Wilhelm Soldan (1803-1869) stammte aus einer hessischen Gelehrtenfamilie war Gymnasiallehrer an dem herzogl. Gymnasium in Gießen, an dem er bis kurz vor seinem Tode wirkte. Neben seiner amtlichen Tätigkeit widmete er sich mit großem Eifer und Erfolge geschichtlichen Studien, deren Ergebnisse er in einer Anzahl hervorragenderer Werke veröffentlichte.
Am bekanntesten ist seine „Geschichte der Hexenprocesse“, die sich noch heute, fast ein halbes Jahrhundert nach ihrer Entstehung, allgemeinen Ansehens unter den Gelehrten erfreut. (1. Auflage Stuttgart 1843. Eine zweite Auflage wurde nach Soldan’s Tode von dessen Schwiegersohn Heppe vorbereitet; allein auch er starb vor der Vollendung der Neubearbeitung, so dass die neue Auflage von seiner Frau, Soldan’s Tochter Henriette, veröffentlicht werden musste. 2 Bände 1880)
Das Werk behandelt mit großer Sach- und Quellenkenntnis die traurigen Erscheinungen des menschlichen Aberglaubens von Zauberei und Hexenwesen und hat zum ersten Male die Ansicht quellenmäßig begründet, dass dieser Wahn im Abendlande aus orientalischen Quellen erwachsen sei. Diese Ansicht ist mit einer Belesenheit in den Quellen und überhaupt mit einer allgemeinen Gelehrsamkeit begründet, wie sie selten auf einen so speziellen Gegenstand verwendet worden ist.
Auch die entlegensten Beweismittel hat der Verfasser herangezogen, und man wird sagen dürfen, dass trotz der massenhaften Veröffentlichungen archivalischen Stoffes, die seit der ersten Auflage seines Werkes über diesen Gegenstand erschienen sind, dennoch die von ihm begründete Auffassung des Gegenstandes noch heute die Grundlage der weiteren Forschung bildet und nur in minder bedeutenden Einzelheiten widerlegt bzw. ergänzt worden ist. (Textquelle: ADB)
Quelle:
Wilhelm Gottlieb Soldan, Heinrich Heppe und Max Bauer: Geschichte der Hexenprozesse, Band 1, München: Müller, 1911
Wilhelm Gottlieb Soldan, Heinrich Heppe und Max Bauer: Geschichte der Hexenprozesse, Band 2, München: Müller, 1911
Weitere Literatur:
Felix Reich: Hexenprozesse in Danzig und in den westpreußischen Grenzgebieten, München: Hartle, 1940
Karl Kiesewetter: Geschichte des neueren Occultismus: Geheimwissenschaftliche Systeme von Agrippa von Nettesheym bis zu Carl du Prel, Bd. 2, Leipzig, 1895
Geschichte der spanischen Inquisition und Hexenprozesse. Leipzig: Wigand, 1841