Die Familie Engelbrecht in Ilsenburg

engelbrecht-siegel-1Seit Jahrhunderten ist der Name Engelbrecht eng mit der Geschichte Ilsenburg verknüpft. Peter Engelbrecht war gräflich Schwarzburgischer Amtsschösser zu Sondershausen, Klingen und Straußberg. Sein Sohn wurde, so war es der Familienbrauch auch auf den Namen Peter getauft.

Derselbe kam frühzeitig als Copist in die gräfliche Kanzlei nach Stolberg und dann zunächst zum Messinghandel nach Ilsenburg wo er von 1550 an bis zu seinem Tode im Jahre 1598 lebte und wirkte. Er stieg bei den damaligen Pachtinhabern des Ilsenburgischen Hüttenhandels Heinrich Cramer von Clausbruch und Caspar Schellhammer zum Eisenfaktor auf. Zu seinem Wohlstand war er durch Handel mit Lebensmitteln, Fischen, Speck, Käse, Butter, Rindern, Schweinen, Tuch und vieles mehr gelangt. Er verkaufte an die Ortsbewohner, das Kloster und die Hüttenleute.

Die Ilsenburgischen Hüttenwerke waren im 16. Jahrhundert so ansehnlich und enthielten so viele Werkstätten, wie sonst nirgends in Deutschland zu jener Zeit. Schon nach damaligem Geldwert gehörte zu ihrer erfolgreichen Betreibung ein Kapital von mindestens 60.000 Gulden. Gegen 3000 Zentner Messingwaren konnten jährlich angefertigt werden. Peter Engelbrecht hatte bei vielen vornehmen Kauf- und Handelsleuten in Lübeck, Hamburg, Braunschweig, Magdeburg, Leipzig usw. einen großen Kundenkreis.

Im Jahre 1577 übernahm die Herrschaft Stolberg den Messing- und Eisenhandel selbst und behielt Engelbrecht als Eisenfaktor in ihrem Dienst, wozu dann seit dem 1. Mai 1580 das wichtige, aber unter den gegebenen Verhältnissen schwierige Amt eines Klosterverwalters kam, das er zuerst auf 6 Jahre übertragen, dann aber bis kurz vor seinem Ableben immer wieder erneuert erhielt.

Die ungünstigen Zeitumstände, besonders die Geldnot der Herrschaft, erschwerten schließlich die erfolgreiche Führung der Klosterverwaltung und im Jahre 1597 sah Graf Wolf Ernst sich veranlasst, Peter Engelbrecht der Verwaltung, die dieser auf eigenen Gewinn oder Verlust geführt hatte, zu entheben und dieselbe an einen anderen zu übertragen. Da dies den langjährigen und treuen Diener kränkte, so schrieb ihm der Graf am 13. Juli 1597, er möge diese Maßregel ja nicht so verstehen, als ob er ihm mit einigen Ungnaden zugetan sein sollte, vielmehr wolle er ihm stets mit Gnaden gewogen sein und bleiben, er sehe sich nur dazu gezwungen, um sich selbst bei der Gerechtigkeit des Klosters zu erhalten und zu verhindern, dass kein anderer sich ins Kloster setzen mochte. Peter Engelbrecht starb verbittert und seit etwa 1594 körperlich und geistig gelähmt im Jahre 1598.

engelbrecht-siegel-2Die abgebildeten Engelbrechtschen Siegel sind von Interesse. Das des älteren Peter Engelbrecht findet sich zur Bekräftigung einem wichtigen Schriftstück, dem Reverse vom 1. Mai 1580 aufgedrückt, durch welchen sich der Faktor zur Übernahme der Klosterverwaltung verpflichtet. Das Siegel zeigt das hergebrachte Haus oder Familienzeichen der Engelbrechts, eine Hausmarke von nicht ungewöhnlicher Form in einem Schilde. Mit einer Anspielung auf den Namen sehen wir einen Engel mit ausgebreiteten Flügeln hinter dem Schilde stehend oder schwebend angebracht. Zu beiden Seiten des Engels stehen die Namensbuchstaben „PE“.

Der gelehrte Sohn setzte das verzierende Beiwerk als redendes Wappenbild in Gestalt eines Engelkopfs mit ausgebreiteten nach oben gekehrten Flügeln in die untere Hälfte des Schildes, während sich über dem mit Decken versehenen darauf gesetzten Helme der offene Flug des Engels wiederholt. Mit diesem Siegel sind verschiedene Schreiben aus den Jahren 1597 bis 1599 verschlossen worden.

Die Familie Engelbrecht wurde später geadelt unter dem Namen von Engelbrechten und unter den Nachkommen finden sich eine große Anzahl von Beamten, Kanzlern, Ratsherren, Rechtsgelehrten und der Appellationsrat Arnold Engelbrecht. Abschließend folgt eine genealogische Kurzübersicht, mehr dazu wie immer in der Datenbank.

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Quelle:

Zeitschrift des Harzvereins für Geschichte und Altertumskunde Jg. 9 (Supplement) 1877 Seite 29-31

Literatur:

Urkundenbuch des in der Grafschaft Wernigerode belegenen Klosters Ilsenburg, herausgegeben von den Geschichtlichen Vereinen der Provinz; Band 6, von Eduard Jacobs, Zweite Hälfte: Urkunden vom Jahre 1003-1460, Halle 1875

Urkundenbuch des in der Grafschaft Wernigerode belegenen Klosters Ilsenburg, herausgegeben von den Geschichtlichen Vereinen der Provinz; Band 6, von Eduard Jacobs, Erste Hälfte: Urkunden vom Jahre 1461-1597, Halle 1877