Geschichte des Königlichen Domgymnasiums zu Magdeburg

DomgymnasiumAls die Reformation ihren Triumphzug durch Deutschland hielt, hielt sie auch in Magdeburg Einzug. Nachdem schon seit 1521 der Augustinermönch Melchior Miritz und seit 1522 der Franziskanermönch Johannes Fritzhans und der aus Halberstadt vertriebene Propst des dortigen Augustinerklosters Eberhard Wiedensee in Predigten gegen papistische Missbräuche geeifert hatten, wandte sich 1524 der Rath der Stadt mit der gesamten Bürgerschaft der neuen Lehre zu, stellte evangelische Prediger in den Stadtkirchen an und gründete eine evangelische lateinische Stadtschule, die sehr bald durch hervorragende Rektoren zu einer hohen Blüte gelangte.

Die notwendige Folge der Einführung der Reformation war die längst angestrebte Lossagung von der Oberherrlichkeit des Erzbischofs, welcher nun mit der ihm untergestellten Geistlichkeit des Domkapitels und anderer Stifter den hartnäckigsten Widerstand leistete. Es bedurfte schwerer Kämpfe, ehe dieser gänzlich gebrochen wurde. Erst am 5.12.1561 bekannte sich das Domkapitel auf dem Landtag zu Calbe an der Saale zur Augsburgischen Konfession und 6 Jahre später, am 1. Advent 1567 hielt der zum Domprediger berufene Siegfried Sack (Genealogien siehe Datenbank) der seit 1557 das altstädtische Gymnasium geleitet hatte, die erste evangelische Predigt im Dom. Dass die während des Mittelalters mit dem Domstift verbunden gewesene Domschule zu Beginn der Reformation noch existierte, geht aus den Kämpfen hervor, welche 1524 zwischen der Domgeistlichkeit und dem Volk stattfanden…

Rektoren der Domschule:

Johann Georg Lohmeyer (1675-1680
Georg Lohmeyer (1684-1685)
Johannes E. Röver (1686-1694)
Christian Müller (1694-1740
Johann Gottlieb Immermann (1740-1753)
Johann Eustachius Goldhagen (1753-1772)
Gottfried Benedict Funk (1772-1814)
Johann Andreas Matthias (1814-1837)
Karl Funk (1838-1848)
Samuel Friedrich Heinrich Wiggert (1849-1860)
Johannes Horkel (1860-1861)
George Heinrich Robert Wichert (seit 1862)

Johann Georg Lohmeier wird am 18.9.1675 zum Rektor berufen:

Wir Domdechant, Senior und Capitulgemein der Primat- und Erzbischöfli­chen Kirche zu Magdeburg geben Euch, dem ehrenfesten und wohlgelahrten Ehren M. Johann Georg Loh­meyern, bisherigen Rector der Schulen zu Hildesheim, neben Zuentbietung unseres gnädiges Gru­ßes hiermit zu vernehmen. Demnach Wir bei hochgedachter Unserer Domkirchen neuan­gelegten Schule unter andern auch zuvörderst einen Rectorem zu bestellen gemeinet und Uns dann Ihr wegen Eures bishero geführten christlichen Lebens und Wandels, auch deren zu solcher Function verliehe­nen guten Gaben und Geschicklichkeit recommandiret und bekannt worden, als haben Wir uns ent­schlossen, Euch bei sothaner Unserer neuangelegten Schule zu einem Rectori zu berufen. Wie wir dann im Namen der hochheiligen Dreieinigkeit Euch hierzu kraft diesem vociren und berufen derge­stalt und also, daß Ihr den Rectorat solcher Unserer neu anrichtenden Schule über Euch nehmen, die Euch anvertraute discipulos in der Gottesfurcht, guten Sitten, Erudition und Geschicklichkeit nach Eurem besten Fleiß getreulich informiren, auch sonsten alles dasjenige, was wir diesenfalls verord­nen werden, thun und verrichten, und Euch hiernebst in Lehr, Leben und Wandel also bezeigen und ver­halten sollet, wie es dieses Euer Amt mit sich bringet und Ihr es dermaleins zu verantworten ge­trauet, in­maßen Wir uns dann dessen allerdings versehen und das gute Vertrauen zu Euch haben. Da­gegen wollen Wir Euch zur Ergetzlichkeit und Salario jährlich von vorstehenden Michaelis an zu rechnen Zwohundert Thaler an Gelde und solche quartaliter mit 50 Thlrn. abstatten und nebst der freien Woh­nung auch einen Wispel Roggen liefern lassen; dafern auch sonsten ei­nige Accidentia vorfallen möchten, sollen Euch solche ebenfalls gegönnt werden; jedoch daß hierunter Jedwedem ein freier Wille gelassen und Niemandem wider die Gebühr etwas aufge­drungen werde, welches Wir Euch hier­mit vermelden wollen, und dessen zu Urkund Unser Insiegel hierunter wissentlich aufdruc­ken lassen. So geschehen Magdeburg, den 18. Septem­ber 1675.

Quelle:

Hugo Holstein, Geschichte des Königlichen Domgymnasiums zu Magdeburg. Festschrift zur Feier seines 200jährigen Bestehens am 18. September 1875, Hofbuchdruckerei Friese: Magdeburg 1875 (Download)