Die Totenbücher von Merseburg Magdeburg und Lüneburg

Die Totenbücher als Memorialzeugnise zur Reichsgeschichte: Bis in die Gründungszeit der „Monumenta Germaniae Historica“ reicht die Geschichte der Erforschung des sogenannten Merseburger Totenbuches zurück. 1821 schrieb im Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde Ludwig Hesse über den Codex 129 der Merseburger Dombibliothek, in dem ein Kalender mit den Einträgen von Heiligenfesten und Namen Verstorbener dem Sakramentar vorausgeht, dass Thietmar von Merseburg benutzt hat.

Totenbuch

 

13 Jahre später veröffentlichte er die Toteneinträge mit identifizierenden Bemerkungen und machte dabei eine Aussage, die heute noch nichts von ihrer wissenschaftsgeschichtlichen Aktualität verloren zu haben scheint: „Unter den Geschichts-Quellen des Mittelalters behaupten Kalendarien und Necrologien eine vorzügliche Stelle und verdienen leicht eine größere Beachtung, als ihnen bisher zukam“.

Ein Mindener Kaufmann, Ernst Friedrich Moyer zog daraus seiner Folgerungen und widmete seine Studien ganz der Necrologien-Überlieferung und fürhrte Hesses Identifizierungsversuche fort. Auch die bis heute zu benutzende Edition des Lüneburger Necrologs, das in einer Pergamenthandschrift vom Anfang des 13. Jahrhunderts stand, die im 2. Weltkrieg im Niedersächsischen Staatsarchiv Hannover verbrannt ist, stammt aus der Gründerzeit der „Monumenta Germaniae Historica“.

Trotz des Verlustes der Sammelhandschrift gibt Wedekinds Edition deutlich zu erkennen, dass sie sich bin in Einzelheiten am originalen Aussehen der Handschrift ausgerichtet hat. Dem Magdeburger Totenbuch wird eine Beschränkung auf den engen Umkreis einer Kirche, ihrer Angehörigen und ihren Gönnern zugesprochen, denn der Festkalender des Codex Bruxellensis wurde 1814-1816 der Magdeburger Praxis angepasst. In den Toteneinträgen des Kalenders findet sich für die Zeit bis 1009 das gesamte Domkapitel von Magdeburg wieder.

Die Personennamen der Necrologien von Merseburg, Magdeburg und Lüneburg sind nicht nur wichtige Zeugnisse für die historische Personenforschung, sondern auch für die germanistische Sprach- und Namenforschung des sogenannten „Altsächsischen“. Sie sind als solche auch bereits von Erik Rooth, Wilhelm Schlaug und anderen betrachtet und in ihre Untersuchungen einbezogen worden. Das vorgelegte Lemmatisierte Personennamenregister bietet dem Sprachwissenschaftler und Namensforscher eine am Faksimile überprüfbare Wiedergabe der handschriftlichen Belege.

 

Herausgeber:

Gerd Althoff und Joachim Wollasch, Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1983 (Gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft und von der BSB München als Download zur Verfügung gestellt)

Weblink:

Die digitalen Monumenta Germaniae Historica (dMGH)