Der Name Seidel ist ein typisch schlesischer und anzutreffen an der oberen Oder. Er entstand zweifelsfrei erst nach der germanischen Besiedelung des Landes um 1250.
Einmal erklärt man ihn vom Besitz her, nämlich von „sedelen, sideln“ dem mitteldeutschen Wort für „sich niederlassen“. Der Sedelhof war ein adliger, deutscher Sitz im ringsum slawischen Lande. Ein Sedelmann war der Besitzer oder Pächter eines solchen „Seidel“, heißt demnach einfach „Der Ansiedler“.
Nach der Eroberung Schlesiens gründete Friedrich der Große in dem Lande, das unter der Gegenreformation des 16. Jahrhunderts am meisten gelitten hatte, Schlesien, überall evangelische Kirchen, so auch 1743 in Tschirnau im Bezirk Breslau. In den frühesten Aufzeichnungen erscheint sofort der Name Seidel. Die Eintragungen von dem angeführten Datum befinden sich im Kirchenbuch der dortigen katholischen Gemeinde, das Anno 1658 einsetzt. Die Gegend beiderseits der damaligen preußisch-polnischen Grenze gehörte dem Fürsten von Sulkowski, der auf Schloss Reisen (Rydnyna) saß und 49 Güter sein eigen nannte.
Diesem Geschlecht dienten die Seidel in mehreren Generationen in gehobenen Stellungen. Sie waren durchgängig Vögte, Förster, Gärtner. Ausser diesen direkten Vorfahren erscheint eine zweite Gruppe städtischer Verwandter in Tschirnau selbst. Sie übten bürgerliche Berufe der Tuchmacherei und Fleischhauerei aus und stammten von Hans Seydel und Eva Janke ab. (geboren um 1670, getraut am 9.11.1694)
Sie verzweigten sich um 1720 nach Lissa, Herrnstadt und Züllichau in der Mark. In der Datenbank ist ebenfalls eine Familie Seidel aufgeführt, ob und welche Verbindungen es zu der hier beschriebenen gibt ist für mich eine offene Frage. Die Chronik kann hier heruntergeladen werden…
Autor: Friedrich Hayn, Dresden 1931, Herkunft: SLUB Dresden