Alljährlich wird festgelegt an welche Koryphäen der Wissenschaft, Dichtkunst, und was den Frieden dieser Welt betrifft, die Nobelpreise verliehen werden. Kaum jemand hat genauere Kenntnis über diesen bedeutsamen Mann, außer dass eben sein ungeheures Vermögen als Krönung für besonders verdienstvolle Menschen bestimmt ist.
Der geniale Gelehrte, Ingenieur und Erfinder Nobel, stets bescheiden, still und ein Idealist. Er lebte sehr zurückgezogen nur für seine Erfindungen und seine wissenschaftlichen Experimente.
Nobels Vorfahren lassen sich in Schweden bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgen.
Ob die Familie von jeher in Schweden ansässig war muss dahingestellt bleiben. Der Name begegnet uns zuerst am Ende des 17. Jahrhunderts in latinisierter Form, wie sie in Schweden früher und vielfach auch heute noch vorkommt, nämlich als Nobilius oder Nobilius.
Man hat den Namen von der Ortsbezeichnung Nöbbelöf abzuleiten und hat demnach den Ursprung des Geschlechts aller Wahrscheinlichkeit nach in der Landschaft Schonen zu suchen. Schon die ersten Träger dieses Namens waren in gelehrten Berufen tätig. Der eine war Sekretär des verdienten Freiherrn von Görtz, des obersten Ministers Karls XII., der andere war um 1700 herum ein Landrichter in Uppland.
Dieser letztere, Peter Nobilius, geboren 1660 in Nöbbelöf, gestorben 1707 in Upsala, war der Stammvater des Alfred Nobels. Er war der Schwiegersohn eines der bedeutendsten schwedischen Gelehrten Olof Rudbeck (1630-1702) der als Universitätsprofessor in Upsala wirkte und dessen Tochter Wendela die Urgroßmutter Alfred Nobels. Der Ehe des Peter Nobilius entspross 1706 ein Sohn der nach dem Großvater den Namen Olof erhielt und der erst als Porträtmaler in Stockholm, später als Zeichenlehrer an der Universität seiner Vaterstadt Upsala wirkte. Olof Nobilius starb 1760 und hinterließ mehrere Kinder, von denen der jüngste, 1757 geborene Sohn den Namen Emanuel erhielt. Auch dieser wendete sich einem gelehrten Beruf zu, denn er studierte Medizin und wurde Stadtarzt. Im schwedisch-russischen Feldzug 1808-1809, der für Schweden mit dem schmerzlichen Verlust Finnlands endete, zog Emanuel als Chirurg mit ins Feld. Bei dieser Gelegenheit verwandelte er seinen Namen in Nobel, weil die gelehrte Wortendung damals als zu theologisch empfunden und demgemäß von zahlreichen Personen abgelegt wurde.
Schon am 24. Mai 1801 war Emanuel aus seiner Ehe mit der Schifferstochter Anna Katharina Rosell ein Sohn geboren worden, der auch den Namen des Vaters Emanuel erhielt. Dieser jüngere Emanuel wurde später der Vater des Alfred Nobels. Emanuel hatte 1828 die Jungfrau Karoline Andrietta Ahlfell (*1803) geheiratet, die ihm während der Stockholmer Zeit drei Söhne schenkte, Robert Hjalmar *4.8.1829, Ludwig Emanuel *27.7.1831 und Alfred Bernhard *21.10.1833, zu denen später nach der Übersiedlung nach Petersburg noch ein viertes Kind, Oskar Emil *1843 kam. Die beiden jüngsten waren die begabtesten, während aber Oskar Emil im jugendlichen Alter einem erschütternden Unglücksfall zum Opfer fiel. Der dritte Sohn Alfred brachte es zu hohem Weltruhm als Ingenieur, Erfinder und Mensch!
Er hatte zunächst in Stockholm und später in Petersburg die Schule besucht, auf der er sich bereits durch sein ausgezeichnetes Sprachtalent auszeichnete. Mit 16 Jahren verließ er die Schule um zunächst seines Vaters Gehilfe zu werden. Diese Beschäftigung mit der Sprengstofftechnik wies seinem beruflichen Leben für immer die Richtung. 1850 schickte ihn der Vater in die Vereinigten Staaten um sich als Maschineningenieur weiter ausbilden zu lassen. Weitere vier Jahre blieb Alfred in der Fremde wo er unter anderem bei seinem berühmten Landsmann John Ericson (1803-1889) arbeitete, dem großen Schiffsbauingenieur und Erbauer des Kriegsschiffs „Monitor“ und der bereits um 1850 einen geachteten Namen hatte.
1854 kehrte Alfred Nobel ins Vaterhaus nach Petersburg zurück. (Kurz zuvor am 4. Oktober 1853 war zwischen Russland und der Türkei der bekannte Krimkrieg ausgebrochen) Nach dem Pariser Frieden vom 30. März 1856 kam die russische Regierung ihren moralischen Pflichten gegenüber der Nobelschen Fabrik, die ihr so große Dienste geleistet, vielleicht sogar Petersburg vor einem Bombardement bewahrt hatte in keiner Weise nach. Emanuel Nobel wandte 1859 verbittert dem undankbaren Zarenreich den Rücken und kehrte zurück in sein Vaterland Schweden. Schon in Petersburg hatte Alfred Nobel sein erstes Patent erworben. Es betraf eine Verbesserung am Gasometer und wurde ihm im September 1857 erteilt. Als Starthilfe für ein neues Unternehmen glückte es Alfred in Paris Gelder aufzutreiben, mit deren Hilfe er 1861 im Stockholmer Vorort Heleneborg eine Nitroglyzerinfabrik ins Leben rief. Es war kein Geringerer als Kaiser Napoleon III., der die Veranlassung hierzu gab.
Die Erfindung des Dynamit 1866
So erschütternd Katastrophen auch sind, so schien sie doch dem Erfolg der Sache selbst nicht weiter zu schaden. Nachdem am 10. Oktober 1864 die schwedische Regierung zuerst die Benutzung des „Nobelschen Sprengöls“ bei der Herstellung eines Eisenbahntunnels angeordnet hatte, ging man in den verschiedensten Ländern dazu über, das Nitroglyzerin zu verwenden. Aber die noch mangelhafte Erfahrung in der Hantierung mit dem unheimlichen Stoff ließ leider mehrere Katastrophen eintreten. Es war ein Zufall, der zur Entdeckung des Dynamits verhalf, ein blinder Zufall, der aber ohne jedes Ergebnis geblieben wäre, wenn er nicht eben gerade Alfred Nobels wachen Erfindergeist beflügelt hätte. Es war im Jahre 1866 als jener Sprengstoff gefunden und mit dem Namen Dynamit Weltberühmtheit erlangte. Am 19. September 1867 wurde der Sprengstoff durch ein schwedisches Patent geschützt. Nobel hatte sich zeitlebens strengstens von der Politik ferngehalten. Sein ganzes Denken und Fühlen geht klar aus seinen Briefen hervor:
„Licht verbreiten heißt Wohlstand verbreiten und mit dem Wohlstand verschwindet der größte Teil der Übel, die ein Erbteil finsterer Zeiten sind. Die Eroberung der wissenschaftlichen Forschung und ihr sich stets erweiterndes Feld erwecken in uns die Hoffnung, dass die Mikroben -die der Seele sowohl als des Körpers- nach und nach verschwinden werden und der einzige Krieg, den die Menschheit führen wird, wird der Krieg gegen diese Mikroben sein. Dann wird der herrliche Ausdruck Bacons, dass es Wüsten in der Zeit gibt, sich nur mehr auf weit zurückliegende Zeiten beziehen.“
Das Testament und Vermächtnis
Die Nachrufe des am 10. Dezember 1896 in San Remo Verstorbenen waren in allen Kulturländern mit hoher Anerkennung und Bewunderung gehalten. Nobels Leichnam war von San Remo nach Stockholm überführt worden um hier am 29. Dezember durch Feuer bestattet zu werden (ausdrücklicher Wille des Verstorbenen) Das hinterlassene Vermögen betrug ungefähr 36 Millionen schwedische Kronen (=40 Millionen Mark) Davon fielen den noch lebenden Seitenverwandten einige Legate im Gesamtbetrag von 1 Million zu; die nächsten Verwandten, vor allem das nunmehrige Haupt der Familie Emanuel Nobel in Petersburg, Ludwig Nobels Sohn, lebten in so guten Verhältnissen, dass sie auf eine Erbschaft nicht angewiesen waren. So war es Alfred Nobel möglich sein ganzes riesiges Vermögen in zukunftsweisender Bestimmung festzulegen.
Die Preise für Physik und Chemie werden durch die schwedische Akademie der Wissenschaften zuerkannt, für physiologische oder medizinische Arbeiten durch das karolinische Institut in Stockholm, für die Friedenswerke durch einen aus 5 Personen bestehenden Ausschuss. Insgesamt wurden ihm 355 Patente zugesprochen.
„Es ist mein ausdrücklicher Wille, dass bei der Zuteilung der Preise keine Rücksicht auf die nationale Zugehörigkeit genommen wird, so dass also der Preis dem Würdigsten zugesprochen wird, gleichviel ob er Skandinavier ist oder nicht.“
Die Gründung der Stiftung erfolgte im Jahre 1900. Seit 1901 werden nun alljährlich an Nobels Todestag die 5 Preise verteilt und alljährlich wird das Interesse der gesamten Welt aufs Neue auf die Nobelpreisträger gelenkt, wie die diesjährige Verleihung des Friedensnobelreises an Präsident Obama.
In Gedenken an einen großen Gelehrten und genialen Erfinder und einem der edelsten Menschen überhaupt – Alfred Nobel!
- Alfred Nobel, Erfinder des Dynamits. Buchbeilage zu den Technischen Monatsheften 1912, eine biografische Skizze von Dr. Richard Henning im Verlag der Technischen Monatshefte, Franckh´sche Verlagshandlung Stuttgart
- Erik Bergengren u.a.: Alfred Nobel. Bechtle 1965.
- Edelgard Biedermann: Chère Baronne et Amie – Chèr monsieur et ami. Der Briefwechsel zwischen Alfred Nobel und Bertha von Suttner. Olms, Göttingen 2001, ISBN 3-487-11492-5.
- Kenne Fant: Alfred Nobel. Idealist zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Insel Verlag, Frankfurt a.M. 1997, ISBN 3-458-33804-7.
- Karl Gruber: Alfred Nobel. Die Dynamitfabrik Krümmel – Grundstein eines Lebenswerks. Flügge Printmedien, Geesthacht 2001, ISBN 3-923952-11-2.
- Rune Pär Olofsson: Der Dynamitkönig Alfred Nobel. Kiepenheuer, Leipzig 1993, ISBN 3-378-00523-8.
- Orlando de Rudder: Alfred Nobel (1833–1896). Denoël, Paris 1997.
- Fritz Vögtle: Alfred Nobel. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Rowohlt, Reinbek 1983