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Die Wenden im Westen, die Obotriten im Osten Mecklenburgs und Pommern
In der frühmittelalterlichen Völkerwanderung verließen die germanischen Stämme auch den Siedlungsraum zwischen Niederelbe, Saale und Oder weitgehend. In diesen drangen um 600 Slawen aus dem Gebiet östlich der Oder ein. Die westslawischen Völker („Wenden“) waren im Westen Mecklenburgs die Obotriten (oder Abotriten) und im Osten Mecklenburgs sowie in Pommern die Wilzen oder Liutizen. Charakteristisch für die slawischen Siedlungen waren Burgen als Herrschersitze und politische Zentren. Ursprunglich wurden sie auf Bergkuppen errichtet, später mit Burgwällen in schwer zugänglichen Gebieten an Seen und Flüssen angelegt.
Der Sitz des Obotritenfürsten in Mecklenburg, 6 km von Wismar gelegen, gab dem Land seinen Namen. Die „Michelenburg“ wurde erstmals 995 erwähnt, als Kaiser Otto III. hier eine Urkunde ausstellen ließ. Weitere slawische Burganlagen befanden sich unter anderem in Schwerin, Teterow, Merl, Krakow, Quetzin, Loitz und Demmin. Die Burgen dienten in Kriegszeiten als Zufluchtsstätten für die Dorfbevölkerung der Umgebung. Neben den Fürsten und dem Adel nahmen Priester eine herausragende Stellung ein. Hiervon zeugen Tempelburgen in Arkona auf Rügen, in Rethra oder Swante Wastrow, die heilige Insel.
Neben den Herrschersitzen und den Tempelburgen entstanden in einem Prozess, der mit der Entstehung von Städten in Westeuropa vergleichbar ist, bereits vor der deutschen Besiedlung stadtähnliche Gebilde. Diese befestigten Plätze besaßen neben militärischen und kulturellen Einrichtungen auch Niederlassungen von Kaufleuten.
Hier ließen sich neben den Slawen Friesen und Skandinavier nieder. Intensive wirtschaftliche Aktivitäten entfalteten vor allem die Siedlung Jumme an der Odermündung und Stettin. Für die Bedeutung dieser städtischen Anlagen spricht auch, dass christliche Missionare bereits 1140 in Stettin vorübergehend ein Bistum errichteten.
Karl der Große verbündete sich mit den Obotriten
Die Obotriten erreichten im Westen Mecklenburgs eine territoriale Herrschaft, die weit in das Siedlungsgebiet der Liutizen hineinreichte. Sie mussten sich gegen Vorstöße deutscher Herrscher zur Wehr setzen. So verbündete sich Karl der Große mit den Obotriten gegen die aufständischen Sachsen. Nach deren Unterwerfung 789 drang das fränkische Heer tief in slawische Gebiete bis zur Peene vor. Jedoch wollten die deutschen Kaiser mit solchen Zügen in erster Linie die Ostgrenze des Reiches schützen.
Vorübergehend unterwarf Otto der Große die Obotriten und setzte Herrmann Billung zum Markgrafen in Ostholstein, Mecklenburg und Vorpommern ein. Im großen Slawenaufstand 983 ging die Markgrafschaft jedoch wieder verloren. Der limes Saxonius, der sächsische Grenzwall, kennzeichnete in der Folgezeit von Boizenburg an der Elbe bis zur Kieler Bucht die Grenze gegen die Wenden.
Die slawischen Stämme in Vorpommern konnten keine territoriale Herrschaft errichten. Sie wurden von Norden her von den Wikingern berdrängt, die um 900 die Jomsburg, das spätere Wollin, gegründet hatten und von hier aus weite Teile der Ostsee beherrschten. Von der Wikinger Zeit zeugen ein auf der Insel Hiddensee gefundener Goldschmuck und Reste einer Burganlage an der Peenemündung.Ihre Kultur verschmolz mit slawischen Elementen. Der polnische König Boleslaw I. Chrobry (992-1025) ein christlicher Herrscher, der vom Missionsauftrag durchdrungen war, unterwarf die heidnischen Stämme der Liutizen und Pommern vorübergehend unter polnischer Lehnshoheit.
“]Noch heute deuten viele Orts- und Landschaftsnamen, die von Naturgegebenheiten und Geschlechtern abgeleitet wurden, auf die slawischen Siedlungen hin; die Pommeranen, von po morje = die am Meer wohnen; Gören = Berg;
Ortsnamen mit Endungen auf -ow, -itz, -nitz, -witz und -in.
-ow wie beim beim Orts- und Sippennamen Rambow ist eine slawische Ortsnamenendung, die vor allem in Polen und Ostdeutschland zu finden ist. Es handelt sich um ein patronymes Suffix.-ow (-au): aus slawisch -ov, z. B. Malchow, Lüchow
Beispiel:
Buckow, Ducherow, Finow, Gatow, Güstrow, Lüchow, Lützow, Kummerow, Pankow, Rathenow, Strehlow, Strelow, Stresow, Teltow, Treptow Ortsnamen, die noch 19. Jahrhundert häufig mit -ow geschrieben wurden, sind beispielsweise Spandau (Spandow) und Stralau (Stralow).
Andere Herkunftsmöglichkeiten
Links der Elbe kann -ow (mit langem o) eine alte Schreibweise von gowe, gouwe = Gau(e) (Au(e), wie sie noch in Schweizer Landschaften erhalten ist, gedeutet werden. Die altdeutsche Schreibweise -ow(e) entwickelte sich zu -au(e). Die Gaue gehen auf die Regierungszeit Karls des Großen zurück.
Sie sind Zeugen der damaligen fränkischen Landesverwaltung und der anhaltenden Benutzung der Ortsnamen, die vor allem in Ostdeutschland zu finden sind, weitergeleitet auch in slawischen Sprachen. Es handelt sich um ein patronymes bzw. besitzanzeigendes (possesivisches) Suffix aus Personennamen, entsprechend dem im Südwesten verbreiteten -ingen. Oft wurde das ursprüngliche -ow zu -au umgedeutet, was dann aber nichts mit der Flussaue zu tun hat. Die altdeutsche Schreibweise ow(e) entwickelte sich zu au(e). Das ‚w‘ wurde im Altdeutschen als Doppel-u (uu) geschrieben; im Englischen wird der Buchstabe w noch heute double-u („Doppel-u“) genannt. Auch das heutige ‚v‘ benutzte man als ‚u‘.
Die Obotriten erreichten im Westen Mecklenburgs eine territoriale Herrschaft, die weit in das Siedlungsgebiet der Liutizen hineinreichte. Sie mußten sich gegen Vorstöße deutscher Herrscher zur Wehr setzen. So verbündete sich Karl der Große mit den Obotriten gegen die aufständischen Sachsen. Nach deren Unterwerfung 789 drang das fränkische Heer tief in slawische Gebiete bis zur Peene vor.
Jedoch wollten die deutschen Kaiser mit solchen Zügen in erster Linie die Ostgrenze des Reiches schützen. Vorübergehend unterwarf Otto der Große die Obotriten und setzte Herrmann Billung zum Markgrafen in Ostholstein, Mecklenburg und Vorpommern ein. Im großen Slawenaufstand 983 ging die Markgrafschaft jedoch wieder verloren. Der limes Saxonius, der sächsische Grenzwall, kennzeichnete in der Folgezeit von Boizenburg an der Elbe bis zur Kieler Bucht die Grenze gegen die Wenden.
Die slawischen Stämme in Vorpommern konnten keine territoriale Herrschaft errichten. Sie wurden von Norden her von den Wikingern berdrängt, die um 900 die Jomsburg, das spätere Wollin, gegründet hatten und von hier aus weite Teile der Ostsee beherrschten. Von der Wikinger Zeit zeugen ein auf der Insel Hiddensee gefundener Goldschmuck und Reste einer Burganlage an der Peenemündung.Ihre Kultur verschmolz mit slawischen Elementen. Der polnische König Boleslaw I. Chrobry (992-1025) ein christlicher Herrscher, der vom Missionsauftrag durchdrungen war, unterwarf die heidnischen Stämme der Liutizen und Pommern vorübergehend unter polnischer Lehnshoheit.
Vor Jahrhunderten wurden alle slawischen Volksstämme als Wenden bezeichnet.
In meinem Fall Wendisch-Rambow bei Bad Kleinen (Siehe Foto oben) Der Name „Wenden“ wird bereits seit dem 6. Jrh. n. Chr. für alle Slawen gebraucht. Für diesen Begriff gibt es unterschiedliche Erklärungen. Eine besagt: das Wort geht auf die „Veneder“ zurück, die an der Weichsel die östlichen Nachbarn der Germanen waren.
Literatur:
- Tetzner, Franz: Die Slawen in Deutschland. Beitrage zur Volksunde der Preussen, Litauer und Letten, der Masuren und Philipponen, der Tschechen, Mahrer und Sorben, Polaben und Slowinzen, Kachuben und Polen, Braunschweig: Vierweg, 1902
- Giesebrecht Ludwig, Wendische Geschichte: Die Wenden – Wendische Geschichten aus den Jahren 780 bis 1182 Berlin 1843 (Alternativ-Download)
- Karl Heinrich Tromler: Sammlungen zur Geschichte des alten heidnischen und dann christlichen Vogtlandes, Leipzig: Witzleben 1767
- Bergen: Meißnische Land- und Berg-Chronika, Dresden, 1590
- Kühnel, Paul: Die slavischen Ortsnamen in Meklenburg, in: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde, Band 46 (1881), S. 3-168
- Wagner, Richard: Das Bündnis Karls des Großen mit den Abodriten In: Verein für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde. – Bd. 63 (1898), S. 89-129
- Carl Friedrich von Rumohr: Über das Verhältnis der seit lange gewöhnlichen Vorstellungen von einer prachtvollen Wineta zu unsrer positiven Kennntniß der Kultur und Kunst der deutschen Ostseeslaven. In: Sammlung für Kunst und Historie. Perthes & Besser, Hamburg, Erster Band Erstes Heft. 1816
Weblink:
Germania Slavica – Entwicklung der elbslawischen Geschichte in Deutschland