Der letzte Graf von Holstein-Schauenburg

Ernst v. Holstein-SchaumburgOtto VI., Graf von Schauenburg (Schaumburg) und Pinneberg, welches letztere ihm 1635 zufiel, wurde 1616 geboren

und zählte bei seinem Ableben am 15. November 1640 erst 24 Jahre. Er war der letzte Spross dieses alten Grafenhauses, aus welchem die Herzoge von Schleswig-Holstein und 1459 Christian I., König von Dänemark hervorgegangen waren.

Schon in früher Jugend muss er seinen Vater Georg Hermann, den jüngsten von vier oder fünf Brüdern verloren haben; denn im Jahre 1631 sehen wir ihn unter Kuratel seines väterlichen Oheims und Pflegevaters, des Grafen Hermann, der aber auch 1634 das Zeitliche segnete, nachdem er bereits die drei übrigen Brüder, Heinrich, Hans Otto und Jodocus verloren hatte.

Vermählt war Graf Hermann seit 1609 mit Katharina Sophia geboren am 6. Mai 1577 und + 18.12.1665. Sie war eine Tochter des Herzogs Otto jun. aus dem mittleren Lüneburger Hause) ohne Kinder mit ihr zu zeugen. Der Neffe und Mündel Otto war sein Erbe. Zur Devise führte dieser, wie ein Stammbuchblatt von 1630 bezeugt, die Worte: „Mors exilium, luctus, dolor non sunt supplicia, sed tributa vivendi“.

Im nächstfolgenden Jahre hielt er sich unter Leitung eines Hofmeisters in Paris auf, wohin ihn seine Mutter oder vielmehr sein Pflegevater geschickt hatten. Von Otto´s VI. späteren Lebensumständen, ob er beispielsweise in schwedischen Kriegsdiensten gestanden hatte, ist nichts bekannt. Nach seinem frühzeitigen Ableben betrachtete sich seine Mutter Elisabeth als Universalerbin und rechtmäßige Besitzerin der Grafschaft Schauenburg. Sie war die älteste der fünf Töchter Simon VI. Grafen zur Lippe, der ausser ihnen noch fünf Söhne zeugte und der Stammvater aller nachmaligen Grafen, respektive Fürsten von der Lippe ist. Geboren im Jahre 1592, vermählte sich Elisabeth 1612 mit Georg Hermann und Otto blieb beider einziger Sohn.

Von ihren drei Brüdern (zwei davon starben jung und unvermählt) stifteten der älteste, Simon VII. (geboren 1588 +1627) die Detmolder Linie. Der Mittlere, Otto (geboren 1589 +1659) die erloschene zu Bracke, der jüngste, Philipp (geboren 1601 +1681) die Bückeburger Linie, welche sich unter seinen Söhnen Friedrich Christian und Philipp Ernst in die zwei Äste Bückeburg und Alverdissen spaltete.

Auf diesen ihren jüngsten Bruder nun gedachte Elisabeth ihres Sohnes gesamte Hinterlassenschaft, nicht nur die Allodien, sondern auch alle Ämter und Landesteile zu vererben, welche bei Hessen-Kassel und dem Stift Minden zu Lehen gingen. Da Hessen-Kassel ihr diese Befugnis streitig machte und sogar gegen sie klagte, erhob sich bekanntermaßen ein heftiger und mehrjähriger Prozess, so dass auch die Krone Dänemark einschritt und das Pinnebergsche Gebiet militärisch besetzen ließ. Dieser Streit im Jahre 1647 endete durch einen Vergleich mit dem landgräflichen Hause mittel Teilung und mit Dänemark gegen eine Abfindungssumme.

Die Schaumburger Grafen waren im 13. Jahrhundert Gografen des Bezirks Wennigsen (Deister) und bereits seit über 100 Jahren im Deister-Vorland begütert. Dieser Umstand brachte es mit sich, dass den Grafen von Schauenburg und Holstein die Vogtei des Klosters Wennigsen unterstellt wurde. Die Grafenfamilie stiftete Eigentum an das Kloster.

 

Herrscher über Schaumburg und Holstein-Pinneberg: Quelle: Wikipedia

1290–1315 Adolf VI. (* 1256, † 1315)
1315–1354 Adolf VII.
1354–1370 Adolf VIII.
1370–1404 Otto I.
1404–1426 Adolf IX.
1426–1464 Otto II. (* 1400, † 1464)
1464–1474 Adolf X. (* 1419, † 1474)
1474–1492 Erich (* 1420, † 1492)
1492–1510 Otto III. (* 1426, † 1510)
1510–1526 Antonius (* 1439, † 1526)
1526–1527 Johann IV. (* 1449, † 1527)
1527–1531 Jobst I. (* 1483, † 1531)
1531–1560 Johann V.
1531–1581 Jobst II.
1533–1576 Otto IV. (* 1517, † 1576), Bischof von Hildesheim 1531–1537 als Otto III.
1576–1601 Adolf XI. (* 1547, † 1601)
1601–1622 Ernst (* 1569, † 1622)
1622–1635 Jobst Hermann (* 1593, † 1635)
1635–1640 Otto VI. (* 1616, † 1640)

Literatur:

Geheime Geschichten und rätselhafte Menschen, Sammlung verborgener oder vergessener Merkwürdigkeiten, Zweite Auflage, 9. Band von Friedrich Bülau, Leipzig 1864