Freiherr Ludwig Philipp von Hagen ein preußischer Staatsminister

niedergebra

Zu den hervorragenden Männern, die aus der Grafschaft Hohenstein hervorgegangen sind, gehört auch der Staatsminister Ludwig Philipp von Hagen.

War seine Tätigkeit auch nicht in erster Linie der Grafschaft Hohenstein gewidmet, so ist sie ihr doch zugute gekommen. Geboren am 3. Mai 1724 auf dem alten Hagenschen Familiengut Stöckey, widmete er sich (wie schon zuvor sein Vater, der Hohensteinsche Landrat Friedrich Philipp von Hagen, der bekannt war für seine gewissenhafte Amtsführung und seine vortreffliche Bewirtschaftung seiner Güter) der preußischen Beamtenlaufbahn. Dazu gehörte eine gute Allgemeinbildung und gründliche Geschäftskenntnis. Sie erleichterten ihm seinen zukünftigen Werdegang.

Nach verschiedenen Posten bei den Provinzialkammern, erfolgte schließlich unter dem Titel eines Wirklichen Geheimen Etats- und Kriegsrates seine Berufung in das königliche Ministerium zu Berlin und bald darauf die Berufung zum leitenden Minister. Er war hauptsächlich mit Arbeiten für die Landeskultur beschäftigt. Die königliche Anerkennung, die nicht leicht zu erwerben war, zeigte sich in vielfachen Gnadenerweisen. So wurde dem Minister, dem ausser anderen Besitzungen auch drei Rittergüter zu Niedergebra gehörten, am 16. Juni 1766 die früher dem Amte Lohra aus Gebra zuständig gewesenen Erbenzinsen, Dienstgelder und dergleichen Rechte (mit Ausnahme der Burgveste) der Mühlenzwang über Friedrichsrode und Niedergebra, sowie die Gerichtsbarkeit in Zivil- und Kriminalsachen und das Patronat über Kirche und Schule durch Erbpachtverschreibung gnädigst verliehen.

Das Patronatsinteresse bestätigte von Hagen dadurch, dass er in dem 1771 errichteten Testament der Kirche 100 und der Armenkasse 1500 Reichsthaler schenkte. Als der Freiherr später ernsthaft erkrankte, bezeugte ihm der König innigste Anteilnahme. Die Krankheit endete mit dem Tod am 6. Februar 1771. Friedrich der Große, tief ergriffen von dem Ableben seines treuen Dieners, schrieb darauf dem Generaldirektorium: „Er habe an Hagen einen Minister verloren, dergleichen er sich viele wünsche, aber leider wenige habe; sein Andenken werde ihm immer wert und und unvergesslich bleiben“.

Der König ordnete darauf an, dass das Portrait Hagens bei offener Versammlung und bei offenen Türen in dem Audienzsaale aufzustellen sei „zum immer währenden Gedächtnis dieses rechtschaffenden Dieners des Staates“. Wie sehr der König den Minister schätzte, geht auch daraus hervor, dass er ihm die höchsten preußischen Orden, nämlich den Schwarzen Adlerorden und den Orden pour le mérite verlieh. Außerdem wurde er zum Mitglied des Johanniterordens erhoben. Sein Bild zeigt ihn im Brustharnisch und Mantel der Johanniter mit Stern und Band des Schwarzen Adlerordens und den Insignien des Ordens pour le mérite.

Da der Minister kinderlos starb, fielen seine Güter an seinen Bruder, den Ritterschaftsdirektor der Grafschaft Hohenstein und Domherrn zu Naumburg, Freiherrn Wilhelm Adolf vom Hagen. Verheiratet war Ludwig Philipp in erster Ehe mit Louise Charlotte von der Goltz (1738-1759) und in zweiter Ehe mit Johanna Louise von Oertzen. Der Minister wurde prunkvoll bestattet in Möckern, in einem Anbau der St. Laurentius Kirche.

Erbteilung von Hagen:

Nachdem Frau von Bodenhausen gestorben war, haben zuerst die Erben ihren Besitz verpachtet. 1711 wohnen Anton Ludwig und Friedrich Philipp, zwei von den vier Brüdern aus Niedergebra auf dem Gut Stöckey. Später ist der letztgenannte der beiden Brüder Friedrich Philipp von Hagen der alleinige Besitzer. Aus der Ehe mit Gertrud von Münchhausen stammen nachweislich 10 Kinder.

Als Erben erwählte Ludwig Philipp die Nachkommenschaft seines  Bruders  Wilhelm Adolf  zu Trägern des Fideikommisses, welches er mit Datum vom 23. November 1770 eingerichtet hatte und dafür am 18. März 1775 die königliche Bestätigung erhielt. Ludwig Philipp´s erster Nachbesitzer wurde sein Neffe Christoph Friedrich Wilhelm (1754-1813) der 1803 die Grafenwürde erhielt. Sein 1748 geborener Sohn Wilhelm Adalbert Hermann Leo erwarb dazu noch die erbliche Auszeichnung des Erbschenken-Amtes im Herzogthum Magdeburg (1840) Dieses Amt trat er an seinem Sohn Hilmar (*1835) ab. Hilmar war außerdem Erbe der Güter Deuna und Gebra.

Genealogische Kurzübersicht der von Hagen:

Großeltern: Ludwig Christoph von Hagen (1646-1689) oo Sophia Maria von Dachröden
Eltern: Friedrich Philipp (+16.7.1754) von Hagen oo Gertrud von Münchhausen
Geschwister: Christiana Katharina Maria *25.3.1713; Christoph Friedrich *24.6.1718; Anton Karl *6.11.1719; Anna Dorothea Friederike *23.5.1722; Charlotte Henriette *19.4.1726 Stöckey, +11.10.1761, heiratete am 9.8.1751 mit Kammerjunker von Bredow; Christoph *13.3.1727 +15.2.1728; Augustina Maria Juliana *10.2.1730 heiratete am 18.11.1753 August Christof von Hagen zu Düna; Antonetta Sophia Karolina *12.9.1733;  und Wilhelm Adolf *11.2.1721 heiratete Sophie Christine von Wintzingerode (12 Kinder) Die ausführlichen Genealogien findet ihr wie immer in der Datenbank.

Literatur:

  1. Kolbe, Wilhelm: Heimatland, Illustrierte Halbmonatsschrift für Heimatkunde, Jahrgang 12, 1915 und Jahrgang 14, 1917 (Beide Ausgaben liegen vor)
  2. Lotte Knabe: Ludwig Philipp vom Hagen In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 7, Duncker & Humblot, Berlin 1966, S. 480 f.
  3. Nachrichten über die Familie der Grafen und Freiherren von der Goltz, 1885 – 1960, Bearbeitet von Hans Gerlach v. d. Goltz unter Mitwirkung von Kurt Frhr. v. d. Goltz und Dr. Joachim Frhr. v. d. Goltz, (Bibliothek Familiengeschichtlcher Arbeiten, Band 27, Verlag Degener & Co, Neustadt an der Aisch, 1960 Fortsetzung Tafel E
  4. Nachrichten vom Johanniterorden, Johann Gottfried Dienemann, (Berlin, George Ludewig Winter, 1767), 278
  5. Von Below, Ein deutsches Geschlecht aus dem Ostseeraum, Oskar Pusch, (Dortmund 1974, Veröffentlichung der Forschungsstelle Ostmitteleuropa im Lande Nordrhein-Westfalen, Reihe Nr. 27), Tab XII

Webseite:

Hagen´scher Familienverband e.V.

Was aus dem einstigen Stammsitz geworden ist

Der aus den alten Bundesländern stammende Besitzer lässt das einst so stolze Anwesen immer mehr verfallen. Nun wird eine Unterschriftenaktion gestartet, die dann der Landesdenkmalschutzbehörde zugeschickt wird, damit endlich was passiert.