Hieronymus Weller von Molsdorf, lutherischer Theologe, stammte aus einem Patriziergeschlecht, das ursprünglich im Voigtland ansässig war, 1430 jedoch nach Freiburg eingewandert war. Sein Vater Johannes Weller war Bürgermeister der Stadt Freiburg, starb jedoch schon 1509. Für den am 5. April 1499 geborenen Sohn bedeutete der frühe Tod des Vaters, dass er zu seinem Onkel nach Naumburg gebracht wurde, wo er die Domschule besuchte. Am 9. Oktober 1517 immatrikulierte sich Weller als „Iheronimus Foller de Freiberg“ an der Leucorea in Wittenberg. Er absolvierte ein humanistisches Studium, das ihn u.a. auch in Kontakt mit der griechischen Sprache brachte. Am 12. April 1519 wurde Weller zum Baccalaureus promoviert. Aus finanziellen Gründen war er jedoch dazu gezwungen, sein Studium abzubrechen.
Er ging als Griechischlehrer nach Zwickau und Schneeberg. Durch Verwandte unterstützt, konnte er 1525 sein Studium in Wittenberg fortsetzen. Weller begann zunächst mit einem Jurastudium, entschied sich dann aber, nachdem er eine Katechismuspredigt Luthers gehört hatte, dazu, das Theologiestudium aufzunehmen. Er zog in Luthers Haus ein und bekam von ihm bis 1533 Kost und Wohnung gestellt. Während dieser Zeit unterrichtete er den Sohn Luthers, Johannes. 1530 lehnte Weller die Übernahme eines Lehramts in Dresden ab, um sein Theologiestudium fortsetzen zu können. Am 11. September 1535 disputierte Weller zusammen mit Medler über von Luther aufgestellte Thesen über das Verhältnis von Glauben und Werken. Am 14. September 1535 wurden beide zu Doktoren der Theologie promoviert.
Anfang August 1536 heiratete Weller Anna am Steig, eine Tochter aus einem alten Freiberger Patriziergeschlecht. 1539 verließ er endgültig die Universität Wittenberg und trat am 28. Juli 1539 die theologische Lektur in Freiberg an, in der er Aufsicht zu führen hatte über das Gymnasium. Er hielt jeden Tag theologische Vorlesungen im Gymnasium, in denen er die Schrift auslegte. Auch theologische Disputationen wurden bei Weller in Freiberg abgehalten. Religionspolitisch vertrat er den vermittelnden Kurs einer Lehreinheit der beiden Wittenberger Theologen Luther und Melanchthon. Das 1560 erschienene Corpus Doctrinae Philippicum stehe nicht im Widerspruch zur Lehre Luthers. Weller zeigt sich nicht zuletzt in dieser Hochschätzung seiner beiden Wittenberger Lehrer als Theologe des Ausgleichs und der Vermittlung. 1566 wurde er im Kontext der Freiberger Lehrstreitigkeiten und 1571 aus Anlass des Dresdener Konvents um sein theologisches Urteil gebeten. Weller blieb seiner Heimatstadt treu und schlug Berufungen an das Meißener Konsistorium, die Universität Leipzig, nach Nürnberg, Wien und Kopenhagen aus. Literarisch tat er sich vor allem hervor als Exeget und praktischer Theologe. So verfasste er eine Predigtlehre, Schriften zur Seelsorge und Auslegungen zu reformatorischen Liedern. Die dogmatischen Schriften treten demgegenüber merklich zurück. Am 20. März 1572 starb Weller nach zehnjähriger Krankheit. (Download bei der BSB München)
Quelle: ADB 44, 472–476.