeiststr. 87 besaßen. Beide Söhne studierte von 1800-1803, zunächst in Greifswald, später in Göttingen.

Es war eine politisch bewegte Zeit, da der Schwedenkönig Gustav Adolf IV. durch seine franzosenfeindliche Haltung schweres Unheil über das Land heraufbeschwor. Doch es gab auch erfreuliche Ereignisse. Am 25. Mai 1807 wurde dem Grafen Malte die Fürstenwürde verliehen, die sich immer auf den ältesten Sohn vererben sollte und am 16. September 1807  wurde dem Fürstenpaar ein Sohn geboren.  Nach dem Ende der französischen Besatzung wurde er 1813 durch den schwedischen König Karl XIV. Johann Bernadotte zum Generalgouverneur von Schwedisch-Pommern ernannt. Damit verbunden war traditionell das Amt des Kanzlers der Universität Greifswald. Das Jahr 1813 rief den Fürsten zu den Waffen.

In dem beginnenden Freiheitskampf übernahm der schwedische Kronprinz Karl Johann die Führung der 150.000 Mann starken Nordarmee. Bei seiner Anwesenheit in Putbus am 18. Mai ernannte er den Fürsten unter Verleihung des Nordstern-Ordens zu seinem Begleiter im Felde. Der am 14. Juni 1814 geschlossene Kieler Friede, durch welchen Vorpommern und Rügen an Dänemark als Entschädigung für das verloren gegangene Norwegen ausgeliefert werden sollte, empörte den Fürsten so heftig, dass er um seinen Abschied aus dem Militärdienst bat. Der Abschied wurde ihm auch unter ehrenvollen Bedingungen gewährt, indem er zum Generalmajor ernannt wurde. Am 24. Januar 1817 wurde dem Fürsten der Fürstentitel mit dem Prädikat „Durchlaucht“ und wenig später die Würde des Erblandmarschalls bestätigt.

Mitten in den unruhigen Zeiten wurde dem Fürstenpaar am 23. April 1809 die älteste Tochter Gräfin Klotilde geboren, die im Jahre 1828 den Reichsgrafen Hermann Friedrich von Wylich und Lottum heiratete und die Mutter des zweiten Fürsten zu Putbus wurde. Hochbetagt verstarb sie zu Putbus am 19. Oktober 1894. Am 22. Juni 1812 wurde dem Fürstenpaar das drittes Kind die Gräfin Asta Luise geboren, die später den Grafen Georg Albert Karl von Veltheim-Bartensleben heiratete. Zwei weitere Töchter, die 1810 und 1826 geboren wurden, starben in jungen Jahren.

Wylich Lottum Wappen

Die Erbteilung zwischen dem Fürsten und seinem jüngeren Bruder Graf Karl Moritz, wurde infolge der kriegerischen Ereignisse erst im Jahre 1813 vorgenommen. Graf Karl Moritz erhielt die im Kreis Franzburg gelegenen Güter, alle übrigen Güter fielen Malte zu und dieser machte sie 1814 zu einem unteilbaren, unverschuldeten und unveräußerlichen Majorat. 1817 kaufte der Fürst die Herrschaft Spyker auf Jasmund, die am 7. März 1839 dem Familienfideikommiss einverleibt wurde.

Auch in den folgenden Jahren wurden weitere Güter erworben, so zum Beispiel Marlow und Tribberatz. Verdienste erwarb sich der Fürst auch durch die Gründung des Seebades Putbus-Neuendorf und den Ausbau des Fleckens Putbus. Im Jahre 1820 war König Friedrich Wilhelm III. mit Gefolge Gast auf dem Schloss, 1825 der Kronprinz mit seiner Gemahlin. Die Glanzzeit des Putbusser Badelebens dauerte bis etwa 1830, dann gingen die Zahlen der eigentlichen Badegäste allmählich zurück.

Den größten Schmerz seines Lebens erlebte das Fürstenpaar durch den frühzeitigen Tod des einzigen Sohnes Malte, der als Attaché der preussischen Gesandtschaft in Karlsruhe am 28. April 1837 an den Folgen einer Grippe aus dem Leben schied. Kurz bevor diese schmerzliche Nachricht in Putbus eintraf, hatte der Fürst den Grundstein zum Bau des Jagdschlosses gelegt. Es wurde nach den Ideen des Kronprinzen und nach den Plänen Schinkels in den Jahren 1837-1846 fertiggestellt.

Das nächste Jahr brachte dem Fürsten eine besondere Ehrung. König Friedrich Wilhelm III. beauftragte ihn, der Krönung der Königin Viktoria in London am 28. Juni 1838 als ausserordentlicher preussischer Gesandter beizuwohnen. Im Jahre 1843 hatte er die Freude, den ihm befreundeten König Friedrich Wilhelm IV. drei Tage lang als Gast auf Schloss Putbus zu sehen; am 17. bis 18. Juni war auch König Christian VIII. von Dänemark Gast des Fürsten.

Nachdem sich im Winter 1852-1853 beim Fürsten ein Blasenleiden eingestellt hatte, erlag er demselben am 26. September 1854 und wurde am 2. Oktober im Erbbegräbnis in der Kirche zu Vilmnitz beigesetzt. Erbin und Nachfolgerin des Fürsten wurde zunächst seine Gemahlin, die Fürstin Luise (gestorben 27. September 1860) und darauf der zweite Sohn seiner ältesten Tochter, Wilhelm Karl Gustav Malte Reichsgraf von Wylich und Lottum, gestorben am 18. April 1907  (Diese Ahnenreihe findet ihr wie immer in der Datenbank) Fürstin Luise ließ ihrem Gemahl das vor dem Schloss aufgestellte Standbild errichten, das von dem Bildhauer Friedrich Drake geschaffen und am 21. Juni 1839 feierlich zum ewigen Gedenken an seine Verdienste eingeweiht wurde.

Quelle:

Wehrmeister: Pommersche Lebensbilder, 1. Band, S. 63-50, herausgegeben von der Landesgeschichtlichen Forschungskommission für Pommern, Stettin: Leon Sauniers, 1934