In dem ersten Band der Quellen und Erörterungen zur bayerischen und deutschen Geschichte (neue Folge) wurden von Dr. Georg Leidinger die gesamten Werke des Andreas von Regensburg veröffentlicht; in dem vorliegenden ersten Teil des 2. Bandes folgt des Ritters Hans Ebran von Wildenberg „Chronik von den Fürsten aus Bayern“, die zum großen Teil auf die von Andreas „Chronik von den Fürsten zu Bayern“ zurückgeht.
Der zweite Teil dieses Bandes wird die von von Dr. Reinhold Spiller besorgte Ausgabe von Fürtrers „Histori, Gesta und Getat“ der bayerischen Fürsten, die in vier Stellen auf Ebrans Werk beruhen, enthalten. An dieser Stelle möchte ich noch auf einen Artikel zu den Deutschen Drucken des 16. Jahrhunderts hinweisen, zu der auch die Ebransche „Chronik und der fürstliche Stamm der Durchlauchtigen Fürsten und Herren Pfalzgrafen bey Rhein und Herzoge in Baiern“ von 1501 zählt.
Biografisches von Ritter Hans Ebran von Wildenberg
Hans (Johann) Ebran von Wildenberg, dessen Chronik in diesem Band zur Veröffentlichung kommt, wurde Ende der zwanziger Jahre des XV. Jahrhunderts geboren, so dass er ein Knabe von etwa 10 Jahren war, als Andreas von Regensburg das Zeitliche segnete. Er stammt aus einer niederbayerischen Adelsfamilie, die zwar nicht zu den reichsten und führenden, aber doch zu den alten turnier- und stiftsfähigen Geschlechtern des Landes zählte. Sie war in die Hauptlinien Lauterbach und Wildenberg gespalten, zu der Letzterer gehörte. Sein Vater war Ulrich Ebran, der nach der Erzählung von Aventins bei der Aufdeckung der gegen Herzog Heinrich von Landshut Bürgerschaft eine Rolle spielte. Dieser vermählte sich in erster Ehe mit einer von Degenberg, in zweiter Ehe im Jahre 1426 mit Elisabeth, einer Tochter des Hans von Gumppenberg, der sich am Hofe Ludwigs des Bärtigen großen Ansehens erfreute und das wichtige Marschallamt erblich an seine Familie brachte und seinem Landesherrn in Krieg und Frieden wichtige Dienste leistete.
Der Name Ebran (Ebron, Abron, Evran, Ebro) war ursprünglich „Nomen proprium“ und wurde später zum Familiennamen. Die Wiege dieses Geschlechtes soll Ebranshausen (Eberz(s)hausen bei Mainburg) gewesen sein. Nachdem bereits im Jahre 1411 die Hofmark Pattendorf an die Ebrane gekommen war, legte Ulrich den Grund zu einer neuen wichtigen Erwerbung. Er kaufte im Jahre 1447 von seinem Schwager Konrad von Gumppenberg die Hälfte des Schlosses Scherneck. Unter den sechs Söhnen aus seiner zweiten Ehe war Hans der älteste. Er vermählte sich (unbekannt wann) mit Barbara, einer Tochter von Wilhelm von Paulsdorfs zu der Küren. Bei der Erbteilung erhielt er zusammen mit seinem Bruder Peter das mit einer Hofmark verbundene Schloss Wildenberg, das von den Bischöfen von Regensburg zu Lehen ging, während seinem Bruder Heinrich die vom Vater erkaufte Hälfte Scherneck zufiel. In Gemeinschaft mit Heinrich kaufte Hans im Jahre 1468 auch die andere Hälfte von Scherneck, gab aber seinen Anteil daran zwei Jahre später an seinen Bruder ab. Nach Peters Tod 1486 wurde eine Hälfte Wildenbergs zwischen Hans und Heinrich geteilt.
An den Kriegen des Herzogs Ludwig von Bayern-Landshut war auch Hans mit Eifer und Anhänglichkeit beteiligt. Er wird genannt unter der Zahl derer, die vor der Schlacht von Thomas von Preysing, dem Pfleger zu Kranzberg, nebst dem Herzog selbst den Ritterschlag empfingen. Damit hatte Ebran das höchste und begehrenswerteste Ziel, nach dem ein adeliger Kriegsmann streben konnte, bereits in jungen Jahren erreicht. Mit dem Ende dieses Krieges war die kriegerische Laufbahn Ebrans abgeschlossen. Vom Jahre 1464 an bekleidete er das Amt eines Oberrichters, weil es bekanntlich keine Rechtsgelehrsamkeit, sondern nur Kenntnis des heimischen Rechtes erforderte. Auch als Beisitzer des Hofgerichtes wird Ebran genannt. Am Stephanstag des Jahfres 1463 ernannte man ihn zum herzoglichen Rat und im Jahre 1472 wird Ebran zum letzen Male in der Reihe der Landshuter Oberrichter aufgeführt. Eine hohe Auszeichnung erhielt er als Nachfolger des berühmten Ritters Hans von Trenbeck und Wilhelm Truchtlinger als Hofmeister und Schlosshauptmann Ludwigs. Dass gerade er zu dieser Stellung ausersehen wurde, ist ein Zeichen wie hoch Herzog Ludwig seine Verlässlichkeit und Geschäftstüchtigkeit zu schätzen wusste. So übernahm er die Stelle des Küchenmeisters, die Oberleitung des fürstlichen Haushaltes und die Aufsicht über das zahlreiche Hofgesinde.
Im Jahre 1500 wird er zum letzten Mal als lebend erwähnt; am 22. August 1503 verrät die Verlehnung seines Bruders Heinrich mit seinen regensburgischen Lehen, dass Hans nicht mehr unter den Lebenden weilte. Ebran von Wildenberg gehört zu den sehr spärlichen Historikern die aus adeligen, von der humanistischen Strömung noch nicht berührten Kreisen hervorgingen. Augenscheinlich war es vor allem die kraftvolle Persönlichkeit seines Fürsten, Ludwig des Reichen, die ihn zum Geschichtsschreiber begeisterte. „Sollte seines Lobes,“ sagt er, „seiner ritterlichen und streitbaren Händel in Zukunft nicht gedacht werden, dies kränkte mein Gemüth.“ Doch sind, als ob ihn die Darstellung der Vorzeit bereits ermüdet hätte, gerade seine Aufzeichnungen über die selbst erlebte Geschichte am dürftigsten.
Die vorliegende Chronik wird von der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf als Online-Version (Download) zur Verfügung gestellt.
Herausgegeben von Dr. Friedrich Roth, Rieger: München 1905