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Die vorliegende Untersuchung ist eine Zusammenfassung der Ergebnisse einer Staatsexamenarbeit (1959) am Mittelschullehrer-Institut Göttingen. Sie gehört in eine Forschungsreihe zum Thema: „Die gesellschaftsgeschichtliche Bedeutung geschlossener Heiratskreise sozialer Inzucht“ im norddeutschen Raum.
Bis heute verbreitet und mühelos feststellbar ist das oft generationentiefe „Untereinanderverwandstein“ bestimmter Gesellschaftskreise, etwa des hohen Adels oder der Hofbesitzer eines alten Bauerndorfes oder auch führender Familien der Finanz und Industrie, wobei es sich nicht einmal um örtlich eng zu ziehende Grenzen zu handeln braucht. Das Heiraten innerhalb gleichgestellter sozialer Schichten deshalb „soziale Inzucht“ genannt in Parallele zu dem Begriff der biologischen Inzucht.
Es soll gezeigt werden, welche sozialgeschichtliche und soziologische Bedeutung dieser bekannten Tatsache zukommt. Als Beispiel für die Einzelfeststellungen hier dient Osterode im Harz und die bedeutsame Unternehmerdynastie Schachtrupp. Es ergeben sich überraschende Zusammenhänge der Filitationen, die sich ohne Probleme noch in die Breite und zeitliche Tiefe weiterverfolgen lassen. Bereits der hier vorgestellte Ausschnitt ergibt ein aufschlussreiches Bild der Verwandtschafts- = Integrationsdichte der stadtgesellschaftlichen Schichtung.
Ausgangspunkt dieser Untersuchung ist also das südhannoversche Geschlecht Schachtrupp und zwar seine Osteroder Äste plus ein weiterer Ast. Sie stammen alle ab von einem Burchard Schachtrupp, der aus Lippstadt stammend, im Alter von 28 Jahren, am 11. 10.1653 das Bürgerrecht in Osterode erwarb. Durch die 1653 geschlossene Ehe des eingewanderten Westfalen Burchard Schachtrupp mit Anna König wächst das Geschlecht allmählich in die Bevölkerung des Harzrandes hinein und ist Generationen später schon ein Teil des Sippengefüges.
Zu dem Sippenkreis zählen die Nachkommen des Eisenfaktors Heckenbeck und die Nachkommengenerationen des Martin Engelbrecht, sowie die Familie Stisser. (Weitere enthaltene Familien sind Bertling, Konerding, Crauel, Mecke, Nanne, Peinemann, Jani, Köhler, Hieronimy, Greve, Hagemann, Böttcher, Oehlmann, Raven, Schrader) Sie stammen aus Orten wie St. Andreasberg, Einbeck, Wernigerode, Wolfenbüttel, Celle, Hannover, Salzderhelden, Bodenburg, Hildesheim etc.. Diese hier vorgestellten Ahnenreihen sind inzwischen zum Teil zeitlich weiterverfolgt in der Datenbank enthalten. Auch die Ahnenreihen der Berliner Ratsfamilien (siehe Literatur unten) können in der Datenbank betrachtet werden.
Quelle:
- Rehren, Joachim: Geschlossene Heiratskreise (Verwandtenehen) sozialer Inzucht des 17. und 18. Jahrhunderts in Osterode (Schachtrupp-Heckenbeck-Stisser-Engelbrecht) aus: Harzzeitschrift für den Harz-Verein, 93. Jahrgang, Bad Harzburg 1960, S. 51-69 (Download)
Literatur:
- Schmitz, Christian: Ratsbürgerschaft und Residenz, Untersuchungen zu Berliner Ratsfamilien, Heiratskreisen und sozialen Wandlungen im 17. Jahrhundert, Berlin, New York: de Gruyter, 2002 (Namensvorkommen: Pasche, Brunnemann, Moritz, Krause, Tieffenbach, Wedigen, Wernicke, Striepe, Reetz, Sturm, Schardius, Lindholtz, Blankenfelde, Wins, Krappe, Weiler, Manitius, etc.)
- Hlawitschka, Eduard: Konradiner-Genealogie, unstatthafte Verwandtenehen und spätottonisch-frühsalische Thronbesetzungspraxis, Hannover: Hahn 2003
- Wulz, Gustav: Ein Beitrag zur Statistik der Verwandtenehen, München: J. F. Lehmann, 1925
- Bankl, Hans: Die kranken Habsburger, Befunde und Befindlichkeiten einer Herrscherdynastie, München: Piper, 2001
- Hahn, Hans-Werner: Altständisches Bürgertum zwischen Beharrung und Wandel, Wetzlar 1689-1870, München: Verlag Oldenbourg 1991
- Der Bremer Überseekaufmann in seiner gesellschaftlicher Bedeutung im „geschlossenen Heiratskreis“ aus: Genealogisches Jahrbuch, Bd. 3, Seite 25-52
- Gall, Lothar: Vom alten zum neuen Bürgertum: die mitteleuropäische Stadt im Umbruch, 1780-1820, München: Verlag Oldenbourg, 1991