Die evangelischen Prediger in Ilfeld

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Warum wurde in Ilfeld verhältnismäßig spät die Lehre Luthers verkündet, war dies doch in vielen Orten der Umgebung längst geschehen. In Appenrode 1525, 1529 in Petersdorf und Steigertal, 1523 in Urbach? Abt Bernhard II. von Mitzefal war ein eifriger Anhänger des Papstes, von hohem Ansehen und Verwandten an den Höfen. Der Graf von Hohnstein hatte 1525 im Bauernkrieg schlechte Erfahrungen gemacht und schob die Schuld an diesem Aufstand der Reformation zu. Ohne Unterstützung durch den Grafen war es schwer, die neue Lehre zu verkünden. Er selbst trat nicht zur neuen Lehre über, obwohl er es duldete. Graf Ernst von Hohnstein starb 1552. Sein Nachfolger berief 1556 eine Synode nach Walkenried ein, wo beschlossen wurde, die neue Lehre in der ganzen Grafschaft zu verkünden.

ANDREAS MARHOLT: zu Beginn der Reformation, besonders durch den Pastor an St. Blasii zu Nordhausen Johann Spangenberg ausgebreitet, gab es den jungen Mönch Marholt in Ilfeld, der sich durch Spangenberg in der neuen Lehre unterrichten ließ und sich Luthers Schriften von ihm borgte, bis er mit einem anderen Konventualen fleißig diskutierte und ihn schließlich bekehrte, dies war Thomas Stange, ab 1544 Abt. Was unter Abt Bernhard von Mitzefal nicht möglich war, erreichte Marholt bei Thomas Stange. Er war es auch, der Marholt zum Prediger machte. Er übernahm auch den Unterricht an der neu angelegten Klosterschule bis 1550 Michael Neander kam. Andreas Marholt war Pfarrer des Stifts und gleichzeitig für den Flecken zustündig. Dies änderte sich im März 1555, als die Betreuung der Fleckengemeinde durch das Stift und Kloster nicht mehr möglich war und Ilfeld eine eigene Pfarrei bekam.
ANTONIUS BALTRIUS: auch er mußte zusätzlich Schulunterricht erteilen und war zugleich Konventual im Kloster
VALENTIN HERRNWIG: Von ihmfindet sich ausser seinem Namen nichts weiter. Zuvor war er Pastor in Hermannsacker.
VALENTIN MÖLLER (Mylius): erst Pastor in der Neustadt unterm Honstein und im September 1572 zum Pastorat nach Ilfeld berufen. Er hielt Neander die Leichenpredigt und ist 43 Jahre Pastor in Ilfeld gewesen.
JOHANN PFEIFFER: aus Andreasberg stammend. Er wurde 1626 nach Nordhausen an die St. Petri Kirche und 1633 an die St. Blasii berufen wo er 1646 starb.
ANDREAS GÖTTLING: von ihm heißt es, dass er durch viele widrige Schicksale in seinem Amt ein wahrer Märtyrer gewesen sei. Sein Vater war Bergbedienter zu Andreasberg, dann Amtmann auf dem Hause Hohnstein. Er war ein Schwiegersohn des Rektors und Administrators Johann Cajus zu Ilfeld, welcher ihn 1626 nach Ilfeld berief. Göttling hatte 1629 sehr viel zu leiden, besonders wegen des katholische Abtes Nihus der ihn so plagte, dass er schlussendlich am 14.5.1633 resignierte und sich mit der Familie nach Nordhausen begab, vier Wochen mit Arrest belegt wurde, dann als Diakonus nach Ellrich ging und ein Jahr später als Pastor an der St. Jacobi dahin zurückkam, wo er 1665 starb.
FRIEDRICH WACKER: Pastor von 1634 an und zugleich Rektor an der Schule. Er starb 1642
JOHANN VALENTIN LIESEGANG: wurde am 25.7.1643 als Pastor eingeführt (siehe seine Lebensgeschichte) Liesegang war hier 48 Jahre im Amt und gleichzeitig der älteste Kirchenbuchführer, er starb 1691 und wurde „bei volkreicher“ Versammlung beerdigt am 2.2.1691
GEORG BASILIUS BRINCKMANN: Sohn des Predigers zu Willershausen, wurde am 11.5.1690 von Generalsuperintendent Knorr hier eingeführt. Er starb am 17.11.1735, 73 Jahre alt. Begraben wurde er am 20.11.1735 hinter dem Altar der Fleckenskirche.
RUDOLPH DIETRICH LODEMANN: geboren am 27.4.1706 zu Soltau, wo zu jener Zeit sein Vater Pastor war (später Superintendent in Einbeck, zuletzt Osterode) Im Jahre 1747 wurde mittels eines Rezesses zwischen dem König von England als Churfürst von Braunschweig-Lüneburg und dem gräflichen Hause Stolberg, dem Letzeren das Patronatsrecht über die hiesige Kirche und Fleckenschule zuerkannt und 1754 der Pastor durch eine Verfügung an das Konsistorium zu Neustadt gewiesen und 1755 zum Superintendenten der Grafschaft Hohnstein ernannt. Im Jahre 1763 beschloss er mit seiner letzten Predigt sein 26stes Amtsjahr und starb 5 Tage darauf am 13.5. und wurde auf dem neuen Kirchhof begraben.
CONRAD NAHMACHER: königlicher Superintendent der Grafschaft Hohnstein und Direktor des hiesigen Pädagogiums hat zwischen Lodenmann und Roitzsch 4 Jahre lang die Superintendentur verwaltet. Er wurde am 22.5.1744 in Ratzeburg geboren. Sein Vater erzog ihn sorgfältig und unterwies in zum Teil selbst. Er erlaubte ihm nicht die öffentlichen Schulen zu besuchen, um ihn vom „Bosen“ fernzuhalten. Sein Studium vollzog er in Helmstedt, nahm dort den „gradum Magistri“ an und wurde am 24.2.1756 Rektor der Schule zu Helmstedt und Subprior zu Marienthal. Ungefähr drei Jahre später berief man ihn als Rektor und Pastor nach Osnabrück. Im Jahr 1763 wurde er von der königlichen Regierung zu Hannover als Direktor nach Ilfeld versetzt und bekam hier im Sommer 1764 auch die Superintendentur der Grafschaft. Nahmacher starb am 5. Mai 1768 um 23:00 Uhr nach hektischem Fieber und am 9. Mai wurde er zu Grabe getragen. Er wird beschrieben als sanft, freundlich, leutselig und gegen Arme wohltätig. Von seiner weitläufigen Gelehrsamkeit und philosophischen, philologischen und theologischen Wissenschaften zeugen viele Schriften.
CHRISTIAN GÜNTHER ROITZSCH: geboren in Heringen 1738, Sohn des Archidiakonus Gottfrid Roitzsch daselbst. Schon 1740 wurde er vaterlos und bedürftig, da nahm sich Graf Christian Günther von Stolberg seiner an bis nach vollendeten Universitätsjahren 1760. Der regierende Graf Karl Ludwig zu Stolberg berief ihn als Pfarrer nach Ilfeld, wo er am 4.12.1763 ordiniert und eingeführt wurde. Nach dem Tod des Superintendenten Nahmacher 1769 erhielt er die hohnsteinische Superintendentur. 1813 erlebte er munter sein 50stes Amtsjahr. Er war seit 1643 der 4. hiesige Prediger. Insgesamt versah er sein Amt 57 Jahre lang, war zweimal verheiratet. Von seinen 14 Kindern überlebten ihn nur 3. Er war ein gewissenhafter und treuer Seelsorger dessen Verlust sehr beklagt wurde.
JOHANN FRIEDRICH WILHELM STÜTZING: früher Konventual des Klosters Loccum, der am 8.3.1824 starb.
MARTIN CHRISTOPH DAVID ILSE: aus Göttingen stammend folgte als Pastor bis zum 1.4.1847, ein in jeder Beziehung musterhafter, edler und menschenfreundlicher Mann, wie das Kirchenbuch sagt.
Pastor W. ZWICK: ..bis??

Aktuell leiten Claus und Elke Conrad das Pfarramt mit großem Engagement, was die begeisterten Ilfelder Kirchgänger gerne jederzeit bestätigen.

Quellen:

1.) Unveröffentlichtes Manuskript anläßlich eines Vortrags im Saal des Hotels zur Tanne in Ilfeld am 14.2.1896 von Pfarrer W. Zwick
2.) Kirchen-, Pfarr- und Schulchronik der Grafschaften Stolberg-Rosla und Stolberg-Stolberg von Just Ludwig Günther Leopold, Pastor zu Leimbach und Petersdorf, Nordhausen 1817
3.) Ludwig Lüder, Ilfeld, ein Blick die die Geschichte des Fleckens, Verlag Neukirchner Nordhausen 2002