Wo Tote in Offenbach ihre letzte Ruhe finden

In Depot und Archiv des Hauses der Stadtgeschichte an der Herrnstraße 61 lagert eine Vielzahl von Stücken, die in der ständigen Präsentation aus Platzgründen nicht gezeigt werden können. Deswegen sollen in unregelmäßiger Folge solche Kostbarkeiten, hinter denen sich Geschichten verbergen, der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

Die Sammlung in der Herrnstraße 61 umfasst etwa 7000 Bände und kann als das historische Gedächtnis der Stadt Offenbach bezeichnet werden. Wer etwas über das Vereins- und Firmenleben erfahren oder kulturelle und politische Ereignisse aus der Vergangenheit erforschen möchte, ist in dieser Präsenzbibliothek an der richtigen Adresse.

Stadtarchivarin Anjali Pujari schreibt: „Viele der über 3000 Nutzer, die jedes Jahr auf das Archiv mit den unterschiedlichsten Fragestellungen zukommen, beschäftigen sich mit der eigenen Familiengeschichte, mit den Ahnen. Die Archivare nennen das Genealogie oder Familienforschung. Aus den verschiedensten Quellen tragen meine Mitarbeiter und ich Daten und Fakten zu den gesuchten Personen zusammen. Ein besonderes Anliegen der Familienforscher ist die Lage des Grabes des gesuchten Vorfahren: ,Auf welchem Friedhof ist mein Urgroßvater begraben worden? Können Sie mir sagen, wo sich das Grab befindet?’

Seit Herbst vergangenen Jahres kann diese Frage dank einer Aktenübergabe von Gabriele Schreiber, Leiterin der Städtischen Friedhöfe Offenbach, beantwortet werden. Im Besitz des Stadtarchivs befindet sich jetzt ein Amtsbuch aus den 1920er Jahren mit Lageplänen des Alten Friedhofs an der Hebestraße. Im Jahr 1832 wurde der Friedhof eröffnet und löste den Wilhelmsplatz, der damals noch die Bezeichnung Friedhof trug, als Hauptfriedhof Offenbachs ab. Das Bild zeigt einen Ausschnitt aus dem ersten Plan mit dem Ehrenfriedhof für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges und dem Ehrenmal für die Opfer des Explosionsunglücks bei der Firma Griesheim Elektron (Heusenstamm), das von Hugo Eberhardt entworfen wurde (Ehrenhof). Das Portal führt zum Eingangsbereich an der Friedhofstraße. Unten mittig ist das Krematorium zu erkennen. 1891 war es bereits auf Betreiben des Oberbürgermeisters Brink errichtet worden und gehörte zu den ersten Feuerbestattungsanlagen im Deutschen Reich überhaupt. Allerdings konnte die Anlage erst 1899 in Betrieb genommen werden, da konservative Kreise der neuen Technik skeptisch gegenüber standen. Erst ein entsprechendes Gesetz, das die Hessischen Landstände erließen, gab grünes Licht für die Feuerbestattung.

Links oben ist das mit der Nr. 118 versehene Grab von Johann Jakob Mönch (1786-1874) zu sehen, der die Portefeuille-Fabrik Jacob Mönch & Co. gründete. Deutlich in der Mitte ist das prunkvolle Grabmal der Familie Huck zu erkennen, die eine Schriftgießerei an der Ludwigstraße betrieb. Wer das großformatige Buch mit den Friedhofsplänen durchblättert und aufmerksam die Namen studiert, die in den Gräberfeldern eingetragen sind, erhält einen Eindruck davon, wer im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Offenbach zum wohlhabenden Bürgertum gehörte und Stadtgeschichte geschrieben hat.“

Quelle: Pressemitteilung op-online.de