Henning Parcham, das 1552 geborene 9. Kind war kinderlos verheiratet. Kurz vor seinem Tode, am 16.2.1602 rief er eine Stiftung ins Leben, die unter dem Namen „Parcham´sche Stiftung“ bis heute seine Gültigkeit hat.
Henning Parcham wurde Treptow an der Rega geboren, wo sein Vater das Amt des Bürgermeisters versah. 1597 wurde er Ratsherr in Lübeck und war 1599 Teilnehmer der Gesandtschaft der Hansestadt bei König Christian IV. von Dänemark.
Nach dem frühen Tod Parchams heiratete seine Witwe Gesche in zweiter Ehe den Lübecker Bürgermeister Alexander Lüneburg. Gesche Lüneburg verw. Parcham starb am 28. Juli 1620 und wurde neben ihrem ersten Gatten beerdigt.
Testament:
„Min Dörp Paddelüche söllen mine Testamentarien thome düresten, alß se Können, Vorhüeren, Und wadt Jareliks baven de Unkosten darvon Kamen werdt, solckes soll an Veer Studenten Und an Veer arme Jungfruven Jährlicks gewendet werden, Jedoch allein denselven, so von mihner Fründtschop, so von Sehligen Valtin Parcham, und miener Moeder Annen Lebbins gebohren sin; Und söllen ock desülve, wen Ehre Öldern Verstervven, sick negesttüegen tho laeten schuldig sin. Dar ock miner Fründen Kein Vorhanden, so studeren würden, so soll Datjenige bedt up de tiedt, dat etzliche Vorhanden so studeren, Upgelegt, Und wenn See es nödig, dartho angewendet werden. Solde idt ock na Gades Willen thodragen, dat Keine Fründe von miner Linien als vorgemeldet gebohren, vorhanden syn würden, so soll solckes glickwol an andere Frömbde, na voriger Disposition, Studenten und arme Jungfruwen, na rade miner Testamentarien, uthgedehlt werden. Meine Testamentarien kese ick Franciscum Knöckert, Secretarium; Claws Köler; Jürgen Pawels; und Hinrich Martens; und will so oft iemand von ihnen verstervet, dat alßdann an des Verstorvenen Steede, ein framer Mann uth miner Fründschop weddeerumb in de steede gekohren werden soll, beth dath dith min Testament und letzter Wille gänzlich entrichtet; doch will ick, dat stedes der Pronotarius pro tempore binnen Lübeck, ein Mit=Testamentarius sin sol.“
Aus dieser Stiftung können jährlich 6 Studenten und 6 Mädchen zum Studium, bzw. zur Aussteuer Beihilfen erhalten. Die entsprechenden Anträge können direkt bei der Parcham Stiftung gestellt werden. Sie werden gewährt für bedürftige Sudierende und junge Frauen, die aus der Nachkommenschaft der Eltern des Stifters stammen (oder gebürtige Lübecker sind)
Die Mitglieder der heute lebenden und der späteren Generationen müssen also ihre direkte Abstammung vom Ahnherr nachweisen. Bei heiratenden Mädchen ist ein amtlich beglaubigtes Zeugnis der Bedürftikeit erforderlich. Die Stammreihe kann in der Datenbank nachgelesen werden.
„Der Magistrat der Königl. Preuss. Hinterpommerschen Stadt Treptow an der Rega urkundet und bezeugt aufgrund der bei den rathäuslichen Akten befindlichen Stammreihen und beigebrachten Trau- und Taufscheinen hierdurch, dass des ehemaligen Bürgermeisters dieser Stadt Herrn Valentin Parcham und dessen Ehefrau Anna von Lebbins eheleibliche Tochter und des Herrn Henning Parcham, des Stifters des Stipendii vollbürtige Schwester, Jungfer Elisabeth Parcham, Herrn Georg Pauli Bürgermeister hierselbst geehelicht und während dieser Ehe Anna Pauli geboren hat. Diese ist mit dem Kaufmanns-Ältesten Herrn Joachim Kiene und deren Tochter Else Kienen, mit dem hiesigen Senator Bartholomäus Gadebusch, sowie deren Sohn, der Bürgermeister Samuel Gadebusch, hierselbst mit Sophia Pagenkopf verheiratet gewesen. Letztere haben Samuel Valentin Gadebusch als Sohn gehabt….“ Das Original dieses Briefes befindet sich beim Vorstand der Stiftung.
Das Grundvermögens der Stiftung besteht aus den Ackerhöfen des Landgutes Padelügge im Weichbild der Stadt Lübeck vor dem Holstentor an der Trave und Ländereien in Holstein. Heute liegt das Gutsgelände direkt an der Autobahnabfahrt Lübeck-Moisling. Die liquiden Mittel der Stiftung bestehen aus den jährlichen Überschüssen der Verwaltung. Das Gut Padelügge im Stadtteil Buntekuh wird bereits im Lübecker Reichsfreiheitsbrief Kaiser Friedrichs II. von 1226 urkundlich erwähnt und gelangt um diese Zeit aus dem Besitz der Familie Padelügge in den Besitz der Grafen von Schauenburg und Holstein. 1247 veräußern Graf Gerhard I. und Graf Johann I. von Holstein das Gut an die Hansestadt Lübeck, die es 1268 weiterveräußert. Von da an bleibt das Gut bis zum Erwerb durch Henning Parcham im Jahr 1596 in wechselndem Besitz Lübecker Patrizierfamilien. Das Herrenhaus in Padelügge musste 1734 durch einen Neubau des Stadtbaumeisters Joseph Wilhelm Petrini († 1747) ersetzt werden. Es dient bis heute als Sitz der Stiftung. Das Pächterhaus des Gutes fiel 1880 einem Großbrand zum Opfer, bei dem die Lübecker Feuerwehr allerdings das Herrenhaus retten konnte. Das von der Stiftung verpachtete Gut verfügt auch über weitere Ländereien außerhalb der Stadtgrenzen in Holstein.
Die Parcham’sche Stiftung nimmt insofern eine Sonderstellung unter den Lübecker Stiftungen ein, als dass ihr Kapital und Einkommen vollständig aus Landbesitz herrührt. Während viele der historischen Stiftungen ihr Kapital in der Inflation der 1920er Jahre verloren, überstand die Parcham’sche Stiftung diese Zeit unbeschädigt. Der Wert der Stiftung wuchs noch einmal beträchtlich, als ein Gewerbegebiet entstand und die Autobahnen A 1 und dann A 20 durch das Gebiet des Gutes geführt wurden und die Stiftung für das Land entschädigt wurde. Da die Zahl der Familienmitglieder, die die Stiftung in Anspruch nahmen, gering blieb, wurde der Stiftungszweck mehrfach ausgeweitet, zuletzt im Jahre 2000. Diese Ausweitung machte unter anderem die Förderung eines Lehrstuhls möglich.
So wirkt die Stiftung Henning Parchams von vor 400 Jahren bis heute fort. Literatur: (DGB Bd. 90; S. 644) 1.) Paul Christian Nicolaus Lembke: Die Parcham’sche Stiftung zu Lübeck – 1602-1844. Lübeck 1844 2.) Hubertus Neuschäffer: Gutshäuser und Herrenhäuser in und um Lübeck. Neumünster 1988, ISBN 3-529-02691-3 3.) Meike Kruse: Die Parcham’sche Stiftung zu Lübeck. Entwicklung und Leistung seit 1844. (Veröffentlichungen zur Geschichte der Hansestadt Lübeck, Herausgegeben vom Archiv der Hansestadt Lübeck, Reihe B Band 34). Lübeck: Verlag Schmidt-Römhild 2001. ISBN 3-7950-0472-1 (Siehe Artikel im Wikipedia)