Geschichte der Familie Hevelke-Hewelcke und des Astronomen Johannes Hevelius

Das Leben des Astronomen Johannes Hevelius

Johannes HeveliusDie früheste Nachricht über die Familie Hevelke stammt aus dem Jahre 1434. Nach den Beglaubigungsschreiben der Stadtbehörden Otterndorfs, war ein Heinrich Havelke, den man in Danzig Hevelke van der Osten nannte, in Danzig im Jahre 1433 oder noch früher ohne Erben verstorben. Da er in Danzig Güter besessen hatte, muss er auch Bürger und verheiratet gewesen sein, denn jeder Bürger musste heiraten. Es ist also anzunehmen, dass Heinrich Havelke lange Jahre in Danzig gelebt hatte. Heinrich hatte weitere drei Geschwister, darunter Gert Havelke, der sein Erbe zu Geld machte, vermutlich weil die Erbschaft geteilt werden musste. Gert ließ sich im Danziger Werder nieder (zur Unterscheidung: es gab ein Unter- und Oberwerder)

Das Dorf Stüblau hinter dem Weichselbach war Jahrhunderte lang der bedeutendste Ort des Danziger Werders (Stüblausches Werder genannt) Der Hof den Gert Havelke nach 1434 erwarb, und den seine Nachkommen mehr als 150 Jahre bewohnten, umfasst um das Jahr 1550 drei Culmische Hufen besten Weizenbodens. Er selbst hat sich seines Besitzes nicht lange erfreut. Im Jahre 1444 war er schon tot und der Hof in den Händen eines anderen Hevelke Vermutlich sein Sohn) Im Jahre 1444 hat dem Niklas Hovelke in Stüblau das Hospital zum Heiligen geist, damals wohl das reichste in Danzig, 72 Mark auf seinen Hof geliehen. Niklas muss aber auch sehr bald gestorben sein, denn 1448 ist der Hof in den Händen des Peter Hofelke. Dies alles zeigt, dass die Familie recht wohlhabend war. Das älteste Erbbuch (Hypothekenbuch) des Stüblauschen Werders beginnt im Jahre 1660. Es enthält Eintragungen über die Höfe in Stüblau seit 1592. Der Name Hevelke kommt darin nicht vor, weil keine Handschrift bis 1550 zurückreicht. Im Jahre 1558 taucht der Name Claus Hevelke auf. Dieser hatte wenigstens vier Söhne (Jakob, Merten, Gregor und Peter)

Merten Hevelke erwarb am 21. Februar 1565 das Bürger- und Braurecht in Danzig. Seine Brauerei war ein mittelgroßer Betrieb der 1575 eine Malzakise von 30 Gulden zu entrichten hatte. Im Jahre 1590 verlor er seine erste Frau Catharina, die er als Witwe geheiratet hatte. Im Jahre 1597 heiratete er zum zweiten Mal und wurde in St. Marien getraut. Seine Frau hieß Anna und war eine geborene Westphal. Sie schenkte ihm einen Sohn, der den Namen Johannes erhielt und 1598 geboren wurde. Der dritte Sohn Gregor erhielt das Danziger Bürger- und Braurecht am 10. Mai 1567. Er scheint die Brauerei am Damm angelegt oder erworben zu haben. Im Jahre 1579 war er nicht in der Lage die geforderten Steuern zu begleichen. Nach dem Tod seiner Frau, die eine geborene Zander war, heiratete er im Jahre 1583 erneut. Er starb 1612, seine Witwe 1623. Aus erster Ehe hatte er einen Sohn mit Namen Gregor, ebenfalls Brauer und eine Tochter mit dem Namen Anna. Peter Hovelke *1543 wurde am 27. März 1574 als Kaufmann im Bürgerbuch eingetragen. Er verstarb vermutlich im Jahre 1604. Sein Sohn Peter übernahm das Geschäft des Vaters. Sein Tod ist auf den 2. Januar 1613 festgehalten. Er hinterließ 2 Kinder.

Stammtafel Hevelke

Das Leben des Astronomen Johannes Hevelius

Hans Hewelcke kam am 28. Januar 1611 um halb neun am Morgen zur Welt. Damals war sein Großvater Michel Hoefelke schon gestorben. Ebenfalls gestorben waren schon seine Stiefgeschwister  aus der Ehe seines Vaters Abraham mit Concordia, eine Tochter von Gregor Heinrich. Auch seine ältere Schwester Anna war 1609 schon tot, kaum 2 Monate alt. Am Leben waren noch seine Großmutter väterlicherseits, Katharina Hecker und seine Großmutter mütterlicherseits Sara geborene Kringel, verehelichte Brümmer.

Johannes wuchs auf in demselben Haus auf, das sein Großvater Michael schon besessen hatte, das Eckhaus vierter Damm und Häkergasse, in Richtung Markthalle. Getauft wurde er in der St. Johanniskirche. Mit 7 1/4 Jahren kam er in die Schule und hat sie bis zum Jahre 1624 besucht, offenbar ohne sie zu beenden, denn im Jahre 1624 ist im Catalogus die Eiuntragung gemacht worden: „schola curis dissipata est et discipuli dimissi sunt„. Das heißt, die Schule wurde für einige Zeit geschlossen wegen Krieg und Pest. Seoine Eltern schickten ihn daraufhin nach Gondeltsch bei Bromberg um die polnische Sprache zu erlernen.

In einer Zeit religiöser Engherzigkeit und Unduldsamkeit gehörte schon ein weltoffener Sinn dazu, seinen Sohn in eine der Ketzerei verdächtigte Schule zu schicken. Dies aber tat Abraham, als er 1618 seinen einzige Sohn dem calvinistischen Parteiführer anvertraute. Dass Vater Abraham religiös nicht gleichgültig war, bewies er im Jahre 1636, als er unter ein Bekenntnis zur unveränderten Augsburgischen Konfession seine Unterschrift setzte. Als Johann Hefelke auf das Gymnasium kam war Fabricius schon krank, so dass das Rektorat unbesetzt war. Damals bestand das Gymnasium aus fünf Klassen. 32 Lehrstunden pro Woche, das war für den körperlich recht schwachen Knaben sehr anstrengend und forderte all seine Willenskraft und Ausdauer.

Auf der Universität studierte er ein Jahr lang die Rechtswissenschaften, war aber durch seine Begabung und durch seinen bisherigen Bildungsweg schon so sehr an die Astronomie gebunden, dass die Fächter Optik und Mechanik seine Zeit bei weitem mehr in Anspruch nahmen. Nach einem jahr ging er nach London und besuchte bekannte Astronomen wie James Usker, John Wallis und Samuel Hartlieben. Der junge Student muss dort einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen haben, denn diesen Besuchen ist es zuzuschreiben, dass man auf seine späteren wissenschaftlichen Leistungen schnell aufmerksam wurde und ihm viel Ehre und Anerkennung erwies. Von London ging er nach Paris und kam in Berührung mit Pierre Gassendi und Bouillaud. Dann reiste er nach Avignon um den gelehrten Jesuiten Kircher kennezulernen. Die Beziehungen zu ihm wurden so eng, dass er zu dessen Buch „Primitiae Gnomonicae Catoptricae“ 1633 das Titelblatt in Kupfer stach.

Was Hevelius nach seiner Rückkehr in den nächsten Jahren in der Heimat trieb, lässt sich nur vermuten. Die astronomische Wissenschaft trat hinter notwendigen Dingen vorläufig zurück. Die Absicht als Kaufmann tätig zu sein, hatte er offenbar aufgegeben. Dagegen machte er sich in den ausgedehnten Betrieben seines Vaters mit den Geheimnissen des Brauwesens vertraut. Mit 24 Jahren, am 21. März 1635 trat er in den Ehestand. Seine Frau wurde die vornehme Tochter des Hans Rebeschke, Catharina. Er hatte sich seine Braut nicht aus den Töchtern der ratsverwandten Geschlechter gewählt. Catharina die am 15. November 1613 auf Pfefferstadt geboren wurde, stammte aus der Brauereifamilie Rebeschke, für die er nun zugleich die Verwaltung übernahm. In diesem Zusammenhang sollte es noch zu großen Erbauseinandersetzungen kommen.

Im Jahre 1636 wurde der Astronom Mitglied der Brauerzunft. Seine Ehe dauerte von 1635-1663 und war oftmals getrübt durch die Kränklichkeit seiner Ehefrau.  Als sein Vater 1649 gestorben war, verband Hevelius die drei Häuser und errichtete auf den Dächern ein großes Observatorium. Nach und nach besorgte er sich zahlreiche Instrumente, neben Linsenfernrohren auch Teleskope, mit denen er die Oberfläche des Erdmondes untersuchte. Hevelius wurde 1651 Ratsherr und schließlich auch Bürgermeister der Danziger Altstadt. Seit 1639 galt sein Hauptinteresse der Astronomie, auch wenn er sich sein Leben lang in städtischen Angelegenheiten engagierte. 1641 errichtete er ein hervorragend ausgestattetes Observatorium mit einem selbstkonstruierten Teleskop von 45 m Länge. Auf ihn geht eine erste einfache Ausführung des Periskops zurück.

Nach dem Tod seiner Ehefrau heiratete er die Kaufmannstochter Elisabeth Koopmann mit der er vier Kinder zeugte. Eine große Ehrung erfuhr Hevelis am 30. März 1664, als er zum „Fellow of the Royal Society“ gewählt wurde. Durch einen Brand verlor er im September seine Sternwarte, seine Bücher und seine Instrumente. Hevelius machte sich sogleich an den Wiederaufbau, aber die Fertigstellung erlebte er nicht mehr. Er starb am 28. Januar 1687  in seiner Heimatstadt Danzig. Hevelius gilt als einer der größten und bedeutendsten Astronomen seiner Zeit, eine Gedenktafel vor dem Rathaus erinnert an ihn.

Quelle:

Hevelke: Johannes: Gert Havelke und seine Nachfahren 1434-1927 : Geschichte der Familie Hevelke-Hewelcke und des Astronomen Johannes Hevelius, Danzig: Danziger Verlagsgesellschaft Paul Rosenberg, 1927

Literatur:

Johannis Hevelii Selenographia Sive, Lunæ Descriptio : Atque Accurata, Tam Macularum Eius, Quam Motuum Diversorum, Aliarumque Omnium Vicissitudinum, Phasiumque, Telescopii Ope Deprehensarum, Delineatio. In qua simul cæterorum omnium Planetarum nativa facies, variæque observationes, præsertim autem Macularum Solarium […] sub aspectum ponuntur […] : Addita Est, Lentes Expoliendi Nova Ratio, Ut Et Telescopia Diversa Construendi, Et Experiendi, horumq. adminiculo, varias observationes Cælestes, inprimis quidem Eclipsium, cum Solarium, tum Lunarium […] perspicue explicatur, 1647