Herzog Christoph von Mecklenburg

Heinrich V. der Friedfertige und Albrecht VII. der Schöne

Im Herzogtum Mecklenburg regierten in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts gemeinsam die beiden Brüder Heinrich V. der Friedfertige und Albrecht VII. der Schöne. Heinrich vertrat den Standpunkt, dass die Gemeinschaftsregierung gleichberechtigt aufrecht zu erhalten sei, aber Albrecht forderte eine vollständige Erbteilung des Landes, der Regierung und der Einkünfte. Man fand nach langem Hin und Her einen Mittelweg. Die Brüder teilten im Jahre 1534 Ämter und Einkünfte, so dass man fortan zwischen Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Güstrow unterscheiden musste. Doch das Prinzip der Gemeinschaftsregierung blieb unangetastet.

Stammtafel Mecklenburg

Albrecht VII. war ein unruhiger und ehrgeiziger Charakter dem sein bescheidener Besitz nicht genügt, besonders wenn er an die stattliche Zahl der Söhne dachte. Diese Gedanken mochten zur Entscheidung beigetragen haben, als er sich entschloss für den gefangenen Dänenkönig Christian II., den Onkel seiner Gemahlin und gegen Christian III. an der sogenannten Grafenfehde teilzunehmen, um sich Ruhm, Ehre, Beute, die Statthalterschaft, ja vielleicht sogar die Krone selbst zu erkämpfen. In Kopenhagen eingeschlossen, musste er nach einjähriger Belagerung kapitulieren. Der Kaiser hatte versprochen ihm alle Kriegskosten zu ersetzen. Aber weder er noch Lübeck wollten nach diesem unglücklichen Verlauf des Krieges in den Beutel greifen. Albrecht berechnete den Teil seines Schadens auf 300.000 Gulden und diese Schuldenmasse lag äußerst hemmend und drückend auf ihm und nach seinem Tode auf den Söhnen.

Seit dem Jahre 1536 unternahm er viele Reisen an die Höfe des Kaisers, des römischen Königs und mancher Fürsten, um zu seinem Geld zu kommen. Sie waren stets vergeblich und nicht einmal die Ausfertigung der Urkunde über ide Würde eines Reichserbvorschneiders vermochte er zu erwirken. Auf einer dieser Reisen gab Albrechts Gemahlin Anna, die sich im Termin der Niederkunft verrechnet hatte, am 30. Juni 1537 zu Augsburg ihrem achten Kinde Christoph, dem späteren Herzog von Mecklenburg das Leben. Seinen Namen erhielt er nach dem Augsburger Bischof Christoph von Stadion, der ihn aus der Taufe gehoben haben soll.

Von den ältesten Kindern lebten 1537 nur noch vier:

Johann Albrecht * 1525
Ulrich *1527
Georg *1528
Anna *1533

Auf Christoph folgte 1540 noch der Sohn Karl. Georg und Anna wurden schon im Kindesalter an den Hof ihrer streng lutherischen Tante Elisabeth von Braunschweig-Lüneburg gebracht und dort erzogen. Zwei Jahre nach Christophs Geburt verließen auch Johann Albrecht und Ulrich das elterliche Haus; jener ging an den Hof des Kurfürsten Joachim II. von Brandenburg, dieser an den des Herzogs Wilhelm von Bayern. Eine verhängnisvolle Folge war die völlige Entfremdung der Kinder von ihrer Mutter.

Die einzige Tochter Anna, spätere Herzogin von Kurland war eine der unglücklichen und freudlosen Frauengestalten des Hohenzollernhauses. Der unglücklichen Ehe des Kurfürsten Joachim I. von Brandenburg und der dänischen Elisabeth im Jahre 1507 entsprossen, lernte sie in ihrem Elternhaus kein harmonisches Familienleben kennen.

Zu Michaelis 1553 übernahm Leupold das Rektorat an der Güstrower Domschule und mit ihm siedelte auch Christoph nach Güstrow über. Bereits 1555 wurde er auch Koadjutor des Erzbischofs von Riga, Wilhelm von Brandenburg-Ansbach, mit dem Recht der Nachfolge. Seine Wahl war umstritten und führte zu bewaffneten Auseinandersetzungen, in deren Verlauf beide am 1. Juli 1556 zu Kockenhusen gefangen genommen wurden.

Zwischenzeitlich war 1547 Herzog Albrecht VII. gestorben, der nun 5 Söhne hinterließ. Auch Bruder Heinrich hatte zwei Söhne, Magnus und Philipp. Ersterer war schon als Knabe zum Bischof von Schwerin gewählt worden und starb 1550 vor seinem Vater ohne Kinder zu hinterlassen. Philipp, seit 1537 geisteskrank, kam für die Nachfolge nicht in Betracht. Als nun Heinrich V. am 6. Januar 1552 starb und auch sein Landesteil an die Erben seines Bruders fiel, da war ganz Mecklenburg wieder in einer Linie vereinigt und die Gefahr weiterer Teilungen erheblich vermindert.

Mit der Rückkehr Christophs nach Mecklenburg im Jahre 1569 erlischt im Grunde das allgemeine geschichtliche Interesse an seiner Person. Die auf die Entlassung aus der Gefangenschaft folgenden 23 Jahre letzten Lebensjahre Christophs entbehren eines größeren Hintergrundes. Er führte das stille Leben eines kleinen deutschen Fürsten. Schlecht und recht verwaltete er seinen bescheidenen Besitz, stritt die ganze Zeit mit seinen Brüdern und gründete sich einen Hausstand.

Seine erste Frau war Dorothea von Dänemark (*1528) Tochter von König Friedrich I. Sie heirateten auf Koldinghus am 27. Oktober 1573. Sie starb schon zwei Jahre später im Bischofssitz zu Schönberg des Bistums Ratzeburg am 11. November 1575. Die zweite Frau wurde Elisabeth von Schweden, eine Tochter des Königs Gustav Wasa. Die Heirat fand am 7. Mai 1581 in Stockholm statt. Mit ihr hatte er die Tochter Margarete Elisabeth. Nach Christophs Tod ging sie in ihre Heimat zurück und lebte auf Norrköpingshus. Sie starb in Schweden am 20. November 1597 und wurde im Dom zu Uppsala bestattet. Christoph verschied in der Nacht auf den 4. März 1592 und wurdeam 25. März feierlich im Dom zu Schwerin beigesetzt.

Die komplette Lebensgeschichte von Christoph wird ausführlich im unten genannten Werk erzählt: Seine Kindheit, die Wahl zum Koadjutor des Erzbischofs von Riga, die livländische Koadjutorfehde, das schwedische Bündnis, Christoph in polnischer Gefangenschaft, Seine Rückkehr nach Mecklenburg, der Erbfolgestreit, Heiraten und Lebensende…

Quelle:

Alexander Bergengrün: Herzog Christoph von Mecklenburg, Koadjutor des Erzbistums Riga: Ein Beitrag zur livländischen und mecklenburgischen Geschichte, unter Mitwirkung zahlreicher Herausgegeben baltischer Historiker von Dr. Ernst Seraphim: Verlag von Franz Kluge, 1898 (Download)