Die urkundlichen Quellen seiner Lebensgeschichte von der Taufe bis zu der Zeit, in der Shakespeare die ersten Dichterlorbeeren erntete, weisen viele Lücken auf. Shakespeare, getauft 26.4.1564, entstammte väterlicherseits einem wohlhabenden landeingesessenen Freisassengeschlecht und mütterlicherseits aus einer Adelsfamilie, die zu den ältesten und vornehmsten Englands zählte. Was seine Schulausbildung betrifft, so hatte der Vater als Oberbürgermeister und langjähriger Ratsherr von Stratford reichlich Gelegenheit, seinem Sohn eine gute Ausbildungen zu geben, denn die Schule zu Stratford zählte zu den besten Lehranstalten jener Zeit. Der Mann, der länger als zwei Jahrzehnte das englische Volk mit großartigen Theaterstücken und bewundertem Schauspielertalent unterhalten hatte, erlebte selbst nicht mehr die volle Würdigung als Genius.
Der Name des großen Briten erscheint schon sehr früh und sehr oft in den verschiedensten Gegenden Englands, Ein William Henry Hart hatte das erste Vorkommen dieses Namens nachgewiesen in Prozessakten des Jahres 1278. Dort heißt es: „Et wills fuit attach p. Petr. Fabru et Johém Shakespere“. In Shakespeare´s Wappen kommt beispielsweise der „Speer“ zweimal und zwar in der Form, die von der Heraldik mit „Turnierlanze“ bezeichnet wird und in der Kralle des Falken der Zimier. Die Zimier oder Helmzier ist besonders in der englischen Heraldik ein wichtiger, symbolischer Teil des Wappens, welcher eine Beziehung zum Namen oder eine Erinnerung festhalten soll und so kann man das Wappen als Beweis dafür ansehen, dass die Turnierlanze in Beziehung zu Shakespeare gebracht wurde. Die Turnierlanze als Zimier gilt als sicherer Beweis dafür, dass Name und Wappen von Shakespeare mit den militärischen Verdiensten eines seiner Vorfahren in Verbindung gebracht wurde. In den Akten des Wappenamtes in London lagern „nicht unterschriebene“ Entwürfe zu Wappenbriefen für John Shakespeare (Urgroßvater) aus den Jahren 1596-1599 versehen mit vielen Korrekturen.
Die Verhältnisse beim Tod des Dichters waren höchst ungünstig für die Erhaltung von Schriften, die nicht streng religiösen Inhalts waren. Und so scheint es, als wären seine Frau und beide Töchter zum Puritanismus übergetreten. 1614, während einer Reise des Dichters nach London war (wie festgestellt ein puritanischer Reiseprediger von seiner Familie in Stratford aufgenommen worden) Es lässt sich vermuten dass seine Ansichten über Religion auf das Verhältnis zu Ehefrau Anna Hathaway (+6.8.1623 67-jährig) und Töchtern am Ende seines Lebens für ihn recht unvorteilhaft waren und er deshalb einige Bücher und Handschriften vor seinem Tod weggegeben oder sogar vernichtet hatte, um sie seinen puritanisch angehauchten Erben vorzuenthalten. (Es gibt nur 5 Namensunterschriften von ihm, drei davon im Testament)
Unser Dichter hatte zwei oder drei Schwestern und drei Brüder, die alle ohne Nachkommenschaft vor ihm starben. Seine älteste Tochter Susanna, verehelicht mit John Hall wurde im Mai 1583 geboren, heiratete am 5.6.1607 und verstarb am 2. Juli 1649. Tochter Elisabeth Hall *1608 heiratete 1.) 1626 Thomas Nash und 2.) 1649 den Herrn Bernard aus Abington, der 1661 von Karl II. als Sir John Bernard geadelt wurde. Auch Elisabeth hinterließ keine Nachkommenschaft.
Die jüngste Tochter Judith geboren (als Zwillingstochter mit dem 1596 gestorbenen Sohn Hamnet) am 2.2.1585, verheiratete sich mit Thomas Quiney am 10.2.1616. Als der Dichter seinen letzten Willen diktierte war Judith noch nicht verheiratet. Nur Mitglieder der Familie Hart können in Anspruch nehmen, aus der Verwandtschaft Shakespeare´s zu stammen durch seine Schwester. Alle Familien die bisher Abstammung vom Dichter selbst beanspruchten, taten dies ohne heraldische und genealogische Beweisführung.
William Shakespeare selbst, sowie seine Tochter Susanna, sein Schwiegersohn John Hall und seine Enkeltochter Elisabeth Nash, ruhen in Stratford. Die ihnen gesetzten Grabsteine enthalten all vier heraldisch richtig dasselbe Wappen, das in den Akten angesprochen wird und 1576 oder etwas früher an John Shakespeare verliehen wurde.
Quelle:
- Alfred von Mauntz: Heraldik in Diensten der Shakespeare-Forschung ( Erklärung zum Familiennamen, Wappen und Abstammung sowie eine genealogische Aufzählung) Berlin : Mayer & Müller, 1903
Weitere Literatur zu Shakespeare
- Fischer, Kuno: Shakespeare und die Bacon-Mythen : Festvortrag, gehalten auf der General-Versammlung der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft zu Weimar am 23. April 1895, Heidelberg: Winter, 1895
- Fischer, Kuno: Shakespeares „Hamlet“, Heidelberg: Winter, 1904