Geschichte und Genealogie der Familie von Haugwitz

Die Beziehungen von Luthers Gemahlin Catharina v. Bora zur Familie von Haugwitz

Das Geschlecht und der Name sind so alt wie der Begriff „Adel“ in Deutschland. Schon Sinapius, Peccenstein, Paprocius und Knothe behaupteten mit Bestimmtheit, dass die Familie von Haugwitz schon zu Zeiten der Sachsenkönige in Franken namentlich bestand. Seit dem Mittelalter waren die Herren von Haugwitz in Sachsen, Schlesien, Böhmen, Mähren, der Grafschaft Glatz sowie in der Lausitz und später auch in Ostpreußen ansässig. Sie sind stammes- und wappenverwandt mit den von Rechenberg.

Die erste bekannte Urkunde über den Namen ist datiert mit dem jahr 1225. Sie lautet: „Sifridus de Hugwitz stiftet 2 Schock Jahreszins zu der vom Oberlausitzischen Adel gegründeten Schlosskapelle zu Bautzen„. Fast gleichzeitig werden „Golfridus, Guntherus, Rüdiger und Johannes“ genannt. Diese vier auch in der Gegend von Bautzen und Andreas (1257) in Schlesien und zwar bei Münsterberg in Verbindung mit dem Kloster Heinrichau. Das Gut Neukirch (Ober- und Nieder-Neukirch) südöstlich von Bischofswerda wird sehr bald als erster Besitz genannt. Es ist anzunehmen, dass Sifridus es besaß. Die Dörfer Haugwitz oder Baubitz von denen eines bei Borna, das andere bei Grimma liegt, haben der Familie nicht den Namen gegeben, sondern umgekehrt, als die betreffenden Güter in ihren Besitz kamen, etwa um 1400.

Das Bistum Meißen, zu welchem das Land um Bautzen gehörte, war von Otto I. um 968 gegründet worden. Die durch den Fall der wendischen Fürsten und Häuptlinge herrenlos gewordenen Landesteile sollten von hier sowie von Merseburg, Zeitz, Brandenburg und Havelberg aus das Deutschtum und Christentum zu verbreiten. Diese doppelte Aufgabe allerdings war nahezu unerfüllbar durch die inneren Kämpfe im Reich. Der Legende nach waren die Haugwitze um 1180 mit den Wettinern nach Sachsen gekommen und mit ihnen zahlreiche Ritter aus Franken. Da gab es noch keine Lausitz oder ansässige Ritter. Um 1225 befand sich die Gegend von Bautzen gewissermaßen noch im Zustand der Staatenbildung. Erst 1247 entstand das Markgrafentum Thüringen-Meißen unter der Regierung von Heinrich dem Erlauchten aus dem Hause Wettin.

Haugwitz Wappen1 Haugwitz Wappen2 Haugwitz Wappen3

Von besonderer Bedeutung ist das urkundlich bezeugte Auftreten aller genannten Ritter von Haugwitz für die Frage, ob Mitglieder der Familie an der sogenannten Tartarenschlacht bei Liegnitz teilnahmen. Die Legende nennt Caspar und Hans Haugwitz als Mitkämpfer und die Wahrheit dieser Behauptung wurde lange bestritten. 16 Jahre vor der Liegnitzer Schlacht von 1241 wurden bereits Haugwitz als sesshaft festgestellt.

Der Name Haugwitz taucht in den ersten Urkunden mehrfach umgewandelt auf: „Hugowitz, Hubewitz, Hugawitz, Hugewicz, Hawgewicz“ und durch fehlerhaftes Schreiben nach dem Gehör „Haubitz„.  Im 16. Jahrhundert wollten sogar Mitglieder der Haugwitze von Pischkowitz (Biskupitz) behaupten, dass die Haubitz eine andere Familie seien und sie mit denen in keiner Beziehung ständen. Es gibt Genealogen, die einen Unterschied zwischen den Hauwitz und Haubitz machen und von verschiedenen Wappen der beiden Familien reden. Der Irrtum rührt daher, dass Johann IX. Bischof von Meißen, der in mehreren Urkunden Haubitz genannt wird (aber ganz sicher der Putzkauer Linie der Haugwitz entstammte) das Meißnische Bischofswappen führte, verbunden mit seinem Familienwappen. Das Wappen der Bischöfe war eine Taube.

Stammtafel Schlesische Linie:

Stammtafel Haugwitz

Rüdiger und Johannes ziehen im Jahre 1289 nach Schlesien. Rüdiger in die Gegend von Schweidnitz, Jauer, Münsterberg und Johannes in die Lande Glogau, Wohlau und Guhrau. Was kann der Grund für die Auswanderung gewesen sein? Deutschland hatte im 13. Jahrhundert mit Schlesien eine neue Mark gegen das slawische Gebiet gewonnen. Die Herzöge aus dem Geschlecht der Piasten von Heinrich I. bis zu Heinrich IV. beherrschten den größten Teil Schlesiens und hatten bedeutenden Einfluss auf die Geschicke Polens. Der Landgraf Friedrich von Thüringen (Schwesternsohn Heinrichs IV. von Schlesien) und Probst Bernhard von Kamenz mögen auf den Entschluss 1289 der Haugwitze bestimmend eingewirkt haben. Wahrscheinlich haben sie an den Kämpfen gegen Polen teilgenommen.

Wappen Haugwitz3

Stammsitz des aus Böhmen stammenden Familienzweiges in der Grafschaft Glatz war das Gut Oberpischkowitz, das zur Herrschaft Pischkowitz gehörte, deren erster namentlich bekannter Besitzer 1346 Otto von Haugwitz war. Die Mitglieder dieses Familienzweiges bekleideten zahlreiche königliche und kaiserliche Ämter. Wenzel von Haugwitz fungierte 1441–1454 als Unterhauptmann des Glatzer Landeshauptmanns Hynek Kruschina von Lichtenburg. Heinrich von Haugwitz bekleidete 1686–1691 das Amt eines Verwesers an der Landeshauptmannschaft und Franz Anton von Haugwitz war 1741–1742 Landeshauptmann.

Wappengemeinschaft mit den von Rechenberg:

Die Familie von Rechenberg war eine der mächtigsten in Niederschlesien und 1515 in den Freiherrenstand erhoben worden. Nach dem großen Freibrief durch König Wladislaw vom 6. Januar 1508 besaßen die Rechenbergs Schlawa, Laubegast, Strunz, Linda, Tarnau, Karolath, Lippen, Eichberg, Borau, Leutbach, Langenau, Krampf, Lebersdorf, Wolfersdorf, Parchau, Heinzendorf etc.  Hierzu kam 1516 Wartenberg, Eckersdorf, Kunersdorf, Kleinitz. Um 1520 erhielt Johann von Rechenberg pfandweise auch Freistadt. Franz von Rechenberg verkaufte 1560 die Herrschaft Beuthen an den Ritter Fabian von Schönaich, der 1549 Hauptmann zu Sagan war.

Die Beziehungen von Luthers Gemahlin Catharina v. Bora zur Familie von Haugwitz

Katharina v. Bora stammte aus einer Familie des sächsischen Landadels. Nach allgemeiner Überzeugung wurde sie am 29. Januar 1499 geboren; urkundlich belegt ist dieses Datum nicht. Wegen der weiten Verzweigung ihrer Familie und der Unsicherheit über die Elternnamen Katharinas, bestanden und bestehen unterschiedliche Auffassungen über den Geburtsort Katharinas. Lange Zeit wurde unbestritten angenommen, dass ihr Geburtsort das Gut Lippendorf bei Leipzig sei und dass ihre Eltern Jhan v. Bora auf Lippendorf und Katharina geb. v. Haubitz (Siehe oben)  gewesen sind. An dieser Auffassung wird in der genealogischen Fachliteratur weiterhin festgehalten. In historischen Romanen und Erzählungen findet sich neuerdings die Darstellung, dass sie in Hirschfeld, heute Ortsteil der Gemeinde Reinsberg, geboren worden sei, und dass ihre Eltern Hans v. Bora zu Hirschfeld und Anna geb. v. Haugwitz gewesen seien.

Bekannt ist, dass des Reformators Schwiegermutter Frau von Bora, eine geborene Haugwitz war. Leider hat nicht ermittelt werden können, aus welcher Linie Katharina von Boras Mutter stammte. Wahrscheinlich war sie aus dem Hause Neukirch, aus welchem ja alle Haugwitze in Sachsen herstammen, war also eine nahe Verwandte Christophs von Haugwitz, dessen Übertritt in die neue Lehre somit leicht erklärlich wird. Dass die Familie Haugwitz wegen der Annahme lutherischer Lehren nicht nur Verfolgung und Gefahren der einzelnen Personen zu bestehen hatte, sondern auch Einbußen an Macht und Besitz erlitt, kann aus allen Quellen leicht ersehen werden.

Auszug aus dem Inhalt:

Dem Leser werden  die genauen geschichtlichen Ereignisse der von Haugwitz erzählt: über die Linie um Pischkowitz oder Biskupitz, die Nebenlinien in Böhmen und Mähren, die Familie in Sachsen vom 14. und Anfang des 15. Jahrhunderts, die Nachkommen des Hans von Haugwitz auf Neukirch und Putzkau etc., Nachkommen der Gebrüder Caspar, Hans und Nickel von Haugwitz, die Familie auf Klein-Obisch, das Haus Krappitz, Namiest, Kadlewe und Großen-Bohrau und das Haus Schätz. Ein Namensregister und ein Verzeichnis aller Güter, die sich im Besitz der Familie befunden haben, sowie die Stammtafeln aller Linien, runden das gesamte Werk ab.

Quelle:

Haugwitz, Eberhard von:Die Geschichte der Familie von Haugwitz : nach den Urkunden und Regesten aus den Archiven von Dresden, Naumburg,  Breslau, Prag, Brünn und Wien, mit Wappen- u. 14 Stammtafeln, Leipzig: Duncker & Humblot, 1910

Wappen aus dem Stammbuch Haugwitz

Literatur:

Cod. Pal. germ. 621,Christoph von Haugwitz – Stammbuch, London/Paris/Stuttgart, 1598
Rüdiger Frommholz: von Haugwitz In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 8. Duncker & Humblot, Berlin 1969, S. 92.
Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band V, Band 84 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1984

Siehe Artikel:

Die Familie von Haugwitz als Besitzer von Pischkowitz und Coritau

2 Kommentare

    • Mir geht es genauso und ich dachte heute, ich trauen meinen Augen nicht! Das sind die Momente die wir brauchen – leider sind sie rar gesät!

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