600 Mecklenburger Kolonisten in Danzig

GrotefendDer Aufruf des Deutschen Ordens zur Ansiedlung im fernen, damals noch unwirtschaftlichen Osten verhallte nicht wirkungslos. Zu Tausenden strömten die Familien über die Elbe..

Während auf dem platten Lande die alten Gebieter und Bebauer, die stolzen polnischen Grundbesitzer und die sklavischen Knechte sich noch längere Zeit ziemlich ungestört auf ihren ererbten Sitzen und Dorfschaften aufhielten, sammelte sich in den Städten Deutsches Leben in einem Volk an. Danzig als Kolonistenstadt erblühte zu einem mächtigen Handelsplatz, davon zeugt das Bürgerbuch Danzigs, das sich von Mitte des 14. Jahrhunderts an bis in die Neuzeit (ausgenommen die Zeit von 1453-1536) als wertvolle Quelle erwies.

Seit 1557 wurde darin die Herkunft der Neubürger vermerkt und so können seit der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts fast lückenlos die Bürger mecklenburgischer Herkunft genannt werden. Einige wenige waren für das 14. Jahrhundert unzweifelhaft als Mecklenburger erkennbar und sind deshalb in das Verzeichnis der 600 Namen aufgenommen worden. Bei den Kolonisten jener Zeit entwickelte sich die Herkunftsbezeichnung allmählich zum Familiennamen. Ausser den eigentlichen Bürgern mecklenburgischer Herkunft (es sind ihrer 333 von den 600 Namen) sind noch eine Reihe anderer Personen in die Liste aufgenommen worden. Zunächst die Schüler des Gymnasiums. Aufgenommen sind ferner die Zeugen in den, bei der Meldung zur Verleihung des Bürgerrechts vorzulegenden Echtgeburtsbriefen, soweit sie Mecklenburger waren. Schließlich gaben Kirchenbücher, Handschriften und ältere Drucke noch vereinzelt Hinweise auf die Söhne Mecklenburgs. Einzig die Schöffenbücher sind ausser Acht gelassen worden aus Zeitmangel.

Rambow in Danzig

Das Bürgerrecht auf einen Handwerksmann konnte nur von solchen gewonnen werden, deren Gewerbe eine Zunftgenossenschaft bildete; nicht-zünftige Handwerker, wie zum Beispiel Schraubenmacher, Altflicker, Höcker und andere mussten sich mit dem Bürgerrecht auf einen Arbeitsmann begnügen. Der Übergang von einer Stufe des Bürgerrechts zu einer anderen, stand jedem Bürger gegen Zahlung frei, nachdem die neuen Standes- bzw. Gewerksgenossen ihre Einwilligung dazu erklärt hatten. Allein hier waren 52 Handwerksarten vertreten, die stärkste Gruppe bildeten die Schneider (fast 29%) es folgten Seeschiffer mit 26 Namen, Festbäcker mit 22 Namen, Schopenbrauer 13. Das Bürgerecht auf einen Kaufmann gewannen 45, darunter waren auch Rambows.

Quelle:

Grotefend, Otto: Mecklenburger in Danzig, Sonderabrdruck aus den Jahrbüchern des Vereins für mecklenburgische Geschichte LXX, S. 49-152, : Schwerin: Bärensprung,  1905

Literatur:

Keyser, Erich: Die Bevölkerung Danzigs und ihre Herkunft im 13. und 14. Jahrhundert, Lübeck 1924
Keyser, Erich: Die Bevölkerung Danzigs und ihre Herkunft im 13. und 14. Jahrhundert, 2. erweiterte Auflage, Lübeck 1928