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Die Darstellung des Lebens von Johannes Sinapius (1667-1725) vor dem historischen Hintergrund seiner Familie ist kein einfaches Unterfangen. Beim Studieren der Veröffentlichungen und kleinen Erwähnungen zu diesem Thema stößt man auf viele Unstimmigkeiten – beginnend mit der scheinbar einfachen Frage nach Geburts- und Todesjahr, nach dem Ort der Studie und nach dem Gesamtwerk.
Die Gelegenheit zur Vorstellung einer kurzen Genealogie der Familie bot ein Fragment im ersten Teil der dritten Abhandlung der Olsnographie über die Religion im Herzogtum Oels. Zum Schluss wurde ein Katalog der Pfarrer nach Ortsnamen in den Herzogtümern von Oels und Bernstadt (Bierutów) erstellt. Sinapius führt bei jeder Pfarrei die Pfarrer an, die in der Periode zwischen dem Reformationsanfang und dem Beginn des 18. Jahrhundert gedient haben.
Familiengeschichte Sinapius:
Seit 1699 war der jüngere Bruder von Johannes Sinapius, Daniel, Pfarrer der evangelischen Pfarrei in Strehlitz (Strzelce). An dieser Stelle fand der Autor den Anlass zur Beschreibung seines Geschlechts. Wie sich herausstellte, war der älteste bekannte Vorfahre sein Ururgroßvater – Martin Sinapius, der ca. 1530 in Wartenberg (Otyń) in Schlesien gelebt hatte. Johannes Sinapius verschrieb sich beim Ortsnamen und gab statt „Wartenberg“ „Wartemberg“ an, jedoch erwähnte er ein paar Zeilen weiter, dass die Stadt „im Grünbergischen Weichbilde“ im Herzogtum Glogau (Głogów) liegt. In der Stadt wurde auch Martins Sohn und zugleich der Urgroßvater des Autors, Johannes Sinapius, geboren. Er wollte jedoch nicht in Schlesien wohnen und war nach Zips (damals im nördlichen Teil Ungarns, heute in der Slowakei) umgezogen, wo er Pfarrer in Beckow (slowak. Beckov) wurde.1 Von ihm ausgehend wurden die meisten der männlichen Nachkommen evangelische Pfarrer.
Der Sohn von Johannes und der Großvater unseres Helden war Michael Sinapius, der in Beckow 1595 auf die Welt gekommen war. Im Jahre 1620 wurde er Diakon in Bitsche (auch Bittse, slowak. Bytča) in der Slowakei, wohin er vom Superintendenten und Pfarrer der evangelischen Kirche, Johann Hodikio, berufen worden war. Die Ortschaft liegt im Tal des Flusses Waag und war seit dem 16. Jh. im Besitz der Adelsfamilie Tuchorzo. Der Hauptwohnsitz war das Schloss im Tal. Nach einiger Zeit wurde Michael Sinapius Hofpfarrer bei dem Grafen Emerici Thurzo in Bitsche und dann auch in Sučany.
Michael Sinapius heiratete Barbara Lycii, die Tochter von Pfarrer Johann Lycii aus Trentschin (slowak. Trenčín). Sie gebar ihm mehrere Kinder, darunter auch Daniel. Michael starb im Jahre 1653. Über seinen Vater, Daniel Sinapius, schreibt der Schöpfer der Olsnographie, dass er am 3. September 1640 in Sučany geboren wurde. Im Jahr 1662 begann er eine Arbeit als Rektor in Eltsch (lat. Alnovia, slowak. Jelsava), woher seine Frau Katharina, die Tochter des örtlichen Pfarrers und Seniors Andreas Majerus, stammte.
1665 wurde Daniel Sinapius Pfarrer in Kamenany, 1667 auch in Bad Liptsch (slowak. Liptovská Teplá) im Liptauer Comitat, danach, 1670, in Radwan (slowak. Radvaň, seit 1966 Stadtteil von Neusohl, slowak. Banská Bystrica).
Drei Jahre später, also 1673, floh er aus Ungarn. Aus den Angaben im ersten Teil der Olsnographie erfährt man, dass Daniel Sinapius im Jahre 1677 Rektor der neu gegründeten Schule in Bojanowo (Nowy Bojanów, lat. Neo-Bojanoviensis) wurde. 1683 wurde er nach Radwan zurückgerufen. Am 1. Mai desselben Jahres übersiedelte er nach Leutschau (slowak. Levoča, lat. Leutsovia), wo er als Pastor arbeitete und schließlich am 27. Januar 1688 um 2 Uhr starb.
Wappenbeschreibung Sinapius:
Die Information über den Onkel des Autors erscheint mit der Notiz, dass Kaiser Ferdinand III. am 25. Mai 1654 den Brüdern Johannes und Daniel Sinapius und deren Nachkommen den Adelstitel und ein eigenes Wappen verliehen hatte. Das Wappen zeigt einen Hirsch mit Flügeln, der in natürlicher Farbe mit offenem Maul auf grünem Gras und mit blauem Himmel im Hintergrund gegen die Sonne läuft. Über dem Schild ist ein gekrönter Helm, und im Kronekleinod befindet sich der Halbmond mit gehobenen Händen. Die Laubwerke sind auf der rechten Seite blau-gelb und auf der linken weiß-rot.
Die Angaben zu seinem jüngeren Bruder Daniel (benannt nach dem Vornamen des Vaters), die Johannes Sinapius macht, sind sehr bescheiden. Man kann nur lesen, dass er der Bruder von Johannes, dem Rektor in Oels, war und am 27. Oktober 1670 in Radwan (Ungarn) geboren wurde. Daraus folgt, dass der Vater vor Mitte Oktober dieses Jahres als Pfarrer gearbeitet hatte. Die zweite und letzte Information über den Bruder bezieht sich auf eine freie Stelle in der Pfarrei Strehlitz (Herzogtum Oels), die von ihm am 3. Juli 1699 besetzt wurde.
Kurze Informationen über sich selbst gibt Johannes Sinapius im zweiten Teil der Olsnographie, im Kapitel zur Fürstenschule und ihren Lehrern in Oels. Bei der Erwähnung seiner im Moment der Textschaffung aktuellen Beschäftigung, nämlich der Arbeit als Rektor des Gymnasium illustre in Oels, schreibt er, dass er am 11. September 1667 in Teplá (Ungarn) geboren wurde. Im nächsten Satz un- terstreicht er, dass er über sich selbst nichts Ausführliches sagen kann. Jedoch hat Sinapius Einzelheiten über seine Arbeit im Gymnasium dokumentiert. Man kann daraus erfahren, dass er am 28. Juni 1692, als er 25 war, die Stelle des Prorektors und Bibliothekars bekam, mit dem Lohn des letzten Rektors, Melchior Schmegner, der im März 1692 die Pfarrei in Klein Ellguth (Ligota Mała) unweit von Oels und seine Filiale in Raake (Raków) übernommen hatte. Acht Jahre nach seiner Ankunft in Oels, am 20. Juli 1700, wurde er vom Herzog Christian Ulrich I. zum Rektor des Gymnasiums berufen. Er gibt zu, dass der Fürst seinen Eifer und Enthusiasmus schätzte und ihm für eineinhalb Jahre die Unterrichtung seiner zwei Söhne anvertraute. Sinapius war auch stolz darauf, dass Christian Weise, der berühmte Rektor aus Zittau (Żytawa), ihm gratulierte. Damit enden die Informationen über seine Familie und ihn selbst, die Johannes Sinapius in der Olsnographie anführt.
Um die von Johannes Sinapius hinterlassenen Informationen über seinen Großvater Michael Sinapius-Horčička zu ergänzen, muss man erwähnen, dass er in dem hochangesehenen Gymnasium in Bitsche ausgebildet worden war. Er begann die Lehre im Jahre 1614 und studierte dann dank der Unterstützung des Grafen Emerici Thurzo in Wittenberg. Als Pfarrer in Sučany erwarb er sich große Verdienste in der Kirche und kandidierte 1652 für das Amt des Superintendanten. Ausser in der Pfarrei engagierte er sich auch in theologischen Auseinandersetzungen. In seiner Studienzeit veröffentlichte Michael Sinapius-Horčički zwei Abhandlungen und in den folgenden Jahren Übersetzungen der religiösen Traktate aus dem Deutschen ins Tschechische. Zusammen mit seiner Frau Barbara erzog er zwei Söhne und drei Töchter.
Der älteste Sohn – Johannes Sinapius-Horčička, in der Literatur als Johannes Sinapius der Ältere bekannt – war der Onkel unseres Autors, über den man nur wenige Informationen in der Olsnographie findet. Wir wissen nur, dass er am 1. November 1625 in Oravský Podzámok (am Fuße der Burg Orava) geboren wurde. Seine Ausbildung erhielt er in Eperies (slowak. Prešov), Königsberg (Królewiec) und Thorn (Toruń). Nach der Rückkehr nach Zips begann er eine Arbeit als Lehrer in Banowitz (slowak. Bánovce nad Bebravou) und danach als Rektor der Schule in Freistadt an der Waag (slowak. Hlohovec). Mit der Zeit wurde er, ähnlich wie sein Großvater und sein Vater, Pfarrer in Skalitz (slowak. Skalica, 1652-1655), in Velična (1655-1661), in Trentschin (1662-1668), in Bries (slowak. Brezno, 1668) und wieder in Freistadt an der Waag (1669-1672).
Als sich die Gegenreformation in Ungarn im Jahre 1673 verstärkt hatte, lehnte er die Konversion zum Katholizismus ab, was das Verlassen von Zips und die Emigration der ganzen Familie mit sich brachte. Anfangs wohne er in Görlitz (Zgorzelec), dann aber zog er (wahrscheinlich im Jahr 1677 oder 1679) nach Halle um, wo er am 6. August 1682 während einer Epidemie starb.9 Ansehen erlangte er als Humanist, als Schriftsteller des Barock und als Autor von pädagogischen und theologischen Abhandlungen. In den Veröffentlichungen nach 1673 fügte er seinem Namen die Anmerkung „Exule Hungarico” oder „Exule aus Ungarn“, also „ungarisches Exil“ hinzu. Anerkennung brachten ihm eine Arbeit, die dem Charakter des guten Herrschers gewidmet war10, ein Werk über Jagdkunst und eine Reihe weiterer Publikationen ein, von denen ein Teil seinem Neffen und Namensvetter fälschlicherweise zugeschrieben wurde.
Begabter als Johannes war der jüngere Sohn von Michael Sinapius-Horčička, der in der Literatur als Daniel Sinapius-Horčička oder Daniel Sinapius der Ältere bekannt ist. Zu den von seinem Sohn Johannes im ersten Teil der Olsnographie übermittelten Informationen kann man ergänzen, dass er seine Ausbildung in Sillein (slowak. Žilina), in Leutschau (Zips), dem wichtigsten evangelischen Zentrum in der Slowakei, und ein Studium in Wittenberg erhielt. Ähnlich wie sein älterer Bruder arbeitete er erst als Lehrer und 1662 dann als Rektor in Eltsch, woher seine Frau Katharina stammte. Im Laufe der Zeit übernahm er weitere Pfarreien, um – ähnlich wie sein Bruder – die Konversion zum Katholizismus im Jahr 1673 abzulehnen und mit seiner Familie ins Exil zu gehen.
Die Mehrheit der Überlieferungen gibt an, dass er direkt aus Radwan nach Polen umgezogen ist, jedoch kann man auch Angaben finden, dass er nach Schlesien gekommen war und dort erst in Brieg und ab 1674 in Breslau gewohnt hatte.14 Im Jahr 1677 fuhr Daniel nach Bojanowo, die Kleinstadt an der Grenze zwischen Schlesien und Großpolen, die von Wladyslaw IV. Wasa und von Stefan Bojanowski, einem lutherischen Adeligen aus Polen, gegründet worden war. Die Stadt war dank der andersgläubigen Flüchtlinge schnell gewachsen, die im Dreißigjährigen Krieg wegen der religiösen Verfolgungen aus Tschechien und Schlesien und in späteren Zeiten – wie im Fall von Daniel Sinapius – auch aus Ungarn geflohen waren. Er bekam dort eine Stelle als Rektor in einer sich schnell entwickelnden evangelischen Schule Polens und führte nach Josef Jireček diese Schule in eine Blütezeit. Nach zehnjähriger Emigration kehrte er 1683 nach Radwan in Ungarn zurück und zog ein Jahr später nach Leutschau um, wo er Pfarrer, Inspektor des evangelischen Gymnasiums und gleichzeitig Redakteur und Korrektor in der zur Familie Breworov gehörigen Druckerei wurde.
Die Schriftstellerei sicherte Johannes Vater einen anerkannten Platz in der slowakischen Kultur. Er wurde zu den hochbegabten slowakischen Poeten der Barockzeit gezählt, die in Latein schrieben. Daniel Sinapius-Horčička verfasste ausdrucksvolle Lyrik und Theaterstücke für die Verwendung in der Schule. Die Anfänge seines Schaffens kann man schon in seine Studienzeit datieren. Die ersten Gedichte wurden im Jahr 1660 veröffentlicht. Zu seinen wichtigsten Werken gehören Neoforum latino-slavonicum18, eine Sammlung von 558 slowakischen Sprichwörtern und Sprüchen, die auch eine Verteidigung der slowakischen Sprache war, und Perlička ditek božich, ein Katechismus in Tschechisch, wo er zur Trennung der tschechischen und der slowakischen Sprache und zur Benutzung dieser Sprachen in Publikationen aufrief. Im Jahr 1686 wurde der nächste Band der Poesie Domus Hain – Moesta Nain publiziert. In der Bojanowo-Periode schrieb er auch pädagogische Arbeiten, vor allem für Schulaufführungen. Zu seinen literarischen Errungenschaften zählen auch Übersetzungen ins Slowakische, unter anderem aus dem Lateinischen (Texte von Johann Amos Comenius). In dieser Einführung zu der Johannes Sinapius Biographie zeichnen sich starke literarische Traditionen seiner Familie ab.
Nach seinen eigenen Worten wurde er am 11. September 1667 als erster Sohn von Daniel Sinapius und Katharina primo voto Majer geboren. Sein Geburtsort war Bad Liptsch, im ehemaligen Liptauer Comitat des damaligen Ungarn gelegen, das heute im Okres Ružomberok innerhalb des Žilinský kraj in der Nordslowakei liegt. In dieser Ortschaft war sein Vater Pfarrer. Einige Autoren geben falsch an, dass Johannes zehn Jahre früher, am 11. September 1657, geboren wurde. Als Erster erwähnte Johann Christian Leuschner dieses frühere Geburtsdatum in der Ergänzung des Werkes von Johann Heinrich Cunrad Silesia togata (mit Lebensläufen der schlesischen Schriftsteller). Nach Leuschner wiederholten auch andere diesen Fehler. Die häufigen Pfarreiwechsel des Vaters und das Verlassen Ungarns waren die Ursachen, dass Johannes mit seinen Eltern und dem drei Jahre jüngeren Bruder Daniel den Wohnort mehrmals wechseln und das Elend der Vertreibung kennenlernen musste, wie der berühmteste schlesische Historiker des 19. und 20. Jahrhunderts, Hermann Markgraf, in Sinapius Lebenslauf bemerkte. Darum unterrichtete sein Vater ihn anfangs selbst. Erst nach der Ankunft in Schlesien besuchte er das Gymnasium in Brieg, um später in Halle und dann im Jahr 1686 in Leipzig zu studieren, wo er den Magistertitel in Philosophie erwarb. Siegismund Justus Ehrhardt gibt jedoch andere Informationen an, und zwar, dass Johannes sein Studium in Jena beendete, wo er dank der damaligen Professoren Johann Andreas Bose, Caspar Sagittarius und Andreas Schmidt sein Interesse an Geschichte, Chronologie und Genealogie entdeckte. Heuzutage fällt es schwer die letzten Anmerkung zu bestimmen. Man weiß nicht genau, womit sich Johannes nach dem Studium beschäftigte.
Viele Universitätsabsolventen begannen als Hauslehrer, jedoch gibt es bei Sinapius keine Gewissheit. Eine Information in seiner Biographie berichtet nicht über die Rückkehr nach Ungarn, um seinen Eltern zu folgen, sondern er kam aus Sachsen nach Schlesien. Dort – wie wir aus dem zweiten Teil der Olsnographie wissen – trat er am 28. Juni 1692 die Stelle des Prorektors und des Bibliothekars am Gymnasium in Oels an. Indem er diese Funktion übernahm und sich für den Wohnort Oels entschied, kehrte er de facto zu seinen schlesischen Wurzeln zurück. Nach zwei Jahren, am 2. November 1694, heiratete Johannes Sinapius, im Alter von 27 Jahren, Maria Elisabeth Titz, die einzige Tochter des fürstlichen Obersteuereinnehmers und Buchhalters Balthasar Titz. Die Eheschließung wurde in einer Gelegenheitsschrift verewigt, in der die Hochzeitgrüße und Gedichte u. a. von Martin Hanke, dem Breslauer Schulinspektor und Rektor des Gymnasiums St. Elisabeth und zugleich hervorragenden Historiker, von Pfarrer Johann Kwakbolinski, von Archidiakon Caspar Döhring und anderen abgedruckt waren. Mit seiner Frau verbrachte er den Rest seines Lebens. Sie hatten sechs Kinder, von denen Johannes Anwalt und Daniel Arzt wurde. Maria Elisabeth lebte noch dreißig Jahre nach dem Tod ihres Mannes und starb im Jahre 1755. Zur Familienhistorie ergänzt Johannes noch, dass sich sein Bruder Daniel fünf Jahre nach Johannes, also im Jahre 1699, in Oels ansiedelte, und – wie schon weiter oben erwähnt – Pfarrer in Strehlitz und dann in Lutzine (Łuczyna) wurde. Daniel Sinapius folgte auch den Familientraditionen, führte viele Forschungen durch und publizierte medizinische und meteorologische Arbeiten. Aussdem earbeitete und veröffentlichte er gemeinsam mit dem Pfarrer aus Massel Masłów), Hermann Leonard David, eine Karte des Herzogtums Oels mit dem itel Tabula geographica Ducatus Olsnensis. Im Jahre 1700 wurde Johannes Sinapius zum Rektor des Gymnasiums befördert, worüber er im zweiten Teil der Olsnographie berichtet.
Das Rektoramt übte der Autor der Olsnographie 17 Jahre lang aus, allerdings erfiel er – wie Adalbert Hermann Kraffert in seinem Werk über die Geschichte der Schule berichtet – in den letzten Jahren in eine unheilbare Schwermut, die einen jähen Tod am 5. Oktober 1725 (als er 58 Jahre alt war) verursachte. Johann Christian Leuschner, Johann Heinrich Zedler, Gottlieb Fuchs und Justus Ehrhardt geben an, dass Sinapius im Jahre 1726 gestorben sei.
Zusammenfassung zu Sinapius:
Johannes Sinapius (andere Variante des Namens: Senf, Senfft, Sinapius- Horčička) gehörte zu einem alten, schlesischen Stamm, der auf die Anfänge des 16. Jahrhundert zurückgeht. Sein Urgroßvater war jedoch nach Zips (damals im nördlichen Teil Ungarns, heute in der Slowakei) umgezogen. Im Jahre 1673 war Daniel, der Vater des Autors, wegen der religiösen Verfolgungen aus Ungarn geflohen und nach Schlesien bzw. dann nach Polen umgezogen. In Schlesien verbrachte sein erstgeborener Sohn, Johannes Sinapius (d. Jüngere) der am 11. September 1667 in Bad Liptsch (slowak. Teplá) im ehemaligen Liptauer Comitat des damaligen Ungarn geboren wurde, sein Leben. Nach dem Abschluss des Gymnasiums in Brieg und nach dem Studium in Halle und Leipzig trat er am 28. Juni 1692 die Stelle des Prorektors und Bibliothekars am Fürstengymnasium in Oels an. Zwei Jahre später, im Alter von 27 Jahren, heiratete er Maria Elizabeth Titz, die aus Oels stammte. Mit seiner Frau verbrachte er den Rest seines Lebens und sie hatten sechs Kinder, von denen Johannes Anwalt und Daniel Arzt wurde. Im Jahre 1700 wurde Johannes Sinapius zum Rektor des Gymnasiums in Oels befördert. Des Weiteren beschäftigte er sich immer noch mit der Schulbibliothek, und für eineinhalb Jahre war er Erzieher der Herzogssöhne Karl Friedrich und Christian Ulrich. Nach acht Jahren, am 14. Mai 1708, nahm er das Angebot an, eine Stelle als Rektor in der Vereinigten Fürstlichen und Städtischen Schule in Liegnitz (lat. Schola Ducalis Senatoria) anzutreten, die weit größeres Ansehen als das Gymnasium in Oels genoss. Diese Funktion übte er 17 Jahre lang bis zu seinem Tode am 5. Oktober 1725 (als er 58 Jahre alt war) aus. Die Anerkennung seiner Zeitgenossen und das Gedächtnis seiner Nachkommen brachten ihm sein literarisches Schaffen und vor allem die Historiographie. Die Befähigung zur Durchführung der Forschungen und zum literarischen Schaffen erbte er von seinem Großvater, Vater und Onkel.
Im Zentrum seines Interesses standen Geschichte und Genealogie. Kurz nach der Ankunft in Öls begann er umfangreiche Studien zur Geschichte des Oelsnischen Herzogtums. Die Grundlage für eigene Überlegungen und Forschungen bildete die Lektüre älterer Werke, die Anmerkungen zum Herzogtum enthielten. Sinapius beschränkte sich jedoch nicht nur auf die bekannten und herausgegebenen Quellen, sondern führte auch selbstständige Quellenuntersuchungen durch. Das Ergebnis dieser Studien war die zweibändige Publikation mit dem Titel Olsnographia, oder Eigentliche Beschreibung des Oelßnischen Fürstenthums in Nieder-Schlesien…, die in Leipzig und Frankfurt herausgegeben wurde und eine Chronik von Oels und dem Oelsnischen Herzogtum ist. Die folgenden Jahre seines Lebens widmete Johannes Sinapius dem Studium der schlesischen Adelsgeschichte. Damit hatte er während des Schreibens des ersten Werkes angefangen, und er hatte eine Zusammenstellung der im Oelsnischen Herzogtum ansässigen Adelsfamilien verfasst. In diesem Zusammenhang wurde er zum Wegbereiter für regionale genealogische Untersuchungen. Im Jahre 1720 wurde der erste Band von Schlesischer Curiositäten erste Vorstellung, darinnen die ansehnlichen Geschlechter des schlesischen Adels… gedruckt. Erst nach seinem Tode erschien 1728 der zweite Band Des Schlesischen Adels anderer Theil oder Fortsetzung Schlesischer Curiositäten in Leipzig. Diese beiden sehr sorgfältig, durch genaues Studium der Quellen ausgearbeiteten Bücher boten eine bis dahin noch nie gesehene Fülle von Nachrichten.
Werke:
- Olsnographiae, oder: Beschreibung des Oelßnischen Fürstenthums in Nieder-Schlesien, Teil 1-2, Leipzig und Frankfurt 1706-1707 (etwas lange Ladezeit)
(Obige Lebensbeschreibung zu Sinapius (im Vorspann des Werkes) stammt von Lucyna Harc und wurde übersetzt durch Dalia Żminkowska) - Schlesische Curiositaten erste Vorstellung darinnen die ansehnlichen Geschlechter des schlesischen Adels, Leipzig 1720
- Des Schlesischen Adels anderer Theil oder Fortsetzung Schlesischer Curiositäten, Leipzig 1728