Die Siegel des Adels der Wettiner Lande bis zum Jahre 1500

Siegel WettinerOtto Posse geboren am 29. Juli 1847 in Weißensee; † 13. November 1921 in Dresden, gehört zu den namhaftesten Vertretern der Historischen Hilfswissenschaften. Otto Posse stammte aus einer thüringischen Bauern- und Handwerksfamilie. Sein Vater war der Rotgerbermeister in Weißensee und nahm dort später eine Kanzlistenstelle an. Von 1861 bis 1867 erhielt Posse seine Schulausbildung an der Landschule Pforta.

Posse hatte Geschichte in Berlin und später Göttingen studiert und mit einer Studie über die „Reinhardtsbrunner Geschichtsbücher“ promoviert. Nach Anstellungen an den Staatsarchiven Marburg und Weimar (1872/73) wurde Posse 1874 Dritter Archivar am Sächsischen Hauptstaatsarchiv Dresden. Damit trat er eine Stelle an, die eigens für die Bearbeitung des sächsischen Urkundenbuchs, des Codex diplomaticus Saxoniae regiae geschaffen worden war. Hier blieb er bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1919.

 

Als Wissenschaftler widmete sich Otto Posse zunächst editorischen Aufgaben. Seit den 1880er-Jahren wandte sich Posse verstärkt den Historischen Hilfswissenschaften zu. Neben diplomatischen und genealogischen Abhandlungen nahm vor allem die Sphragistik einen zentralen Platz in seinen Forschungen ein. Bis 1917 veröffentlichte Otto Posse insgesamt 13 siegelkundliche Tafelwerke, darunter die fünfbändige Ausgabe der „Siegel der deutschen Kaiser und Könige von 751 bis 1913“„Die Siegel der Wettiner bis 1324 und der Landgrafen von Thüringen bis 1247“, sowie das obige Werk.

Die Siegel des Adels der Wettiner unterscheidet sich in Konzeption und Inhalt grundlegend von seinen übrigen sphragistischen Arbeiten. Bei der genaueren Analyse bezüglich Herkunft und Stellung der behandelten Familien und der zeitlichen Belege für die erfassten Siegel wird deutlich, dass Posse über den im Titel gesteckten Rahmen in jeder Beziehung weit hinausgegangen war.

Der von ihm erfasste geographische Raum mit dem dort beheimateten Hoch- und Niederadel umschließt folgende Territorien und Regionen: das Königreich Sachsen in seiner Ausdehnung vor 1815; sämtliche wettinischen Herzogtümer in Thüringen und die ehemalige Grafschaft Henneberg mit ihren jeweiligen Gebietsanteilen in Hessen und Franken; die Fürstentümer Schwarzburg und Reuss nebst den im heutigen Bayern gelegenen Teilen des Vogtlandes; die ehemaligen Hochstifter Meissen, Merseburg und Naumburg-Zeitz; die einstmals kurmainzischen Gebiete in Thüringen und das gesamte Eichsfeld; die um Halle befindlichen, nachmalig brandenburgisch-preussischen Territorien des Erzstiftes Magdeburg; die ehemaligen Grafschaften Mansfeld und Querfurt; die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen.

Darüber hinaus berücksichtigt Posse auch die Vertreter des Patriziats in diesem Gebiet, alle Grafen- und Dynastengeschlechter des Harzes und etliche Familien und Personen, unabhängig von ihrem Herkunftsort, die einmal zu den Wettinern oder irgendeinem anderen Adelsgeschlecht im Untersuchungsgebiet in Lehen- oder Dienstabhängigkeit traten.

Zu seinen Lebzeiten erschienen von den acht Bände konzipierten Werkes, nur die ersten fünf Bände. Die letzten drei Bände (zwei Bände über die Familien mit den Anfangsbuchstaben Sch-T, bzw. U-Z und ein Schlussband) mit den nach Wappenbildern geordneten Wappen aller behandelten Geschlechter, wurde zum einen durch die Inflation nach dem 1. Weltkrieg, zum anderen durch Posses Pensionierung und raschen Tod 1921 verhindert. Im Sächsischen Hauptstaatsarchiv Dresden befinden sich nicht druckfertige Manuskripte zu den beiden Bänden „Sch-T und U-Z“.

Die Sphragistik stand in früheren Zeiten als eine wesentliche Hilfswissenschaft der historischen Forschung bei uns in hohem Ansehen und war zu Gatterers (+1799) Zeit ein Vorlesungsgegenstand auf den Universitäten des Landes. Aber erst als man mit einer kritische Bearbeitung der Königs- und Kaiserurkunden begann, wiesen einzelne Gelehrte wie Lepsius, Fürst Hohenlohe, v. Sickel, Grotefend und andere auf den hohen Wert dieser Hilfswissenschaft hin und so gelangte die Sphragistik erneut zu größerem Ansehen. Zu den großen Werken gehört beispielsweise das „Wappenrecht“ von Hauptmann, welches 1896 in Bonn erschien, oder das Gemeinschaftswerk: „Handbuch der mittelalterlichen und neueren Geschichte“.

Siegeltafel 1 Siegeltafel 2 Siegeltafel 3

Für die Erforschung der Geschlechtergeschichte des Mittelalters ist die Sphragistik eine der wesentlichsten Hilfswissenschaften. Der Hauptzweck des Wappens, die verschiedenen Familien durch ein äußeres Kennzeichen voneinander unterscheiden zu können, wäre hinfällig gewesen, wenn auch benachbarte Geschlechter verschiedener Abstammung dasselbe Wappen geführt hätten. Entscheidet aber das Wappen nicht allein, sondern nur unter Zuhilfenahme anderer Umstände – so hat der Genealoge – durch das gleiche Siegel aufmerksam gemacht, über die betreffenden Geschlechter nähere Forschungen anzustellen. Hierbei wird er er nicht selten größere oder kleinere Gruppen von Familien finden, die von einer gemeinsamen Heimat ausgehend, sich weiter und weiter verzweigten und von neuen Besitzungen (ohne den alten Schild zu ändern) sich häufig neue Namen zulegten. Bei derartigem Vorgehen wird nicht nur der Erforschung der Geschichte noch blühender Familien mit ihren ausgestorbenen Nebenzweigen, sondern auch ganz erloschener Geschlechter gedient..

Digitalisate:

Band I. Grafen von Käfernburg-Schwarzburg-Vögte von Weida, Plauen u. Gera : Adel Buchstabe A
Band II. Buchstabe B und C
Band III. Buchstabe D-Hen
Band IV. Buchstabe Her-M
Band V. Buchstabe N-Schellevilz

Quelle:

Posse, Otto Adalbert: Die Siegel des Adels der Wettiner Lande bis zum Jahre 1500, Band I.- V., Dresden: Verlag des Apollo (Franz Hoffmann) und Wilhelm Baensch, 1903-1917

Weitere Literatur und Artikel zu diesem Thema:

Vierteljahrsschrift für Heraldik Sphragistik und Genealogie
Jahrbuch für Genealogie und Sphragistik
Sphragistische Aphorismen (300 mittelalterliche Siegel)

Weblink:

Posse, Otto Adalbert: Die Siegel der Deutschen Kaiser und Könige, V. Band, Dresden: Baensch, 1913