Generalfeldmarschall Graf Alfred von Waldersee

Nicht weit von Dessau bezeichnen zwei hohe Wälle und kleine zerfallene Mauerreste den Ort, wo einst Dorf und Schloss Waldersee standen. Anfang des 14. Jahrhunderts verwüsteten die Fluten der Elbe beide und 1341 ließen es die Fürsten von Anhalt in deren Besitz das Schloss nach dem Aussterben des hier gleichnamigen Geschlechts gelangt war, völlig abtragen, um mit den Steinen ein neues in Dessau zu erbauen. Die Güter der Pfarrkirche von Waldersee erhielt die Dessauer Marienkirche und das Waldersee Wappen mit dem von Gold und Rot gevierten Schild, nahm Fürst Joachim Ernst in das Anhaltische auf.

Leopold Franz III., Fürst von Anhalt-Dessau, später der erste Herzog seiner Linie, schloss dem Beispiel vieler Fürsten des 17. Jahrhunderts folgend, einen morganatischen Bund mit einer Dame seines Hofes, Johannna Eleonore von Neitschütz, geborene Hoffmeyer (1739-1816) Dem Sohn gab er den Namen „von Waldersee“. Damals zu Lebzeiten Friedrichs des Großen waren die verwandtschaftlichen und freundschaftlichen Beziehungen zwischen den Hohenzollern und den Askaniern noch enger. So verstand es sich von selbst, dass jeder Spross des anhaltischen Stammes in preussische Dienste ging, allen voran der „alte Dessauer“ an dessen Waffenbrüderschaft mit dem Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. und seinem Sohn erinnert. Und so trat auch der junge Franz Johann Georg von Waldersee in Preussens Dienst als Regierungsbeamter.

Das große „Grafenjahr“ 1786, das bei der Gelegenheit der Thronbesteigung Friedrich Wilhelms II. eine Fülle von Standeserhöhungen im Gefolge hatte, brachte auch dem jungen Rat bei der Breslauer Oberamtsregierung die neunzackige Krone und als besondere Auszeichnung in sein Stammwappen, den gold-roten Schild der alten Ritter von Waldersee, den preussischen Königsadler. (Preuß. Grafenstand 15. Oktober 1786) Später kehrte dieser Graf von Waldersee an den Hof seines fürstlichen Vaters zurück, um bei ihm die höchste Hofcharge, das Amt eines Oberhofmeisters zu übernehmen. Als solcher starb er 1828 in Dessau. Er war der Großvater des Generalfeldmarschalls.

Und noch in anderer Linie kann der Marschall seine Herkunft auf den Erfinder des eisernen Ladestockes, auf den Fürsten Leopold von Dessau zurückführen. Der erste Graf Waldersee war nämlich mit der Gräfin Luise Karoline Casimira von Anhalt vermählt (wie er aus askanischem Stamm) Luise starb im Jahre 1842 und hinterließ drei Söhne und drei Töchter.

Wappen Alfred von Waldersee

Alfred (1832-1904)  wurde am 13. Januar 1870 zum Militärattaché bei der Botschaft in Paris und am 2. Mai zum Flügeladjutanten des Kaisers ernannt. Am 2. Feburar 1891 wurde Graf Waldersee zum kommandierenden General des IX. Armeecorps ernannt und am 1. April 1898 wurde er als Nachfolger des Generalfeldmarschall Graf von Blumenthal zum General-Inspektor der 3. Armee-Inspektion mit dem Sitz in Hannover erhoben. Am 27. April 1900 feierte er das 50-jährige Dienstjubiläum. Er lebte seit 1874 kinderlos mit der Witwe des 1865 verstorbenen Fürsten Friedrich von Noer. Ihr Name war Marie Esther, geborene Lee. Graf Waldersee starb am 5. März 1904 in Hannover.

Das Wappen von 1786 ist von Gold und Rot geviert und belegt mit einem silbernen Herzschild, darin ein königlich gekrönter (preußischer) schwarzer Adler. Drei Helme mit rot-goldenen Decken: auf dem rechten zwei wachsende verschränkte, von Schwarz und Gold gestückte Arme, in den bloßen Händen je einen natürlichen Pfauenwedel haltend, auf dem mittleren ein hermelingestulpter roter Spitzhut, auf dem linken ein herzoglich gekrönter (schlesischer) schwarzer Adler. Als Schildhalter sind zwei einwärts stehende goldene Löwen angebracht.

Quelle:

Verlag Weller, Kahla in Thüringen: Der Wappensammler, 1. Jahrgang 1900-1901, Seite 68-70