Joachim Lamprecht IV. Geistlicher Inspektor und Oberpfarrer zu Spandau

Lamprecht Joachim

Joachim Lamprecht wurde am 28.1.1658 in Kyritz geboren

Da die Familie Lamprecht schon vor ihm drei Träger desselben Namens aufwies, wurde er Joachim IV. genannt.

Die Lamprechts gehörten zu den ältesten nachweisbaren Ratsgeschlechtern der Stadt. Da die alten Akten des Kyritzer Magistrats durch größere Brände vernichtet wurden, war man bei der Erforschung der ältesten Geschichte der dortigen Familien fast ausschließlich auf die Kirchenbücher angewiesen.

In der 2. Generation lassen sich außer 3 Töchtern (Anna, Barbara und Ilsa Lamprecht) noch zwei Söhne feststellen. Da aber im Trauregister der Vater nicht genannt wird, lässt sich urkundlich nicht nachweisen, von welchem der beiden ältesten Lamprechts diese Söhne abstammen. Die Wahrscheinlichkeit spricht dafür, dass Joachim II. ein Sohn des Joachim I. und Johannes I. ein Sohn des Caspar I. gewesen ist.

Die 3. Generation der Kyritzer Lamprechts weist 8 Personen auf, von denen allerdings nur 7 im Taufregister als Kinder des Johannes Lamprecht und der Erdmuth Trapp angegeben sind. Diese 7 Kinder sind in den Jahren 1623-1641 geboren. Da aber die Ehe der Eltern schon 1618 geschlossen wurde und das Taufbuch in den Jahren 1619-1622 sehr unzuverlässig ist, kann man davon ausgehen, dass die im Jahre 1623 geborene Tochter nicht das älteste Kind ist. Die Bildrechte (Bild links oben und links unten) hat Bernd Malner in Berlin

Im Sterberegister steht am 3. Februar 1706 folgende Notitz: „Herr Joachim Lamprecht mit vorgezogenem Geläut beerdigt, seines Alters 85 Jahre“. Dieser Joachim II. ist also 1620 oder 1621 geboren und daher als der älteste Sohn des Bürgermeisters Johannes Lamprecht und Erdmuth Trapp anzusehen.

Ob Joachim III. auch das Bürgermeisteramt in Kyritz geführt hat ist nicht nachgewiesen. In seiner Ehe mit Anna Schönermark wurden ihm 10 Kinder geboren. Der dritte Sohn war Joachim IV. kam am 28.1.1658 zur Welt und wurde am 2. Februar getauft. Seine Paten waren der Bürgermeister Melchior Trapp, Hinrich Kohn, Miachael Kirchhoff, Frau Caspar Schönermark und Elisabeth Jesse.

Auszüge aus seinem Leben

St.NicolaiAm 5. Februar 1681 wurde Joachim Lamprecht in Jena immatrikuliert. Im Frühjahr 1682 nahm Lamprechts Leben eine entscheidende Wende. Der Magistrat der Stadt Spandau suchte einen neuen Kantor für die lutherische große Stadtschule. Seine Wahl fiel auf den jungen Lamprecht, der nun gleich von der Hochschule aus in sein erstes öffentliches Amt eintrat. Zu jener Zeit Zeit lehrten dort der Magister Johann Brockmeyer aus Torgau, Samuel Jacobi aus Brandenburg, der im Jahre 1684 Amtsnachfolger von Rektor Brockmeyer wurde.

Die politischen Verhältnisse der damaligen Zeit traten auch in Spandau in Erscheinung und bewegten Herz und Gemüt der Bürger. Lamprecht konnte nach über dreijähriger Tätigkeit an der Schule endlich in ein geistliches Amt eintreten. Er wurde am 25. August 1685 vom Magistrat zum Diakonus an der Hauptkirche St. Nicolai in Spandau gewählt. Die St. Nicolaikirche ist die älteste Kirche der Stadt, ein Backsteinbau aus der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts. Hier waren drei Geistliche tätig. Geistlicher Inspektor und Oberpfarrer war Zacharias Matthiae aus Brandenburg, Archidiakonus George Vulpinus und als jüngster kam Joachim Lamprecht dazu. Als aber Vulpinus am 25.9.1685 starb, wurde Lamprecht zum Archidiakonus gewählt.

Die St.-Nikolai-Kirche ist eines der bedeutendsten Bauwerke der Altstadt Spandau. Sie hatte insbesondere Bedeutung für die Reformation, die sich von dort aus in Brandenburg und Berlin ausbreitete. Kurfürst Joachim II. vollzog dort 1539 seinen Übertritt zum evangelischen Bekenntnis. Seine Mutter Elisabeth gilt jedoch als die eigentliche Reformatorin Brandenburgs. Sie hatte sich bereits 1527 für die evangelische Sache entschieden, war deshalb 1528 außer Landes geflohen und zur Rückkehr erst wieder bereit, wenn sie hier frei nach lutherischer Lehre ihren Glauben leben könne. Als sie 1545 endlich alle Bedingungen erfüllt sah, wählte sie für die letzten zehn Jahre ihres Lebens den Palas der Zitadelle Spandau zum Wohnsitz.

Lamprecht Georg

Am 17. November 1685 wurde seine Ehe mit Anna Sophie Buntebart, einer Tochter des Propstes und Konsistorialrats Johann Buntebart in Berlin gefeiert. Ihr Großvater Joachim Buntebart war zur Zeit des großen Krieges Prediger in Langen bei Neuruppin. In den Jahren 1690 bis 1706 wurden dem Paar 9 Kinder geboren.

Zu den amtlichen Verpflichtungen des Archidiakonus gehörte auf kurfürstlichen Befehl seit 1688 auch, dass er abwechselnd mit dem Diakonus Heidenreich Sonntags morgens um 7 oder nachmittags auf dem Zuchthaus zu predigen und danach Examen zu halten hatte. Lamprecht erreichte gemeinsam mit seinen Kollegen, dass endlich ein Predigerwitwenhaus gebaut wurde und dass eine Synodalwitwenkasse errichtet wurde.

Am 31. August 1691 wurde Spandau von einem schweren Unglücksfall betroffen, unter dem auch Lamprecht zu leiden hatte. Bei einem schweren Gewitter schlug der Blitz mit solcher Kraft in den Pulverturm ein, dass derselbe mit allen benachbarten Gebäuden zerschmettert wurde. Über 20 Personen wurden dabei erschlagen. In die Amtszeit von Lamprecht fiel auch der Tag der Krönung von König Friedrich I. am 18. Januar 1701. Dieser Tag wurde in Spandau feierlich begangen.

Und als die Königin Sophie Charlotte am 1. Februar 1705 bei einem Besuch ihrer Mutter in Hannover gestorben war, erging an den inzwischen zum Inspektor ernannten Joachim Lamprecht der Befehl, diesen Todesfall nach einem bestimmten Ritual abzuhalten und die Landestrauer sowie ein sechswöchiges Läuten bekannt zu machen.

Der alte Inspektor Matthiae starb am 17. August 1707. Nun wurde Lamprecht durch den Propst Konrad Gottfried Blankenberg endgültig als Inspektor eingeführt. Im Jahre 1712 fand eine Kirchen- und Schulvisitation statt. Die Visitatoren waren der Konsistorialrat Risselmann, Propst Georg Friedrich Schnaderbach, der Domherr zu Brandenburg von Oppen und der Landrat von Briest. Zu Lamprechts Inspektion gehörten 25 Gemeinden, darunter auch Potsdam und erst wenige Monate vor seinem Tode 1730, wurden die im Havelländischen Kreis gelegenen Gemeinden abgetrennt und zu eine Inspektion Potsdam vereinigt.

Am 26.12.1715 wurde das 3. kurmärkische Jubelfest aus Anlass der dem Königshaus vor 300 Jahren verliehenen Kurwürde feierlich begangen und Lamprechts dritter Sohn Joachim wurde durch seinen Vater an Ostern 1721 als Prediger eingeführt. 1726 kam er als Diakonus nach Perleberg und vermählte sich dort am 24.4.1727 mit der jungen Bürgermeisterstochter Katharine Elisabeth Zernitz aus altem Patriziergeschlecht. Der älteste Sohn George war seit 1721 Archidiakonus in Werben in der Altmark

Am 27.9.1730 starb Joachim Lamprecht im 73. Lebensjahr. Am 1. Oktober wurde er feierlich in seiner Kirche nahe dem Altar begraben. Das Andenken ehrte die Gemeinde dadurch, dass sie seinem Bildnis einen bevorzugten Platz im Chor der Kirche zur Rechten des Altares gaben. Es ist ein lebensgroßes Ölgemälde mit der Aufschrift: „Herr Joachim Lamprecht, verdienstvoller Oberpfarrer und Inspektor dieser und der benachbarten Gemeinden. Geboren zu Kyritz am 28. Januar 1658, gestorben zu Spandau am 27. September 1730, im Alter von 72 Jahren, 8 Monaten“. – Gemalt von Friedrich Guhle am 10. Januar 1730.

Genealogische Betrachtung:

Sein Urenkel Joachim Friedrich Lamprecht (1733-1807) war Herr auf Gallun und Kallinchen im Kreis Teltow, Geheimer Oberjustiz- Obertribunals- und Oberkonsistorialrat zu Berlin, Mitglied des Revisionskollegiums bei der Ausarbeitung des Allgemeinen Landrechts und wurde am 12. 10 1786 geadelt.

Dessen Sohn Karl Friedrich Andreas von Lamprecht war Intendant des Königlich preuß. Gardekorps und verheiratet mit Anna Luise von Düring (1798-1886) die im 88. Lebensjahr 20 Urenkel erlebte, das waren die 6 Kinder des Landrats Konrad von Goßler (geboren im Zeitraum 1877-1885)  die 7 Kinder des Generalleutnants Martin von Goßler (geboren in der Zeit von 1870-1885)  4 Kinder des Kammerherrn und Rittmeisters Alhard Freiherr von der Borch und der Toni geb. von Goßler (1869-1880) und 3 Kinder des Generalmajors Gottfried Rabe von Pappenheim und Gertrude, geb. von Goßler.

In dieser langen Ahnenreihe begegnen uns zum Beispiel die Grafen von Wylich und Lottum, die Familie Liesegang, Gräfin Zech, sonst Burkersroda genannt, die von Hardenberg, von Goerne, von Liebenrode, von Gerlach, von der Groeben, von Dieskau, von Schierstaedt, von Pfuel, von Rhaden, Finck von Finckenstein, von Veltheim , Graf Pückler-Limpurg, Fürst zu Putbus und viele mehr. Quelle. Familienkundliche Forschungen des Pfarrers Albert Liesegang.

Abbildungen:

  1. Joachim IV. Lamprecht, Geistlicher Inspektor und Oberpfarrer in Spandau *1658
  2. Georg Lamprecht, Oberpfarrer in Spandau *1694 (das Bild wurde gemalt von Bernhard Rode) Die Bildrechte liegen bei © Bernd Malner, Berlin