Die Herren von Kuenring

Wie bei den meisten alten Geschlechtern liegt die Person des Ahnherrn im Dunkeln, so ist es auch mit dem Stammvater der Kuenringe, Azzo von Gobatsburg der Fall. Damals wurde die Ostmark von den benachbarten Völkern verwüstet und das Land nördlich der Donau mit Feuer und Schwertern vernichtet. Markgraf Leopold wandte sich in dieser Not an seinen Bruder Poppo, den Erzbischof von Trier um Hilfe. Dieser rüstete eine zahlreiche Schaar stattlicher Krieger und sandte sie unter dem Befehl seines Verwandten Azzo in die Ostmark.

Der Markgraf hocherfreut über den errungenen Sieg ließ Azzo nicht mehr in die Heimat zurückkehren, sondern behielt ihn an seinem Hof und überhäufte ihn mit Ehren und Reichtümern. Er erhob den siegreichen Marschall zu seinem obersten Schenken und gab ihm eine der vornehmsten Damen zur Gemahlin, mit der Azzo drei Söhne zeugte: Anshalm, Nizzo und Adalbero (Albero) Hochbetagt starb er im Jahre 1100. So die Sage wie sie das Stiftungsbuch des Klosters Zwettl erzählt.

Von Anshalm der in einer Urkunde von 1074 als Zeuge genannt wird, geht man von 1055 als Geburtsjahr aus. Wie sein Vater war er auch Ministeriale des Markgrafen und weilte öfters an dessen Hofe. Als Gemahlin führt das Saalbuch von Klosterneuburg eine gewisse Truta an, die um das Jahr 1120 ihre beiden Mägde Dietmut und Hildigund an dieses Stift schenkte. Sie gebar ihrem Gemahl einen Sohn mit dem Namen Azzo, doch dieser starb noch vor dem Vater.

Der zweite Sohn von Azzo war Nizzo, der in allen Urkunden ohne Familiennamen erscheint. Von den Besitzungen des vaters scheint er die Güter um Zwettl und an der Donau erhalten zu haben. Wie sein Bruder wurde Nizzo bei Schenkungen oft als Zeuge herangezogen. Auch die Gemahlin von Nizzo trug den Namen Truta, das beweist ein geschlossener Vertrag mit der Witwe vom Jahre 1114, der für die Geschichte der Kuenringe von großem Wert war, weil er einen Blick in die Familienverhältnisse gestattet. Nizzo hatte mehrere Söhne: Hadamar I. der die Burg Dürnstein gründete und als mutmaßlicher Erbauer der gleichnamigen Burg angesehen wird und am 27. Mai 1138 starb, Pilgrim, Albero II. und Dietmar. Nizzo selbst muss vor 1114 gestorben sein.

Der dritte Sohn Albero I. war der eigentliche Ahnherr der späteren Herren von Kuenring. Man nimmt an, dass er um 1118 gestorben sei und man kennt fünf Söhne von ihm: Albero III., Heinrich I., Heinrich II., Rapoto und Otto, so die Angaben aus dem Stiftungsbuch.

Albero III. war mit einer Elisabeth vermählt und zeugte mit ihr zwei Kinder: Hadamar II. und Gisela. Letztere vermählte sich mit Leutwin von Sunnberg. Albero starb nach seiner Gattin hochbetagt am 15. August 1182 und wurde im Kapitel der Mönche von Zwettl begraben.

Der dritte Sohn von Albero hieß gleichfalls Heinrich II., der sich aber „von Gundramsdorf“ nannte. Gleich seinem Bruder Heinrich „von Zebing„, mit dem er nicht zu verwechseln ist. Rapoto kommt 1157 als Zeuge in einer Urkunde vor, durch welche ein gewisser During, Ministeriale des Herzogs Heinrich, dem Kloster Metten ein Gut bei Perschling gibt. Otto trug den Namen „von Gobatsburg“ nachdem er die Veste erbte. Neben dem Prädikat von Gobatsburg führte Otto auch das „von Purchartstorf“.

Der mächtigste und berühmteste aus dem Geschlecht war Hadamar II. Seine Geburt dürfte in die ersten Jahre des vierten Decenniums des 12. Jahrhunderts fallen. Bereits im Jahre 1157 ist er urkundlich erwähnt wegen der Übergabe eines Gutes bei Stinkenbrunn an Klosterneuburg durch Herzog Heinrich Jasomirgott. Wie seine Ahnen, war auch Hadamar unermüdlich tätig im Dienste seiner Landesherren, der Herzoge Heinrich II., Leopold V., Friedrich I., und Leopold VI. Von seinem Vater hatte er einen stattlichen Besitz geerbt, den er durch Heirat und Belehnung von Seite des Landesfürsten und anderer Herren bedeutend vermehrte.

Er besaß die Burgen und Vesten zu Weitra, Dürnstein, Aggstein, Zwettl, Kühnring, Zistersdorf, Gmünd und Hadmarstein, ferner die Güter zu Eggenburg, Kelchdorf, Weissenbach, Axwald, Walprechtsdorf, Schweiggers, Siebenlinden, Schönau, Dürnbach, Rosenau, Wullersdorf, Mistelbach usw. Verheiratet war Hadamar mit Eufemia, einer Tochter von Heinrich des Hundes von Mistelbach.

Seine Tochter Gisela erhielt ihr Erbteil im Jahre 1217, bevor er seine zweite Pilgerfahrt antrat und sie war vermählt mit Ulrich von Falkenberg. Aus der Ehe von Hadamar II. stammen drei Söhne, nämlich Albero IV., Hadamar III., und Heinrich III. Er starb wahrscheinlich auf der Überfahrt nach Spalato am 22. Juli 1217.

Die Kuenringe starben 1594 aus. Als Erben der Kuenringe gelten die Liechtensteiner, deren Wappen einen Bestandteil als „Wappen der Chuenringe“ darstellt.

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Quelle:

Friess, Gottfried Edmund: Die Herren von Kuenring. Ein Beitrag zur Adelsgeschichte des Erzherzogtums Österreich, Wien: Wilhelm Braumüller, 1874

Weblink:

Die Burg und ihre Herren
Dienst, Heide: „Kuenring“ in: Neue Deutsche Biographie 13 (1982), S. 224 f. [Onlinefassung]