Fünf Edelleute aus vergangenen Tagen

Schulenburg Wappen

Die Edelleute deren Lebensbild hier geschildert wird, lebten zur Zeit der Reformation oder unmittelbar nach danach.

Einige führten die Reformation in ihren Kreisen ein, so zum Beispiel Joachim von Alvensleben, sein Bruder Ludolff und sein Schwager Andreas von Meyendorff, ebenso der bei Daniel von der Schulenburg ausführlich besprochene Vater desselben, Matthias. Joachim von Alvensleben und Andreas von Meyendorff machten als erzbischöfliche Räthe auch die große Kirchenvisitation in den beiden Stiften Halberstadt und Magdeburg in den Jahren 1562, 1563 und 1564 mit. Das Leben des Jacobs von der Schulenburg ist sehr interessant durch die Feldzüge gegen die Türken, bei denen er mitgewirkt hat.

Die meisten Leichenpredigten wurden für Männer verfasst und da sowohl die Abfassung als auch der Druck verhältnismäßig kostspielig waren, finden wir überwiegend Personengruppen, die zur Mittel- und Oberschicht gehörten – der Adel, Pastoren, Juristen, Doktoren etc. Die damaligen Leichenpredigten waren eine besondere Literaturform, mit ausführlichem Lebenslauf und den charakterlichen Vorzügen des Verstorbenen, ganz auf die Ewigkeit ausgerichtet.

Daniel von der Schulenburg auf Altenhausen *3. Juni 1538 +6. November 1594

Der Vater von Daniel von der Schulenburg war Matthias, der im Jahre 1542 verstarb. Sein Vater war nicht nur ein berühmter Kriegsmann, der bei etlichen Kurfürsten und Fürsten in großem Ansehen stand, sonder er war auch ein sehr gläubiger Mensch und in diesem Sinne wurden seine Kinder erzogen. Matthias von der Schulenburg war zweimal verheiratet und hatte insgesamt 20 Kinder gezeugt. Die erste Frau war Margarethe von der Lühe. Aus dieser Ehe stammen acht Söhne und drei Töchter: der erste Sohn Jacob ist ein berühmter bestallter Oberst geworden. Sohn Christoph starb in der Stadt Minden. Sohn Franz fiel in Ungarn und Moritz starb in Magdeburg. Philipp kam ebenfalls im Krieg ums Leben jund die beiden jüngeren brüder Hans und Ernst starben bereits im Kindesalter. Der letzte, Matthias, starb in Altenhausen.

Die zweite Ehefrau hieß Anna von Wenckstern, Tochter des Joachim von Wenckstern. Sie wird als gottesfürchtige Matrone bezeichnet Mit seiner 2. Frau hatte Matthias sechs Söhne und drei Töchter gezeugt. Der erste war Alexander. Diesen ließ der Vater studieren. Alexander bereiste viele Länder, nicht nur Europa, sondern auch Afrika. Vor Gröningen in Westfriesland kam er jämmerlich um sein Leben. Josua, Gottfried und Hans starben in jungen Jahren, Daniel der jüngste überlebte alle und erbte die Lehngüter. Die drei Töchter sind Elisabeth, verehelicht mitValentin von Redern auf Krumbke und Königsmarke. Margaretha war  mit Otto Haken verheiratet und Ehrengard die jüngste mit Georg von Jagow.

Daniel studierte in Frankfurt und Wittenberg, dort unter Philipp Melanchthon. Von Wittenberg aus zog er nach Straßburg und nach Bologna und Florenz. Bei der Erbteilung erhielt er Betzendorf. Seine Ehe mit Ehrengard von der Alten währte 27 Jahre voller gegenseitiger Zuneigung und Achtung. Anna die erstgeborene Tochter wurde mit  dem Drosten auf Brunstein Otto von Rheden verheiratet. Katharina starb mit drei Jahren und wurde in Angern begraben. Die Söhne hießen Matthias und Henning. Daniel starb am 6. November 1594 und wurde in dem Gewölbe südlich an der Kirche zu Altenhausen begraben.

Jacob von der Schulenburg auf Angern *25. März 1515- April 1576)

Jacob von der Schulenburg ist in der Mark Brandenburg im Flecken Betzendorf am 25. März 1515 zur Welt gekommen. Jacob war der älteste der Geschwister (siehe oben) Während seiner Jugendzeit wurde er nach Böhmen und Prag geschickt, um dort die böhmische und lateinische Sprache zu erlernen und auch in Paris studierte er fleißig. Ohne Wissen und Willen des Vaters wurde er Kriegsmann. Beim Zug gegen die Türken wurde er zwei Jahre gefangen gehalten und dabei dreimal von den Türken verkauft. Endlich wurde er von Sigismund, dem Polenkönig für 400 ungarische Dukaten ausgelöst. Mit dem Kurfürst Joachim von Brandenburg zog ernach Ungarn. 1545 bestellte ihn Karl V. zum Rittmeister bestellt worden und 1548 ist er von Herzog Moritz auf Gommern zum Hauptmann ernannt worden. Im gleichen Jahr ehelichte er Ehrengard von Münchhausen zu Havelberg..Anno 1550 ist er während der Magdeburgischen Belagerung Feldmarschall gewesen. Insgesamt ist Jacob viermal gegen die Türken gezogen. Er verstarb am Ostertage (22.4.) 1576.

Joachim I. von Alvensleben auf Erxleben *7. April 1514-12. Februar 1588

Joachim von Alvensleben

Der Vater von Joachim von Alvensleben war Gebhard. Dieser war mit Fredeke von Wenden verheiratet und hatte mit ihr fünf Töchter und vier Söhne, darunter den späteren magdeburgischen Rat und Hofmeister Ludolf X. von Alvensleben und obigen, später als Humanist bekannt gewordenen  Joachim I. von Alvensleben. Gebhard starb am 7. April 1541 und wurde in der Nicolaikirche in Calbe (Milde) beigesetzt.

Dort befinden sich im Nordeingang für ihn und seine 1551 verstorbene Frau noch zwei Votivtafeln mit Reliefs nach Motiven von Albrecht Dürer. Seine Frau wurde im Kloster Mariental bei Helmstedt beerdigt. Über Joachim ist bereits viel geschrieben worden und noch mehr gibt es aus seiner Leichenpredigt in diesem Buch zu lesen. Auch sein Testament ist niedergeschrieben..

Andreas von Meyendorff auf Ummendorf und Magdeburgischer Landrat (1522-1583)

Das Kapitel um Andreas von Meyendorff ist besonders lang und ausführlich, ohne dass wir sehr viel über ihn persönlich erfahren – und doch es sagt viel über ihn  aus, wie er als Mensch war und wirkte. Einer seiner Leitsätze hieß: “ Genealogie und Geschlechtsregister zu deduzieren gehört nicht auf die Kanzel“.  Meyendorff studierte an der Universität Leipzig Theologie, Recht und Geschichte. Obwohl sein Onkel Georg von Meyendorff katholischer Domherr in Magdeburg war und sich gegen die Reformation wandte, wurde von Meyendorff, der auch bei Luther gelernt hatte, zu einem überzeugten Anhänger der neuen Lehre. In den Jahren 1573 und 1574 gewährte er Tilemann Hesshus und Johannes Wigand Asyl auf seiner Burg. Sie wurde das lokales Zentrum zur Durchsetzung der Reformation.

Wappen Meyendorff

Andreas von Meyendorff liegt in der Kirche zu Ummendorf begraben. Sein Grabdenkmal ist leider in schlechtem Zustand, so dass man die Umschrift nicht mehr lesen kann. Es stellt ihn in voller Rüstung als einen stattlichen Mann mit sehr markanten Zügen dar. Vermerkt ist noch sein Name und das Todesjahr sowie sein Alter: Aetas 61.

Nicht weit von seinem Grabdenkmal befindet sich bei der Kanzel auch das seiner Gemahlin, die ebenfalls in Stein gehauen ist und ein Buch in Händen trägt. Die Umschrift lautet: „Anno Dni. 1589 den 13. July zwischen 2 und 3 Uhr nach Mittage ist in Christo selig entschlafen Emerentia von Alvensleve, Andreas von Meyendorff seligen nachgelassene Witwe“.

Sehenswert ist auch das Grabdenkmal des Vaters: ein in Stein gehauener Ritter in voller Rüstung, der mit goldenen Ehrenketten geschmückt ist; der Helm liegt zu seinen Füßen. Die Umschrift lautet: „Anno 1560 den 19. Martius ist in Christo verschieden der Ehrenveste und Ehrbare Curt von Meyendorff, Curts sel. Sohn.

Ludolf von Alvensleben auf Hundisburg *1511-11. April 1596

Ludolf von Alvensleben

Ludolf von Alvensleben war der älteste Bruder Joachims und wurde im Jahre 1511 geboren. Nach geendeten Studien begab er sich an den Hof des Grafen Hoyer von Mansfeld, in dessen Gefolge er im Jahre 1532 dem Feldzug Karls V. gegen die Türken unter den von dem Kurprinzen Joachim von Brandenburg angeführten Truppen zog. Im Jahr 1633 trat er beim Erzbischof zu Magdeburg, dem Kardinal Albrecht in Hofdienste.

Im Jahr 1556 gab es zwischen den beiden Brüdern Ludolf und Joachim Unfrieden wegen ihrer Güter und durch das Los fiel dem älteren das Haus Hundis burg und eine Hälfte der Calbeschen Güter zu. In dem gleichen jahr wurde Ludolf vom Erzbischof Siegmund zum wirklichen Rat ernannt und im Jahre 1558 erhielt er auch das Hofmeister-Amt zusammen mit der Bestallung eines Kammerraths. Das Landratsamt legte er im Jahre 1592 wegen seines hohen Alters nieder.

Seine Gemahlin, mit der er sich im Jahre 1540 vermählte, war Bartha, eine Tochter von Busso von Bartensleben auf Wolfsburg. Sie starb am 30. Januar 1587, im 73. Lebensjahr. Ludolf endete sein tätiges Leben am 11. April 1596, in einem Alter von 85 Jahren, nachdem er ungefährt 60 Nachkommen gesehen hatte. Er wurde in der Kirche zu Hundisburg beerdigt.

Quelle:

Schwerin, Fritz: Fünf Edelleute aus vergangenen Tagen, aus den auf dieselben gehaltenen Leichenpredigten und anderen Quellen zusammengestellt, Halle: Julius Fricke, 1859

Link:

Familiengeschichtliches