Urkundliche Geschichte des Geschlechts von Oertzen

Wappen OertzenDas Geschlecht der von Oertzen gehört zu den berühmtesten altadeligen Geschlechtern Mecklenburgs und ist von allen noch blühenden eingeborenen Geschlechtern des alten Obotritenlandes das älteste, insofern seine urkundliche Geschichte am weitesten zurückreicht und sich in die Zeiten der wendischen Herrschaft verliert. Ausgezeichnet durch einen ehrenhaften Charakter, einen uralten Güterbesitz und häufig erscheinende ungewöhnliche Fähigkeiten, hat die Familie nicht allein dem Vaterland, sondern auch anderen Ländern eine sehr große Zahl von Männern gestellt, welche siebenhundert Jahre hindurch durch Rat im Frieden und durch Tat im Kriege nachdrücklich und wirksam dem Gesamtwohl geholfen haben und daher hat sich die Familie auch überall und mit Recht eines hohen Ansehens zu erfreuen gehabt.

Der Stammvater des Geschlechts ist der wendische Edle „Uriz“

welcher im Jahre 1192 in dem wendischen Hofgefolge des Fürsten Borwin I. nach wendischer Art ohne Vornamen genannt wird; der Name ist also ein rein wendischer und damals ohne Zweifel noch mit Bewußtsein geschrieben. In den älteren Zeiten bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts erscheint der Name am häufigsten in der Form „Oriz oder Oritz“. Forscht man in den verwandten slawischen Mundarten nach der Bedeutung, so kommt man auf den „Ackersmann oder Landmann“.

Der in den letzten drei Jahrhunderten genannte alte Adel Mecklenburgs stammt nachweislich aus den ritterlichen Häusern des 13. Jahrhunderts. Für das Mittelalter sind aber nicht alle rittermäßigen Geschlechter alte Geschlechter, da man unter diesen nach der Herkunft wesentliche Unterschiede machen muss. Es lassen sich im 13. Jahrhundert drei verschiedene Arten rittermäßiger Geschlechter unterscheiden; erstens die bei der Germanisierung eingewanderten wie die von Plessen, von Schönberg, von Everdingen. Die zweiten gehörten zu den alten, freien und grundbesitzenden Patriziergeschlechtern, deren Stammväter im Laufe des 13. Jahrhunderts die Ritterwürde erwarben. Drittens die aus alten wendischen, edlen oder Dynasten-Geschlechtern stammenden – sie muss man für die eigentlichen Adelsgeschlechter Mecklenburgs halten.

Das Geschlecht der von Oertzen hat seinen Ursprung zwischen den Städten Grevesmühlen und Kröpelin, in der Nähe der Residenz Wismar, im Lande Bukow. Vornehmlich waren die Familienmitglieder Vasallen und Räte der Fürsten von Mecklenburg. Schon im Anfang des 14. Jahrhunderts war das Gut Roggow im Besitz der Familie und es lässt sich annehmen, dass es schon den Stammvätern gehört hat und das hat sich seit über 500 Jahren bis heute nicht geändert.

In dem mehrbändigen Werk wird ausführlichst eingegangen auf die Wappen und Siegel, die Standeserhöhungen und die einzelnen Familienmitglieder von Oertzen seit dem Jahre 1192, das Haus Roggow, Clausdorf, Stargard, Feldberg, Tessin, Gerdeshagen, Vogelsang, die schwerinsche Linie, die sächsische und dänische Linie, alles belegt mit Urkunden und vielfachen Stammtafeln und mit biografischen Skizzen der einzelnen Familienmitgliedern. Bei dieser Familiengeschichte gibt es viel zu entdecken…

 

Quelle:

Urkundliche Geschichte des Geschlechts von Oertzen : 1 Theil. vom Ursprunge des Geschlechts bis zum Jahre 1400 : mit funf Steindrucktafeln / von G. C. F. Lisch, In Commission in der Stillerschen Hofbuchhandlung in Schwerin und Rostock, 1847

Urkundliche Geschichte des Geschlechts von Oertzen : 2 Theil. Vom Jahre 1400 bis zu den Jahren 1600 und 1700 : mit 2 Steindrucktafeln / von G.C.F. Lisch, In Commission in der Stillerschen Hofbuchhandlung in Schwerin und Rostock, 1860

Urkundliche Geschichte des Geschlechts von Dertzen. 3 Theil. Vom Jahre 1600 bis zum Jahre 1725 / von G.C.F. Lisch, In Commission in der Stillerschen Hofbuchhandlung in Schwerin und Rostock, 1866

Urkundliche Geschichte des Geschlechts von Oertzen. Theil. 4 : Enthaltend der Mecklenburgischen Häuser und der älteren Zweige des Hauses Alt-Helpte neueste Geschichte von etwa 1700 bis zur Gegenwart / von G. C. F. Lisch ; fortgeführt von E. Sass, Schwerin 1886

Urkundliche Geschichte des Geschlechts von Oertzen : 6 Theil : A. des Hauses Jung-Helpte (auch dänischen Astes, insbesondere des Hauses Kittendorf) neueste Geschichte, von etwa 1700 bis zur Gegenwart. B. Rückblick. C. (s. Untertheil II.) Nachtrage u. s. w. / von G. C. F. Lisch ; fortgeführt von E. Sasz ; als Manuscript gedruckt, 1891