Der Deutsche Orden

Geschichte des Ordens

Quelle: Bildarchiv Foto Marburg

Geschichte des Ordens

Wahre Zukunft kann nur mit den Werten der Vergangenheit gestaltet werden, so anno Mai 1980 zu Regensburg der Ehrenritter des Deutschen Ordens, Bischof Graber. „Die Ordnung, ordo teutonicus, hat im Herzland Europas wesentliche Bedeutung.“ Ende des zwölften Jahrhunderts zogen die Kreuzritter ins Heilige Land um Jerusalem zu verteidigen. Heute erhebt der Deutsche Orden Anspruch auf seine im Laufe der Geschichte eroberten Gebiete, insbesondere auf den deutschen Ordensbesitz, der die Grundlage des preußischen Staates bildete.

Eine kleine Meldung in der Presse verkündete Mitte Juni 1993: „Erstmals seit 500 Jahren: Ordens-Hochmeister auf der Marienburg“. Der dermals in Wien residierende 64. Hochmeister des Deutschen Ordens, Arnold Othmar Wiela nd nahm auf der wiederaufgebauten und restaurierten Burg an einem Seminar über die Vergangenheit und Gegenwart des Deutschen Ordens teil. Die Marienburg war von 1280 bis 1457 Hochmeistersitz des Ordens. Im August 1993 war der Hochmeister in Topolcany in der Slowakei und eröffnete ein Schwesternkloster des Deutschen Ordens. „Der Plan zur Errichtung des Klosters geht auf die Zeit unmittelbar nach der Wende 1989 zurück“, so die Frankfurter Rundschau.

Konrad Adenauer war Ehrenritter des Deutschen Ordens, Franz-Josef Strauß ebenfalls. Und im Werk von Hartmut Bookmann (von 1981) über den Deutschen Orden heißt es vorsichtig: … mit Rücksicht auf die gegenwärtige politische Diskussion… polemisieren sie indirekt dagegen, daß die Geschichte der 1945 an Polen bzw. an die Sowjetunion gefallenen bis dahin deutschen Gebiete aus dem deutschen Geschichtsbewusstsein verschwindet. …

Zur Rechtfertigung der Grenzen von 1914, von 1937 oder von 1945 trägt die Geschichte des Deutschen Ordens nichts bei. Wohl aber kann sie dazu helfen zu verstehen, warum die Grenzen zwischen Deutschland und seinen östlichen Nachbarn sich im hohen Mittelalter verändert haben und warum sie im 20. Jahrhundert umstritten waren oder sind. Königsberg, vom Deutschen Orden 1255 gegründet, soll wieder deutsch werden. So jedenfalls will es der Deutschbankier F. Wilhelm Christians. Er nennt es ein Pilotprojekt und gab ihm den Namen „Ostseeregion K“  für Königsberg (das heutige Kaliningrad). Das Ziel lautet: Die russische Arbeitskraft und das deutsche Organisationstalent sollten schon bald der Welt vor Augen führen, welche unbegrenzten Möglichkeiten in dieser Kombination stecken.

Zu den Anfängen des Ordens

Kreuzfahrer belagern die Stadt Akkon im Heiligen Land. Unter Führung des Herzogs Friedrich von Schwaben (Sohn des Kaisers Friedrich I. Barbarossa) kämpften auch deutsche Kreuzfahrer. Bürger aus Bremen und Lübeck errichteten ein Zeltspital und nannten sich „Brüder des Deutschen Hospitals St. Marien in Jerusalem“. Papst Clemens III bestätigte 1191 vorläufig die Ordensneugründung und 1196 besiegelt Papst Cölestin III endgültig die Gründung.

Zwei Jahre später wandeln die nach Palästina gelangten Fürsten den deutschen Krankenpflegeorden in einen Ritterorden um. Wiederum ein Jahr später bestätigt Papst Innozenz die Umwandlung. Der „Deutsche Orden“ übernahm die Regeln der Templer, sowie die caritativen Regeln der Johanniter. Der Sitz des Hochmeisters ist Akkon.

Der erste Hochmeister war Heinrich Walpot von Bassenheim (1198-1200) ihm folgte Otto von Kerpen (1200-1208) Heinrich von Tunna (1208-1209). Mit der Amtszeit des Hochmeisters Hermann von Salza (1209-1239) ist die Gründungsperiode des Deutschen Ordens abgeschlossen. Die territoriale Gliederung des Ordens sieht wie folgt aus: Kommende (Haus) Ballei (Provinz) Land und Gesamtorden; Die personelle Gliederung: Komtur, Landkomtur, Landmeister und Hochmeister. Und hier kommt auch der Name Rambow ins Spiel, denn Dietrich von Rambow war von 1342-1345 Komtur des Deutschen Ordens in Riga. Sein Bruder? Heinrich von Rambow war 1372 Ritter des Ordens im livländischen Zweig und wurde bei einem Gefecht an der Heiligen Aa verwundet.

Die sich nach diesem Ort benennende Familie kommt im 13. Jahrhundert im Gefolge des Bischofs von Schwerin und bei Fürst Heinrich II. von Mecklenburg vor. In einer Urkunde vom 7.10. 1325 erteilte Fürst Heinrich II. seine Zustimmung, dass Hermann von Rambow eine Hufe zu Rambow an das Wismarer Heilig-Geist-Haus verkauft. Vor 1337 scheint der Besitz der Familie in Rambow und in Stieten an die Stadt Wismar gelangt zu sein.
1348 wird ebenfalls Hermann von Rambow genannt als fidelis des Fürsten Albrecht von Mecklenburg. Pastor Johannes Georgius Polchovius aus Beidendorf berichte im Jahre 1704 über seine Kirchen:

„Unterthänigste Relation von der Pfarre zu Beydendorf, und den davon dependirenden Sacris. ..Auf der Rambower und Stietener Begräniß vor dem Altar liegen 2 Leichsteine unleserlicher München-Schrift.

Die Aufschrift des kleinen kann ich gar nicht lesen. Auf dem großen aber kann ich etwas lesen, nemlich diese Worte, daraus ich sehe, dass ein altadelich Geschlecht derer von Rambow müßte im Lande ehemals floriret haben, von welchem zweifelsfrey das Gut Rambow seinen Namen empfangen hat: Henricus Rambow Fer: 2 Pascuä uxor ejus….. Quelle: 300 Mecklenburgische Pastoren berichten über ihre Kirchspiele, über ihre dienstlichen und persönlichen Verhältnisse anno 1704″

80 Jahre früher, im Jahre 1118 gelobten französische Ritter dem Patriarchen von Jerusalem den Schutz der Wallfahrer auf dem Wege von der Küste nach den heiligen Stätten (Jerusalem) zu organisieren. Der Templerorden entstand und Papst Honorius II bestätigte den Orden und den ersten Hochmeister Hugo von Payens. 1128 erhielten die Templer ihre Ordensregeln. Ihr Abzeichen: Ein weißleinener Mantel mit einem achteckigem, blutroten Kreuz. Schon in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts soll sich die Mitgliederzahl des Ordens auf 30.000, das Vermögen des Ordens auf 54 Millionen Franken b ela ufen haben. Es heißt, daß die Ursprünge des modernen Bankwesens dem Templerorden zugeschrieben werden können. „Auf dem Höhepunkt ihrer Macht hatten die Templer wahrscheinlich den größten Teil des verfügbaren westeuropäischen Kapitals in Händen. Sie waren die Pioniere des Kreditwesens. Praktisch nahmen sie alle Aufgaben einer Merchant-Bank des 20. Jahrhunderts wahr.“ (zitiert nach: „Der Tempel und die Loge“, von M. Baigent und R. Leigh, 1989) Der zweite „geistliche“ Ritterorden, noch vor der Gründung des Deutschen Ordens, wurde 1135 konstituiert. Sein Name: Hospitaliter oder Johanniter.

Gegen beide genannten Ritterorden musste sich der Deutsche Orden durchsetzen. Es heißt allerdings, dass der Templerorden bei der Gründung des Deutschen Ordens Pate gestanden habe. Als am 13. Oktober 1307, an einem Freitag (hier hat wohl der Ausspruch, „Freitag, der Dreizehnte“ seinen Ursprung) der französische König Philipp IV den Templerorden verbieten ließ, schlossen sich viele deutsche Templer dem Deutschen Orden, bzw. den Johannitern an. So gesehen hatte der Deutsche Orden eine Konkurrenz weniger.

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Der rasche Aufstieg des Ordens

Bis zum Jahr 1196 entstanden Ordenshäuser in Akkon, Ascalon, Rama und Zamsi. Und 1197 gab es erste Ordensniederlassungen in Barletta und Palermo. Von nun an folgte eine Gründung nach der anderen: Die ersten Kommenden: Halle (1200) Bozen (1202) Prag (1204) Reichenbach in Hessen (1207) Nürnberg (1209) in Aichbach und Regensburg in Bayern (1210) Mergentheim (1219); Einzug in Griechenland (1209) im Burzenland (Siebenbürgen, 1211) in Belgien und Holland (1218) in die Schweiz (1225) in Frankreich (1228) in Preußen (1230) und in Livland (1237).

Um 1300 gab es etwa 300 Kommenden. Das Einzugsgebiet des Ordens reichte von Schweden bis Süditalien. Zu den Privilegien gehörte die Erhebung des Kreuzzugsablass. Damit wuchsen die Einnahmen des Ordens und sein Reichtum. In einer Predigt des Templers Bernhard von Clairvaux heißt es:
„Du tapferer Ritter, jetzt hast du eine Fehde ohne Gefahr, wo der Sieg Ruhm bringt und der Tod Gewinn. Bist du ein kluger Kaufmann, ein Mann des Erwerbs in dieser Welt: einen großen Markt sage ich dir an. Sieh zu, dass er dir nicht entgeht. Nimm das Kreuzeszeichen (d.h. verpflichte dich zur Teilnahme am Kreuzzug) und für alles, was du reuigen Herzens beichtest, wirst du auf einmal Ablass erlangen. Die Ware ist billig, wenn man sie kauft. Und wenn man fromm für sie bezahlt, ist sie ohne Zweifel das Reich Gottes wert.“

Eine weitere „Einnahmequelle“ waren die Schenkungen. Wobei zu fragen ist, was die Schenker bewog Eigentum auf den Deutschen Orden zu übertragen? In der Regel trat der Schenker dem Orden bei, so blieb er bei seinem Besitz, später konnte der Besitz wieder an Nachfahren zurückgegeben werden. Der Beschenkte, also der Deutsche Orden, konnte einerseits mit dem Bargeld aus der „Ablasskasse“ und zum anderen mit den Immobilien und Grundstücken, auf dem Kreditmarkt aktiv werden. Der Schenker, so würde man heute sagen, musste keine Grundsteuern mehr zahlen.

1211 verleiht König Andreas II von Ungarn dem Deutschen Orden das Burzenland zur Verteidigung gegen die Kumanen. Und 11 Jahre später vergrößert sich der Besitz des Ordens bis in die Walachei. Der Orden siegt entscheidend über die Kumanen, wird aber vom selben König Andreas II aus dem Burzenland 1225 wieder vertrieben. Fast parallel erobern die deutschen Ritter das Hinterland von Akkon (1220) und errichten die Burg Monfort.

Eroberungen des Ordens

Kaiser Friedrich II verleiht dem Deutschen Orden das preußische Kulmerland (1226) und ein Jahr später ziehen der Kaiser und „sein Orden“ im zurück gewonnenen Jerusalem ein, wo der Deutsche Orden seinen Hauptsitz erhält („Deutsches Haus“). Dann kommt eine Eroberung nach der anderen:

1230: Eroberung Litauens. Zusicherung des Besitzes des Kulmerlandes und Preußens. 1231 kommt es zur Gründung der Stadt Thorn durch den „Deutschen Orden“. Ein Jahr später besiegen die Deutschen Ritter die heidnischen Prussen und errichten die Burg und Stadt Marienwerder.

Der Papst überträgt dem Orden alle Eroberungen in Preußen „zu ewigem Besitz“. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts macht die Ausbildung der territorialen Staatlichkeit rasche Fortschritte. Es werden Zoll-, Münz- und Marktrecht festgelegt, die sogenannten Regalien, die Gerichtshoheit und weitere Rechte. In der päpstlichen Urkunde heißt es, dass der Hochmeister und seine Nachfolger die Gerichtsbarkeit und Herrschaftsgewalt in ihrem Territorium ausüben sollen, wie sie ein Reichsfürst in seinem Lande zu haben pflege.

1236 wird Livland befriedet und Pomesanien unterworfen.

1237 greift der Orden im Baltikum ein. Der „Ritterorden der Schwertbrüder“ (Livland) wird angegliedert. Es erfolgt die Gründung von Elbing. Außerdem gewinnt der Deutsche Orden durch die Vereinigung mit den Schwertbrüdern Kurland, Semgallen und Livland.

1244 geht Jerusalem endgültig an die Ägypter verloren. Auszug aus Jerusalem.

Im Jahre 1249 siegt der Deutsche Orden erneut über die Prussen bei Christburg und revanchiert sich damit für die Niederlage des livländischen Zweigs des Deutschen Ordens auf dem Peipus-See. 1252: Gründung von Memel.

1255 kommt es zur Errichtung der Ordensburg Königsberg.

Zwar wehren sich die Letten, Litauer und Prussen immer wieder hartnäckig gegen den Deutschen Orden, werden aber endgültig 1273 besiegt. Er gewinnt alle seine Besitzungen zurück. 1270 fällt die Bodensee-Insel Mainau an den Orden.

Um 1280 existierten 13 Balleien in Deutschland, drei in Italien, je eine in Frankreich, Griechenland und Syrien, sowie die Ordensländer in Preußen und Livland.

1291 kommt es zur Verlegung der Zentrale von Akkon nach Venedig und 1309 dann von Venedig auf die Marienburg an der Nogat (heute Polen). Der 15. Hochmeister, Siegfried von Feuchtwangen kauft das Herzogtum Pommerellen mit Danzig gegen polnische Ansprüche auf.

Mit der Verlegung des Hochmeistersitzes nach Marienburg wird Preußen tatsächlich das zentrale Herrschaftsgebiet des Ordens. Burg und Stadt Marienburg waren in dem Jahrzehnt 1270-1280 zur Sicherung der Weichselstraße angelegt worden. Dort schuf der Deutsche Orden sich auch die mustergültige Verwaltung und legte den Grund zu der erstaunlichen Entwicklung des Deutschen Ordens zur Großhandelsmacht (siehe auch: „Die Welt der Ritterorden“ von H. Wolfhart, 1978). Kein Staat zu jener Zeit verfügte über so reiche Geldmittel wie der Deutsche Orden in Preußen. Die Handelstätigkeit war eine wirtschaftliche Notwendigkeit. Die Geschäftsverbindungen der Marienburger reichten bis Spanien und Portugal, England und Schottland. Ausgeführt wurden unter anderen Getreide, Holz, Eisen, Wolle, Pelzwerk, usw.. Eingeführt wurden hauptsächlich Tücher, Pfeffer, Salz und Wein.

Preußens südlicher Nachbar, das Königreich Polen, betrachtete die neuen Machthaber als unerwünschte Eindringlinge, deren Herrschaftsgebiet von Rechts wegen polnisches Eigentum sei. Mit dieser Verlagerung des Hochsitzes auf die Marienburg wurde also der Grundstein gelegt für die bis in die heutige Zeit andauernde Rivalitäten zwischen Deutschen und Polen. Die Furcht vieler Polen vor expansionistischen Bestrebungen Deutschlands ist daher begründet.

Literatur:

1) Renner, S. 88, 91; Wigand von Marburg, SSrPruss.II, S. 505; nur als frater Theodericus.

2) Arbusow 537; Renner wie Anm. 1).

3) MUB IX, Nr. 5821, 5822; Klempin-Kratz, Matrikeln und Verzeichnisse S. 178; Crull, S. 124

4) Zwei weitere Orte gleichen Namens liegen an der Westprignitz, ferner gibt es ein Rambow des Malchiner Sees.

5) Ritterbrüder im livländischen Zweig des Deutschen Ordens, Herausgeber: Lutz Fenske u. Klaus Militzer- Böhlau Verlag Köln

6) Die Geschichte eines kreuzzugserfahrenen Ordens. Von Akkon (1190) bis heute. Teil I von Ralf-Dieter May

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Namen-Codex der Deutschen Ordens-Beamten, Hochmeister, Landmeister, Großgebietiger, Komthure, Vögte, Pfleger, Hochmeister-Kompane, Kreuzfahrer und Söldner-Hauptleute in Preussen, von Johannes Voigt, Königsberg 1843

Und hier eine Rarität für Liebhaber! Gesammelte Nachrichten von verschiedenen Familien, welche im Johanniterorden zu Sonnenburg Ritter gehabt, wie auch von andern adelichen Geschlechtern Download

Codex diplomaticus Ordinis Sanctae Mariae Theutonicorum = Urkundenbuch zur Geschichte des Deutschen Ordens : insbesondere der Ballei Coblenz, von Johann Heinrich Hennes, 1845 im Verlag Kirchheim, Schott und Thielmann

Das Ausgabebuch des Marienburger Hauskomturs für die Jahre 1410-1420 : mit Unterstützung des Vereins für die Herstellung und Ausschmückung der Marienburg

Auszug aus der Chronik des Ordens vom Deutschen Hause zu St. Marien in Jerusalem, soweit solche auf Livland Bezug nimmt : mit einer Einleitung, abweichenden Lesarten

Geschichte des Deutschen Ritter-Ordens in seinen zwölf Balleien, 2. Band von Johannes Voigt, Berlin 1859

Geschichte des Deutschen Ritter-Ordens, Max Oehler, Elbing 1912

Dem Hochwürdigisten Durchleichtigisten Fürsten und Herrn, Herrn Carl Ertz H: Zu Osst: Hertzog Zue Burgund, Steijr, Cärnten, und Crain, Administratorn deß Hochmaistertumbs in Preüßen, Maister Teutsch Ordens, in Teutsch und Welschen Landen, Bischoffen Zu Brüchsen, und Preßlaw … meinem genedigisten Herrn … Zu underthenigisten … Ehrn, Hans Cristoff Pappus, Wien in Oesterreich, 1622 [VD17 12:634742B] Online-Version des BSB München