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Am Südrand des Unterharzes, im Tal der Zorge, liegt reizvoll in die Landschaft eingebettet die Stadt Ellrich. Die Ansiedlung wurde im Jahre 876 erstmals als „Alarici“ erwähnt und zählt gegenwärtig etwa 4.000 Einwohner. Bereits seit 1869 besteht eine Bahnverbindung nach Nordhausen und Northeim. Im Laufe der Jahrhunderte gehörte Ellrich zu verschiedenen Grafschaften und erhielt 1286 Stadtrecht. Im 14. und 16. Jahrhundert war der Ort ein Schnittpunkt für den Handel über den Harz. Unter der Herrschaft der Hohnsteiner Grafen erhielt die Stadt 1332 das Münzrecht. Bis in das 17. Jahrhundert wurden hier verschiedene Kleinmünzen und Taler geprägt.
Als bemerkenswerte historische Bauwerke sind Reste der Stadtmauer mit dem „Ravensturm“ und dem „Wernaer Tor“ (1315) die romanische Hospitalkirche (nach 1100) mit Wandgemälden von 1598 und spätgotischem Flügelaltar, die gotische Frauenkirche (1300) Kirche Sankt Mariae auf dem Frauenberg, bereits 723 erstmals urkundlich erwähnt. (lt. alten Ellricher Schriften älteste Kirche der Provinz Sachsen) sowie der Fachwerkbau des Pfarrhauses der Johanniskirche (1655) zu erwähnen.
Im Jahre 1990 wurde mit dem Ausbau des Straßennetzes, des Telefonnetzes und der Erhaltung und Instandsetzung der Denkmale begonnen. Ellrich zeigt Aktivitäten, nachdem es viele Jahre als Stadt an der Grenze ein abgeschnittenes Dasein führte.
In den letzten zwei Jahren hat sich die Stadt wirtschaftlich stark entwickelt. Das zeigt deutlich die 100prozentige Belegung des neuen Gewerbegebietes und die damit verbundene Schaffung von ca. 600 neuen Arbeitsplätzen.
In ökonomischer Hinsicht bekommt Ellrich damit im Landkreis Nordhausen mehr Ansehen, denn allein vom Tourismus kann die Südharzstadt nicht leben. Einer der wichtigsten Wirtschaftszweige ist die Gipsindustrie und gleichzeitig ein dunkles Kapitel in der Geschichte.
Die geschichtlichen Anfänge von Ellrich
Die früher stets herangezogene Urkunde des „Codex diplomaticus Fuldensis“, angeblich aus dem Jahre 874 stammend und die Namensform „Alarici“ enthaltend, hat sich später als eine Fälschung erwiesen. So ist es richtiger, für die älteste urkundliche Erwähnung einer Ansiedlung „Ellrich“ eine Urkunde zugrunde zu legen, die in Ingelheim, der alten Kaiserpfalz westlich von Mainz, am 18. Mai 876 in der Kanzlei König Ludwigs des Deutschen ausgestellt wurde und die Beilegung eines Rechtsstreites zwischen dem Erzbischof von Mainz und dem Abt von Fulda über den Zehnt in Thüringen zugunsten des Klosters besiegelt. Die hier vorkommende Schreibung „Alarichi“ bedeutet die erste schriftliche Erwähnung einer Ansiedlung, ihren Eintritt in die durch schriftliche Überlieferung abgesicherte Geschichte. Auch diese Urkunde befindet sich im Hessischen Staatsarchiv zu Marburg. Der Name Alarichi, 1229 Elreke, 1256 Elrike wird mit dem altsächsischen Wort alira, elira, „Erle“, und dem mittelniederdeutschen reke, „Reihe, Heckenzaun“ erklärt.
Die dem Kloster Fulda zehntpflichtige Ansiedlung entwickelte sich südlich des Frauenberges. Die Marienkirche auf dem Frauenberg ist wahrscheinlich in eine vorgeschichtliche Anlage und Kultstätte hineingebaut worden. Der Sage nach von Bonifatius erbaut, dürfte sie anfangs aus Holz gewesen sein, wurde aber noch in romanischer Zeit in Stein errichtet, worauf sich nach 1300 ein Umbau im gotischen Baustil anschloss. Wallreste und eine Art Terrasse am Fuße des Berges deuten auf ursprüngliche Befestigungen hin. Auch auf dem Burgberg wurde im vorigen Jahrhundert ein kleiner Ringwall nachgewiesen, der jedoch durch den Bau der Gastwirtschaft heute nicht mehr feststellbar ist.
In der im 10. Jahrhundert weiter nach Süden an der Zorge sich ausdehnenden Siedlung hat nach späterer Tradition Königin Mathilde, die Gemahlin Heinrichs I., die Ortskirche St. Johannis gegründet. Daß die Liudolfinger schon Ausgang des 9. Jahrhunderts unter Heinrichs Vater Herzog Otto die südlichen Harzlande mit ihrem ausgedehnten Reichsgut fest in ihre Hand genommen hatten, ist unbestritten. Rechte des Klosters Fulda in Ellrich lassen sich später nicht mehr erkennen.
Für die weitere Entwicklung des Ortes sind die Grafen von Klettenberg von Bedeutung. Diese werden 1187 erstmals in den Quellen erwähnt. Ihre Grafschaft (das Komitat, nach lat.comes = Graf) entstand auf Veranlassung Kaiser Friedrichs I. Barbarossa. Konrad von Ballhausen wurde vom Kaiser für die ihm geleisteten Dienste vornehmlich als Podesta von Ferrara – mit der Grafschaft Klettenberg belehnt. Von den benachbarten Grafen von Honstein als Fremd- und Eindringlinge betrachtet und bekämpft, verloren die comites de Clettenberg zeitgleich mit dem Untergang der Staufer ihre Burg Klettenberg 1253 an die Grafen von Honstein.
Auf die Zugehörigkeit Ellrichs zum Klettenberger Komitat weist eine Urkunde vom 25. Mai 1229 hin: Albert, Graf von Klettenberg, schenkt seiner Pfarrkirche „in Elreke“ viereinhalb Hufen von seinen Ländereien „in oppido nostro Elreke“. Wurde der Ausdruck „villa“ für eine Siedlung rein bäuerlichen Charakters gebraucht, so bezeichnet der Begriff „oppidum“ in dieser Zeit eine zwar noch nicht ummauerte, aber doch mit Erdwällen, Flechtzäunen und Palisaden befestigte Ortschaft von beginnendem städtischem Typus. Als Ministerialen, Dienstleute, Burgmannen, aus denen der niedere Adel hervorging, werden im 13. Jahrhundert in den Urkunden des Klosters Walkenried ein Henricus, Rudolfus, Theodoricus und Sifridus de Elrike genannt. Sie werden wohl ursprünglich in Klettenberger, dann in Honsteiner Diensten gestanden haben. Hertwicus und Sifridus de Elrike werden seit 1242 als Nordhäuser Bürger „cives Nordhusenses“ erwähnt.
Die Anwesenheit eines Grafen von Honstein am 10. Juni 1230 in „Elrecke“, das in dieser Urkunde noch als „villa“ bezeichnet wird, bedeutet noch nicht, daß sie die Klettenberger zu diesem Zeitpunkt bereits verdrängt hätten. Vielmehr waren sie vom Kloster Pöhlde zusammen mit den Grafen von Klettenberg, Scharzfeld und Lauterberg zu einer Schlichtungsverhandlung gebeten worden. Dagegen geht aus einer Urkunde vom 27. September 1256 hervor, dass die Grafen von Honstein die neuen Herren waren. Sie beurkundeten erstmals in Bezug auf Ellrich und seine Umgebung: Heinrich, Graf von Honstein, verkauft dem Kloster Walkenried für 150 Mark seine Fischteiche, „Hymelrich“ genannt (zu sehen auf der Karte von Walkenried) bei der „villa“ Elreke. Die Bezeichnung „villa“ in mehreren Urkunden weist auf den noch überwiegend dörflichen Charakter des Ortes hin.
In die Regierungszeit König Rudolfs von Habsburg fällt der Übergang der dörflichen Siedlung zur Kleinstadt. In einer Urkunde vom 30. März 1292 (Original im Staatsarchiv von Wolfenbüttel) sprechen Dietrich und Heinrich von Honstein von ihren Bürgern „cives de Elrich“, und der „civitas Elrich“ und erwähnen bereits „consules“, Ratsherren. Diese Urkunde ist viermal besiegelt, mit den beiden Grafensiegeln, dem des Abtes von Walkenried und dem der Stadt Ellrich. Dass letztere nun auch mit einer festen Stadtmauer umgeben wurde, beweist eine Walkenrieder Urkunde des Jahres 1315.
Ein dunkles Kapitel aus der Geschichte der Stadt Ellrich 1627
Ellrich, eine kleine Stadt am Rande des Südharzes, ist umgeben von herrlichen Wäldern und Anhöhen. Erstmals wurde sie 874 als Besitz des Klosters Fulda urkundlich erwähnt. Wie fast alle Orte in unserer Heimat, hatte auch Ellrich unter mehreren Bränden zu leiden, besonders dem von 1627. Dieses Feuer brach in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges aus, uns zwar am Pfingstmontag, dem 14.Mai 1627, in einem Haus nahe dem ehemaligen Auetor und der heutigen Austraße. Man muss von Brandstiftung ausgehen. Eine gewaltige Feuerwalze, die vom Westwind weitergetragen wurde, breitete sich schnell aus. Die damals noch mit Holzschindeln gedeckten Fachwerkhäuser boten den Flammen eine leichtentzündliche Nahrung. Binnen weniger Stunden lag die ganze Stadt in Schutt und Asche, bis auf einige Häuser in der Ritterhagengasse. Auch die St.-Johannis-Kirche wurde ein Raub der Flammen, die beiden Türme sowie die von sechs Säulen getragene Decke über dem Kirchenschiff brachen zusammen. Die Brandkatastrophe kostete zahlreiche Menschen das Leben. (Links Abbildung vom Heimatmuseum)
Im Ellricher Magistratsbuch wird diese furchtbare Heimsuchung wie folgt beschrieben:
„Zu wissen, dass durch Gottes Verhängnis anno 1627 den Pfingstmontag dieses ganze Städtlein Ellrich durch ein von boshaften Menschen angelegtes Feuer eingeäschert und auch das Rathaus mit consumiret worden und wegen des grossen 30jährigen Krieges nicht sobald wieder restauriert werden können, so ist endlich vermittelst göttlicher Gnade und Beihülfe vornehemer Leute, absonderlich des Durchlauchtigsten Fürst und Herrn, Herrn Rudolphi Augusti Herzog zu Braunschweig und Lüneburg, welcher 150 Stämme Tannenholz dazu spendiret, dieses Rathaus auch anno 1671 im Augusto gerichtet, von Jahr zu Jahren allgemächlich nach Vermögen der Ratseinkünfte ausgebauet auch heutigen Tages dieser Knopf bei Verfertigung des Daches aufgesetzt worden, welches zur Nachricht anhero registriret und in diesen Knopf mit eingelegt worden. Ellrich, den 19. Jan. 1676“
Die alte Wetterfahne dieses Rathauses mit der Jahreszahl 1676 befindet sich heute im Ellricher Heimatmuseum. Der Wiederaufbau der Stadt verzögerte sich unter anderem dadurch, weil es zu damaliger Zeit keine richtige Brandversicherung gab. Erschwert wurde das Aufblühen des Städtchens weiterhin durch die im Harz auftauchenden Räuberbanden. Wie langsam der Wiederaufbau der Stadt erfolgte, geht daraus hervor, daß nach zwanzig Jahren erst wieder 146 Häuser von ehemals 416 Häusern errichtet waren. Aus der Zeit stammt der Spitzname der Ellricher, „Bettelfanier“.
(Quelle: Jahrbuch des Landkreises Nordhausen 1997 Herausgeber: Landratsamt Nordhausen)
(Quelle: Imagebroschüre des Landkreises Nordhausen 1992, Landratsamt Nordhausen)
Zu erwähnen sind noch einige Personen, deren Andenken von den Einwohnern der Stadt Ellrich erhalten zu werden verdient, weil sie teils in dem dortigen Stadtrat, teils in Kirchen- und Schulämtern für das Beste dieses Ortes gesorgt haben.
Graf Heinrich von Honstein-Clettenberg heiratet in Ellrich die Witwe des Grafen Vollrat von Mansfeld. Ein an diesem Tag veranstaltetes Turnier jedoch nimmt einen unglücklichen Ausgang. Beim Speerebrechen trifft Bruno von Querfurt den Grafen Ernst von Honstein so unglücklich, dass dieser kurz darauf verstirbt.
Schuldheissen in Ellrich
1457 Heinrich Wege, 1477 Berndt Gödeling, 1488 Curt von Stöcker, 1497 Hans Ulrich, 1503 Hans Gassmann, 1504 Dietrich Sand
Bürgermeister der Stadt
1540 Hans Tölke, 1554 Claus Fritsche, 1556 Hans Weiner, 1571 Balzer Schincke, 1577 Andreas Tölke, 1584 Johann Weissenborn, 1588 Alexander Sieckel, 1610 Cyliax Spangenberg, 1618, 1621 und 1624 Burchard Liesegang +1626 und Hans Liesegang +1662 in den Jahren 1649, 1651, 1653, 1655, 1657, 1659
Rektoren der Stadtschule Ellrich
Zuerst Michael Vincentius, er starb am 12.9.1601, Johann Mylius, geboren 1533 in Gernrode, übersetzte, da er noch in Ilfeld zur Schule ging, den Katechismus in die griechische Sprache, auch für den Gebrauch an der Klosterschule unter Michael Neander. Die erste Auflage davon war bald verkauft. Die zweite Auflage aus der Oporinischen Druckerei in Basel wurde mit einer Vorrede und Zusätzen von Neander ausgestattet. Mylius wurde in seinem 24. Lebensjahr zum Rektor in Ellrich bestellt und wurde 1557 nach Walkenried berufen. Ihm folgten Ernst Mylius, Andreas Plathner, Johann Nicolaus Lampertus, Jacob Lüder aus Nordhausen, 1649 Wilhelm Schiedung, Samuel Jäger +10.9.1710 und andere.
Gelehrte aus Ellrich
Matthäus Gothus, griechischer Dichter und Johann Heinrich Hofmann * 1628 in Ellrich. Er hat sich um die braunschweigisch-lüneburgische Geschichte durch viele Schriften überaus verdient gemacht. Gestorben ist er 1680
Bekannt geworden ist der am 11.4.1729 aus Kehmstedt stammende Gottlieb Christoph Schmaling (sein Vater war der hiesige Pfarrer dort) Er war Poet, Geschichtsschreiber und Theologe. So stammt von ihm das Hohnsteinsche Magazin, das Schmaling von 1788 bis 1791 in 34 Folgen als Sammlung vermischter Nachrichten zur Hohnsteinschen Geschichte herausbrachte. Schmaling hatte die Schule in Nordhausen und Ilfeld besucht, studierte seit 1748 in Halle und erteilte 1750 in Benneckenstein und Halberstadt Privatunterricht, wurde 1755 als Diakonus an die St. Johanniskirche berufen, war ab 1765 Oberprediger und 1768 zugleich Inspektor über den Klettenbergischen Kreis. Er starb am 30.4.1800
Im Jahre 1823 hatte Ellrich 2570 Einwohner, 1860 waren es 2872 und im Jahre 1935 wurden 4771 Einwohner gezählt.
Gips wird als Mauergips seit vielen Jahrhunderten schon verwendet. Das beweisen auch in Nordhausen die alten Stadtmauern, deren Steine mit Gips zusammengefügt sind. Um 1865 fing der Fabrikant Euling in Ellrich an, die reichen Gipslager von Ellrich und Umgebung zur Herstellung von Stückgips auszubeuten. Sein Beispiel fand Nachahmer und so ist die Industrie immer bedeutender geworden. Um das Jahr 1900 wurden 10.000 Waggonladungen a´200 Zentner verschickt und 400-500 Arbeiter in den Gipsfabriken beschäftigt.
Heimatliteratur:
- Die evangelischen Geschlechter der Stadt Ellrich von 1625-1938, Buchstabe A, von August Moltke jr. in Ellrich (ungedruckte Ausgabe liegt vor)
- Das Verzeichnis der Ellricher Ratspersonen im „Roten Buche“ des Magistrats 1435-1805 von Eduard de Lorme in Hannover (Kopie vorhanden)
- Die Einwohner der Stadt Ellrich in den Jahren 1719
- Das Pastorenverzeichnis in Ellrich (Über die Genealogischen Verbindungen wird noch an anderer Stelle berichtet)
- Schosspflichtige Eigentümer Ellrichs im Jahre 175
- Das alte Ellrich: Geschichte einer Südharzstadt, Autor Peter Kuhlbrodt, Verlag Neukirchner, 2000 ISBN 3929767422, 477 Seiten
- Beiträge zur Geschichte von Ellrich in der Zeitschrift des Harzvereins für Geschichte und Altertumskunde Jg. 24, 1891 von R. Krieg, Gerichts-Assessor in Ellrich
Sehr geehrte Damen und Herren,
Ich untersuche den Ursprung unseres Namens Tropschuh.
1505 lebte Curt DRABESCHUCH, Ratsherr, dann Bürgermeister in Ellrich (?).
Eine Spur, die ich fand lautet: Eduard de Lorme: Das Verzeichnis der Ellricher Ratspersonen in Thüringen und der Harz, Zeitschrift für Geschichte und Kunst, Halle a d Saale, 1913, 3. Bd.
Können Sie mir weitere Angaben zu dem Namen Trabschuh, Trabschuch, Drabschuh o.ä. machen? Selbstverständlich erstatte ich anfallende Kosten.
Mit freundlichen Grüssen
Günther Tropschuh
Adresse gelöscht
Sehr geehrter Herr Tropschuh,
in meinen Unterlagen (de Lorme) findet sich tatsächlich ein Curt Drabeschuch, der dem Magistrat angehörte in den Jahren 1540, 1543, 1546, 1549, 1558. (de Lorme nennt ihn 1558 als Bürgermeister) Eine zweite Quelle (Molle, August jr., Die evangelischen Geschlechter der Stadt Ellrich, Buchstabe A, 1625-1938) nennt Curt Drabebusch 1554 als Bürgermeister. Die entsprechenden Kopien sende ich Ihnen parallel per Email. Wenn ich noch etwas finde in meinen Unterlagen, melde ich mich wieder bei Ihnen.