Dynastie der Buchdruckerkunst in Leipzig und Görlitz

Die Anfänge der Buchdruckerkunst

Geistliche waren schon in der ältesten Zeit Inhaber der Schreibkunst. Erst mit der Erfindung des Lumpenpapiers um 1300 wurde auch die Schreibkunst allgemeiner, so dass nun auch Bürger und andere Weltliche die Schreibkunst in den Schulen gelehrt bekamen. Diese Buchschreiber behielten sowohl den alten Stoff, das Pergament als auch die alte Schrift (als Mönchsschrift bekannt) noch lange bei, während bei Korrespondenzen und in Verwaltungen seit Mitte des 14. Jahrhunderts größtenteils auf Papier geschrieben wurde. Nur was ewig halten sollte (Dokumente, Testamentsbücher, Statuten) wurde noch auf Pergament geschrieben. So ist beispielsweise im Görlitzer Ratsarchiv das älteste Stadtbuch von 1305 auf Pergament, das älteste Achts- und Vergleichsbuch von 1342 aber auf Papier geschrieben. Die alten Pergamente ließen sich nur unter mühseligen Vorbereitungen mit Federn von Rohr und Stahl und kostspieligen Farben schreiben aber seit Mitte des 14. Jahrhunderts wurde die Fertigung der Bücher billiger. Es gab in dieser Region bereits um 1443 eine Papiermühle in Bautzen.

Es gab also zu der Zeit wo Gutenberg die Welt mit seiner Kunst bereicherte, in Görlitz und Leipzig schon mehrere Büchersammlungen. Der erste Katalog an Klosterbüchern in Görlitz weist im Jahre 1362 schon 69 Bücher aus.

Es ist wahrscheinlich, dass Görlitz seine ersten geruckten Bücher aus Leipzig bekam, denn an der Leipziger Universität hielten sich viele Görlitzer Studenten und Dozenten auf. Bereits 1530 war hier ein Buchdrucker etabliert, der zu jener Zeit kleine Schriften, Flugschriften, Schulbücher und Liederbogen gedruckt hat. Im Memorabilienbuch wird 1540 der Papiermacher „Haderlump“ (ein Spitzname) genannt, das Papierzeichen war ein Schild, mit einem „G“ für Görlitz. Dies mögen die Anfänge der Buchdruckerkunst gewesen sein…

Ahnentafel von Johann Rambau

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Johann (Hans) Rambau heiratet Barbara Henne

Um die Beziehungen der damaligen Buchdrucker in Leipzig und Görlitz der Reihenfolge nach zu beschreiben, beginne ich mit Barbara Henne, geboren im Dezember 1536 in Leipzig als Tochter des Bürgers und Buckelmachers Georg Henne. Barbara ehelichte am 14.5.1564 den aus Buxtehude stammenden  Johannes I. Rambau (Namensvariationen: Rampau, Rambaw, Rhambaw, Rambow) Er wird beschrieben als kunstreicher Buchdrucker und von den Gelehrten wegen seiner fleißigen Aufsicht über seine Druckerei geschätzter und vornehmer Bürger in Leipzig. Zu seiner Druckerei mag er gekommen sein durch seine erste Ehefrau Helene (+ November 1563) der Witwe des Heinrich Eichbuchler, der in Leipzig bis 1555 als Buchdrucker lebte. Von ihm wissen wir, dass er 1550 ein Haus in der Ritterstrasse kaufte.

Für die Geschichte sind die nachfolgenden Kinder von Rambau relevant:

Johannes II. auch Hans genannt wurde getauft am 7.3.1565, der spätere Buchdrucker und Papiermühlenbesitzer in Görlitz

Andreas (in den Urkunden als Rambach bezeichnet) getauft 18.1.1567 und von Beruf Drahtwirker und Goldschmied. (Einen genealogischen Zusammenhang mit den berühmten Geistlichen Rambach konnte bisher nicht erbracht werden) Seine Söhne Andreas *1593 und Jacob *1597 setzten die Tradition als Buchhändler in Leipzig fort.

Maria getauft am 15.6.1573 in Leipzig, galt als geschätzte und treusorgende Frau, immer um das Wohl der anderen bemüht. Am 8.7.1591 ehelichte sie den Buchhändler Bartholomäus Voigt  (*1564)  Dieser arbeitete ab 1561 in der Druckerei von Johann Rambau senior, Am 23.8.1589 erwarb er das Bürgerrecht, kaufte den halben Buchladen der Witwe Heil für 4000 Gulden und im kommenden Jahr Verlag und Sortiment des Druckers Johann Beyer. 1635 übernahmen die Söhne die Firma für 35.000 Gulden.

Kommen wir zurück zu Barbara. Ihr Gatte Johann Rambau starb am 12.4.1579 in Leipzig und Barbara heiratete darauf hin 1580 den Buchdrucker Georg Deffner, seit 1580 Bürger ebenda.

Als dieser 1587 starb, ehelichte sie kurz darauf den Bürger und berühmten Buchhändler Abraham Lamberg. Geboren 1557 als Sohn eines Schneidermeisters, seit 11. August 1587 Bürger der Stadt Leipzig. 1589 leistete er den Buchdruckereid und im Jahr 1593 erwarb er für 15 Jahre das Druckrecht für die Messkataloge und galt weithin als führender Leipziger Buchdrucker. 1597 hatte Abraham seine eigene erste Buchhandlung, die gleichzeitig als Kommissionslager für seinen Stiefsohn Johann Rambau diente.

Nach seinem Tod 1629 führten seine Erben das Werk von 1631-1633 fort. Von seinen Kindern wurde der 1626 geborene Sohn Christoph bekannt. Dieser hatte 1646 in Jena studiert und 1648 in Leipzig seine Magisterprüfung abgelegt. Im Jahr 1649 begann er ein Theologiestudium unter Carpzow und wurde 1651 Informator für die Söhne eines kursächsischen Wildmeisters. 1655 folgte er dem Ruf des Grafen Heinrich Ernst von Stolberg, um Hofmeister des jungen Grafen Ernst *1650 und der Gräfin Anna Eleonore *1651 zu werden. Am 15.10.1663 ernannte man ihn zum stolbergischen Hofprediger. Seine Mutter Christine, eine geborene Göring ehelichte 1633 den Buchdrucker Henning Köhler in Leipzig. (Leichenpredigt Fritz Roth Nr. 6415) Soweit vorerst die geschichtlichen Abläufe in Leipzig.

image-rambau4Johann II. Rambau richtet eine Schriftgießerei ein:

Johann II. Rambau (*1565)  hatte eine Schriftgießerei eingerichtet und auf seine Veranlassung wurde 1609 die Moyser Mahl-Mühle in eine Papiermühle umgewandelt, Er übernahm die Geschäfte seines Vaters am 11.6.1595.  Zuvor am 11.11.1591 hatte Johann die Tochter des Görlitzer Buchdruckers Ambrosius Fritsch geheiratet.

Das Druckerzeichen des Johann Rambau:

Sein Druckerzeichen stellte ein Schiff auf hochgehendem Meer dar und es befindet sich auf dem Land ein knieender betender Mann, der einen Anker vor sich liegen hat, Blitz und Regen treffen das Schiff, eine Hand aus den Wolken aber, über welcher der Name Jehova zu lesen ist, hält einen Zettel mit den Worten „salus tua ego sum“

Nach seinem Tod setzten seine Nachkommen den Betrieb unter der Leitung von Factoren fort, unter denen der letzte Martin Hermann war, dem 1644 die Druckerei als Eigentum überlassen wurde. Sein Sohn (mit gleichem Vornamen) führte die Druckerei als Erbe von 1634-1644) Was aus ihm wurde ist nicht bekannt.

Nach den vorhandenen Akten hinterließ Rambau bei seinem Tod ein Haus in der Krischelgasse und wegen der unmündigen Kinder wurde ein gerichtliches Inventarium seines Nachlasses aufgenommen. Darin ist auch die Gießkammer erwähnt, worin sich die Matrizen zu den Lettern befanden, das waren 31 Sorten, unter anderem die Nonnenschrift, Text Antiqua, Paranchon Antiqua, Tertia Antiqua, Cicero, Corpus Antiqua, grobe Canon, Text Fraktur, Schwabacher, Rheinländer, Jungfern-Fraktur usw..

Schwiegervater Ambrosius Fritsch geboren 1523 in Oschatz + am 5.12.1593 in Görlitz hatte die Druckkunst in Wittenberg bei Hans Lufft erlernt und sich in Basel und Leipzig bei Rambau fortgebildet. Nach Görlitz kam er 1565 auf Anraten seines Bruders, des damaligen Stadtphysicus, denn Drucker wurden zu jender Zeit überall dringend gebraucht.

Buchdruckersignet von Ambrosius Fritsch

Sein Buchdruckersignet war ein Füllhorn mit der Umschrift »Ditat servata fides« oder bei deutschen Werken »Wahrhaftig Nahrhaftig« Fritsch war nicht nur Drucker, sondern auch Buchhändler und stellte seine Verlagswerke auf der Leipziger Messe aus. In der Bäckergasse baut er sich 1573 ein Haus.

Das erste wichtige Druckwerk war der lutherische Katechismus. Mit dem Rat hatte sich Fritsch bald angelegt, weil er für die Kirche einige Schmähschriften und Streitschriften herausbrachte und somit dafür sorgte, dass sich Calvinisten, Lutheraner und Papisten bekriegten wo sie nur konnten und sie steckten ihn sogar ins Gefängnis. Es brachte ihm also nur Ärger und noch mehr Zensur. Domdechant Leisentritt hatte sich noch für seine Freilassung eingesetzt, aber Fritsch blieb unbelehrbar, auch nach einem Verweis vom kaiserlichen Hofe, was aber blieb ihm übrig, er hätte vom Ertrag der seriösen Aufträge die Familie schwerlich ernähren können.

Nach seinem Tod übernahm Johann II. Rhambaw Druckerei und Buchhandel. Sohn Ambrosius II. hatte zwar auch die Druckerei in Leipzig erlernt und er war auch eine Weile bei seinem Schwager, aber die beiden vertrugen sich nicht gut. Was aus ihm wurde ist nicht bekannt, er scheint Görlitz verlassen zu haben. Den Verkauf an Hans Rambau für ca. 915 Gulden veranlassten die damaligen Vormünder Justus Titius und Elias Büttner, obwohl die Druckerei mit Zubehör auf 1000 meißnerische Gulden taxiert worden war.

Quellen:

  • Festschrift für Josef Benzing zum Sechszigsten Geburtstag, 4. Februar 1964 Von Josef Benzing, 1964, S. 52,53,58.
  • Die Leichenpredigten des Stadtarchivs Braunschweig, Bd. 6, Hannover
  • Restlose Auswertung von Leichenpredigten und Personalschriften Nr. 3913, 6415, von Fritz Roth Boppard 1959
  • Lausitzisches Magazin, 35. Band, von Gustav Köhler, Görlitz 1859 Seite 34-56, Nachtrag Seite 227-236
  • ADB Bd. 17; S. 536 und NDB Bd. 13, Seite 430-431
  • Webseite: Leipzig Lexikon
  • Stammbaum Lamberg und Rambau in der Sammlung von Johann Jacob Vogel in der Universitätsbibliothek Leipzig
  • Geschichte von Görlitz von C. G. Theodor Neumann
  • Codex Diplomaticus Lusatiae superioris (die Görlitzer Bürgerrechtslisten 1379-1600) Dr. Erich Wentscher, Görlitz 1928
  • Chronik der Schriftgießereien in Deutschland und den deutschsprachigen Nachbarländern

Genealogisch relevante Literatur:

Fritsch : Alte Görlitzer Geschlechter und die Wappen derselben, Verlag Tzschaschel, Görlitz 1891

Weitere Literatur:

Rudolf Winkler : Das Buchhandlungshaus K. F. Koehler in Leipzig : 1789 – 1889 ; ein Rückblick auf s. 100jähriges Bestehen, Leipzig : [Klinkhardt], 1889