Eduard Meyerheim aus der Künstlerdynastie zu Danzig

Bei diesem Namen muss man von einer Künstlerdynastie reden. Denn nicht weniger als neun Maler in drei Generationen gehören dieser Familie an, die ihre Heimat in Danzig hatte. Ein Mitglied der Familie – es war der berühmte Paul Meyerheim – schrieb in seinen Jugenderinnerungen:

Ein geschichtsforschender Freund will in den Danziger Annalen entdeckt haben, dass der Urahne unter Gustav Adolf ein schwedischer Zahlmeister gewesen sei, der sich Mejerjelm nannte und der an der Stelle gewohnt haben soll, an der das großväterliches Haus in Danzig stand (2. Damm)

Dieser Urahn hieß Karl Friedrich Meyerheim, lebte von 1786 bis 1837 in Danzig und war Meister-Altermann der Danziger Stubenmaler. Dass er gleichzeitig ein Künstler von beachtenswertem Können war, beweisen seine Porträts im Stadtmuseum. Dort sieht man seine Eltern, ein biederes altes Ehepaar in häuslichem Kostüm, den Bürgermeister Wernsdorf und den Kaufmann Täubert in jüngeren und in vorgrückten Jahren.

Eduard MeyerheimDer älteste von den vier Söhnen dieses Malers war Friedrich Eduard Meyerheim, der am 7. Januar 1808 in Danzig geboren wurde. Bei seinem Vater und bei dem Danziger Kunstschuldirektor Breysig lernte Eduard die Malkunst und zwei Bilder aus dem Jahre 1829 „Danzig vom Bischofsberg aus gesehen“ und „Danzig von der Promenade auf Neugarten aus gesehen“ geben Zeugnis von seinem damaligen Können. Aus dem Jahre 1830 stammt eine Bleistiftzeichnung, die Eduard Meyerheim zeigt. In jenem Jahr 1830 ging Eduard als Stipendiat der Westpreussischen Friedensgesellschaft nach Berlin. Über seine dortigen Fortschritte gibt es Zeugnisse des Akademiedirektors Schadow. 1832 gab Eduard zehn lithographierte Danziger Ansichten in einem Album heraus.

Mit dem Architekten Strack und Franz Kugler verband er sich 1833 zur Herausgabe eines Werkes über altmärkische architektonische Denkmäler. Auf Studienreisen nach Thüringen, und Hessen fand er den Weg zu seinen treuherzigen Schilderungen aus dem bäuerlichen und kleinbürgerlichen Leben, die damals Erstlinge ihrer Art in Deutschland waren und Meyerheim rasch zum Liebling des Publikums machten. Wie von Donop, sein Biograph in der „Allgemeinen Deutschen Biographie“ schrieb „betrat Meyerheim als willkommener Gast das deutsche Bürger- und Bauernhaus, das er mit kindlich reiner Seele, mit dem Auge des naiven Volksdichters, der die Einfalt und den Humor nicht verschmäht, in seinen Bildern schildert“.

Er besaß ein sehr feines Stilgefühl; und die Technik war ihm nur Mittel zum Zweck. In seiner rechtschaffenden, gediegenen Arbeit steckt ein gutes Teil Handwerksüberlieferung von den Vorfahren her. Aus dem Jahre 1834 stammt seine „Kegelgesellschaft“ und ein lithographisches Selbstporträt, aus dem Jahre 1836 sein „Schützenfest“. In diesem Jahr verheiratete Eduard Meyerheim sich mit Karoline Drake, der Schwester des bekannten Bildhauers. Aus dieser Zeit stammt wohl auch das ihn darstellende Porträt von Franz Krüger. Von seinen zahlreichen Bildern gibt das „Meyerheim-Album mit Gedichten von Moritz Meyer“ eine gute Vorstellung. Im Stadtmuseum waren ausser den oben genannten Danziger Ansichten noch eine kleinere Anzahl von Landschaftsbildern sowie die Bilder „Paul Meyerheim als Kind“, „Der kleine Soldat“ und „Die Lauscherin“.

Wie sehr man ihn seinerzeit schätzte, beweisen die ihm verliehenen Orden und Madaillien. 1855 wurde er Professor und war später Mitglied der Akademie in Berlin, Dresden und München. Von Jugend an hatte er Musik geliebt und geübt, was er auch in seiner lesenswerten Selbstbiographie hervorhob. Im vorgerückten Alter befiel ihn ein schweres Nervenleiden, das ihn sieben Jahre lang an Körper und Geist lähmte. Noch einmal war es ihm vergönnt in seiner geliebten Vaterstadt Danzig zu weilen. Dann schloss Eduard Meyerheim am 18. Januar 1879 in Berlin die Augen für immer. Sein schönstes Denkmal ist sein von Sohn Paul Meyerheim gemaltes Proträt (1877) das ihn an der Staffelei sitzend darstellt.

Der ältere Sohn Franz Meyerheim wurde 1838 in Berlin geboren. Er studierte bei seinem Vater und wurde ebenfalls ein geschätzter Genremaler und Lehrer an der Berliner Akademie, von der er jedoch schon 1878 wegen Krankheit zurücktrat. Im Jahre 1880 ist Franz Meyerheim in Marburg gestorben.

Weit berühmter war der jüngere Sohn Eduards, nämlich Paul Meyerheim der 1842 in Berlin geboren wurde. Nachdem er auf der Berliner Akademie die künstlerische Grundlage gelegt hatte, studierte er weiter in Holland, Belgien und Paris, bis er seinen Wohnsitz in Berlin nahm. Seit 1867 war Paul Meyerheim mit Clara Lehfeldt in kinderloser Ehe verheiratet. Zahlreiche Reisen führten ihn nach Italien, Spanien, Afrika, Skandinavien, Dänemark und England. Unermüdlich tätig schuf er Genre- und besonders Tierbilder, malte Porträts und Stilleben. Wie der Vater und der Bruder, war auch Paul musikalisch und spielte Cello. An Ehrungen fehlte es ihm nicht; besonders mag es ihn gefreut haben, als zwei junge Löwen unter der Führung des Direktors vom Berliner Zoologischen Garten ihm, dem Tiermaler, zum 70. Geburtstag persönlich gratulierten. Die beiden Kataloge zur Kunstauktion „Nachlass Paul Meyerheim“ (1915 war der Künstler gestorben) zeigen, dass sein Heim fürstlich eingerichtet war.

Es sind noch drei jüngere Brüder von Eduard Meyerheim zu erwähnen. Wilhelm Meyerheim, der von 1815 bis 1882 lebte und sich besonders als Maler von Pferden auszeichnete. Dessen Sohn hieß ebenfalls Paul Meyerheim, kam aber als Maler nicht besonders zur Geltung.

Ein weiterer Bruder war Gustav Meyerheim, der in Danzig lebte und hier 1891 sein 50-jähriges Jubiläum als Malermeister feierte. Dessen Sohn war Robert Meyerheim, der 1865 als Stipendiat der Friedensgesellschaft genannt wird. Er studierte in Karlsruhe und Düsseldorf. Aus den Jahren 1864 und 1865 sind folgende Bilder erwähnt: „Kiefernwald“, „Strand bei Brösen“, „Die Nonnenkirche zu Danzig“. Aber auch im Katalog der großen Berliner Kunstausstellung von 1895 fand sich sein Name aufgeführt.

Der dritte Bruder mit Namen Hermann zeichnete sich in Berlin als Architekturmaler aus. Das waren die Meyerheims, Träger von berühmten und von weniger bekannten, aber doch geachteten Namen.

Quelle:

  • Domansky, Walther: Alte Danziger: Lebensbeschreibungen, Danzig: Verlags-Gesellschaft, 1923, Seite 52-56