Erich Liesegang Direktor der Landesbibliothek Wiesbaden

Karl Richard „Erich“ Liesegang erblickte am 26.5.1860 in Duisburg das Licht der Welt.

Seine Eltern waren der aus Perleberg stammende Dr. phil. Geheimer Regierungsrat, Helmuth Karl Albert Liesegang (1827-1914) und seine Mutter die in Schwedt geborene Agnes Marie Sophie Ottilie Jüngel (1836-1883) Tochter des Kaufmanns  Albert Jüngel und dessen Gattin Agnes Schweiger.

Erich hatte noch zehn weitere Geschwister, darunter Landschaftsmaler Helmuth Liesegang.

Sein Vater hatte in Berlin klassische Philologie und Geschichte studiert und war unter anderem an den Gymnasien Bielefeld und Duisburg tätig. Er erhielt am 1.10.1856 seine Ernennung zum ordentlichen Lehrer am Gymnasium in Duisburg und im Herbst 1868 seine Ernennung zum Gymnasialdirektor in Kleve, wo er über 28 Jahre wirkte. Zu seinem 80. Geburtstag erfolgte die Ernennung zum Geheimen Regierungsrat.

Erich studierte ebenfalls zwei Semester Geschichte in Marburg und Bonn, dann in Berlin. Der deutschen Rechts- und Verfassungsgeschichte aber galt sein Hauptinteresse. Erich Liesegang promovierte 1885 in Göttingen mit einer Dissertation über „Die Parochialgerichte der Stadt Köln“.

Am 1.10.1884 trat Liesegang als Assistent bei der Berliner Königlichen Bibliothek ein. Noch als Assistent in Berlin wurde ihm von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften auf Antrag Plancks 1888 ein Reisestipendium verliehen mit dem Auftrag, die in dem weiten, den Osten Deutschlands umfassenden Gebiet, des Magdeburger Rechts gefällten Sprüche der Magdeburger Schöffen für eine Ausgabe zu sammeln. Erich habilitierte sich 1891 an der Berliner Universität für Geschichte. 1897 erschien sein wissenschaftliches Hauptwerk „Niederrheinisches Städtewesen vornehmlich im Mittelalter“

Am 1.10.1897 ernannte man ihn zum Geschäftsführer des Ostmarkenvereins. Am 6.5.1899 wurde Liesegang zum Direktor der Landesbibliothek Wiesbaden ernannt. Eine seiner Hauptstützen dort war der 1895 eingesetzte Bibliothekar G. Zedler.

An einigen Zahlen lässt sich der Aufstieg während seiner Verwaltung ermessen. Der Bücherbestand betrug 1900 etwa 100000, im Jahre 1929 rund 225000 Bände. Seinem Schwiegervater, einem der namhaftesten Bibliothekare, setzte Liesegang ein Denkmal, indem er 1906 dessen selbstbiografische Aufzeichnungen herausgab. Am 1.10.1929 trat er in den Ruhestand, aber schon bald darauf am 26.3.1931 starb er an den Folgen einer Operation. Die Genealogien zu allen hier auf der Webseite genannten Liesegangs könnt ihr ausführlich in der Datenbank nachlesen.

Quellen:

Veröffentlichung der Historischen Kommission für Nassau, Bd. 4, Karl Wolf, Wiesbaden 1950

Buchstadt Wiesbaden? Einblicke in die Wiesbadener Verlagsgeschichte

Veröffentlichungen:

  • Der Neubau der Nassauischen Landesbibliothek zu Wiesbaden, Liesegang, Erich. (1914) – In: Zentralblatt für Bibliothekswesen Bd. 31 (1914) S. 1-17
  • Einige Rechtsaufzeichnungen aus dem Privilegienbuch der Stadt Goch von der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts, Liesegang, Erich. (1912) – In: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte: Germanistische Abteilung Bd. 33 (1912) S. 224-314
  • Einige Rechtsaufzeichnungen aus dem Privilegienbuch der Stadt Geldern aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, Liesegang, Erich. (1911) – In: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte: Germanistische Abteilung Bd. 32 (1911) S. 255-297
  • Herzog Adolf von Cleve im Grenzstreit mit Geldern, Liesegang, Erich. (1910) – In: FS Heinrich Brunner (1910) S. 213-250
  • Zur Geschichte des klevischen Städtewesens unter dem ältesten Herrscherhaus, Liesegang, Erich. (1909) – In: Beiträge zur Geschichte des Herzogtums Kleve S. 64-109
  • Magdeburger Schöffensprüche, Bd. 1, Friese, Viktor • Liesegang, Erich [Hrsg.]. – Berlin (1901)
  • Urkunden und Untersuchungen zur Geschichte der Stadt Stendal. 1. Zur Verfassungsgeschichte, Liesegang, Erich. (1898) – In: Forschungen zur brandenburgischen und preußischen Geschichte Bd. 10 (1898) S. 311-324
  • Niederrheinisches Städtewesen vornehmlich im Mittelalter. Untersuchungen zur Verfassungsgeschichte der klevischen Städte, Liesegang, Erich. – Breslau (1897) http://www.archive.org/details/niederrheinisch00liesgoog
  • Das römische Recht am Niederrhein. Gutachten Kölner Rechtsgelehrter aus dem 14. und 15. Jahrhundert. Zugleich ein Beitrag zur Geschichte des Territorialstaatsrechts, Kohler, Joseph. Liesegang, Erich [Bearb.]. – Stuttgart (1896 – 1898)
  • Zur Verfassungsgeschichte von Neuruppin, Liesegang, Erich. (1892) – In: Forschungen zur brandenburgischen und preußischen Geschichte Bd. 5 (1892) S. 1-83
  • Zur Verfassungsgeschichte von Perleberg, Liesegang, Erich. (1891) – In: Forschungen zur brandenburgischen und preußischen Geschichte Bd. 4 (1891) S. 399-454
  • Recht und Verfassung von Rees. Ein Beitrag zur Städtegeschichte des Niederrheins, Liesegang, Erich. – Trier (1890)
  • Die Kaufmannsgilde von Stendal, Liesegang, Erich. (1890) – In: Forschungen zur brandenburgischen und preußischen Geschichte Bd. 3 (1890) S. 1-57
  • Zur Verfassungsgeschichte von Magdeburg und Salzwedel, Liesegang, Erich. (1890) – In: Forschungen zur brandenburgischen und preußischen Geschichte Bd. 3 (1890) S. 329-397
  • Zur Verfassungsgeschichte der Stadt Köln, vornehmlich im 12. und 13. Jahrhundert, Liesegang, Erich. (1890) – In: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte: Germanistische Abteilung Bd. 11 (1890) S. 1-61
  • Die Sondergemeinden Kölns. Beitrag zur Rechts- und Verfassungsgeschichte der Stadt, Liesegang, Erich. – Bonn (1885) [Onlineversion]